Smart, effizient, resilient Wie das Jahr 2024 die Fertigungsindustrie für 2025 vorbereitet hat

Die digitale Transformation treibt die Fertigungsindustrie voran: Technologien wie KI und IoT schaffen neue Effizienzpotenziale und stärken die Resilienz in unsicheren Zeiten.

Bild: iStock, AlonzoDesign
04.12.2024

Das Jahr 2024 war für die Fertigungsindustrie ein Jahr der Kontraste. Steigende Kosten, Energiekrisen und komplexe Lieferketten stellten die Unternehmen vor Herausforderungen, während Technologien wie Künstliche Intelligenz und IoT den Weg für neue Lösungen ebneten. Die digitale Transformation wurde nicht nur zu einem Wettbewerbsvorteil, sondern auch zu einer Notwendigkeit, um Widerstandsfähigkeit und Effizienz zu gewährleisten. Diese Trends haben die Industrie beeinflusst und die Weichen für eine intelligentere und widerstandsfähigere Industrie im Jahr 2025 wurden gestellt.

Das Jahr 2024 war geprägt von massiven Herausforderungen für die Fertigungsindustrie: Steigende Rohstoffpreise, die Energiekrise und die zunehmende Komplexität globaler Lieferketten. Gleichzeitig setzte sich die digitale Transformation mit Nachdruck fort, was sowohl Chancen als auch Anforderungen an Unternehmen mit sich brachte. Markus Precht, Partner Manufacturing bei der Unternehmensberatung Infosys Consulting, zieht ein Resümee, welche technologischen Trends die Fertigungsbranche beschäftigt haben und welche Tendenzen sich daraus für das kommende Jahr ableiten lassen.

Kosten – Effizienz als Überlebensstrategie

Die anhaltende Kostenexplosion bei Rohstoffen und Energie hat dieses Jahr viele Branchenunternehmen unter Druck gesetzt. Besonders erfolgreiche Ansätze zur Kostenreduktion kombinierten Automatisierungstools, digitale Prozessüberwachung und datenbasierte Entscheidungsfindung zu einer effektiven Strategie. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Advanced Analytics ermöglichen es, Produktionsabläufe präzise zu verbessern, Stillstandzeiten zu minimieren und die Ressourcennutzung effizienter zu gestalten.

Für 2025 ist zu erwarten, dass Unternehmen ihre Cloud- und IT-Infrastruktur umso mehr unter die Lupe nehmen, um ungenutzte Kapazitäten und redundante Systeme zu eliminieren. Diese Konsolidierung wird Ressourcen für Neuheiten freimachen und gleichzeitig Einsparmöglichkeiten eröffnen. Aus dem gleichen Grund dürfte ein effizientes Datenmanagement erneut als Thema in den Vordergrund rücken.

Lieferkettenmanagement: Resilienz durch digitale Transparenz

Die steigende Volatilität der globalen Märkte und die damit verbundenen Herausforderungen für die Lieferketten bleiben ein Dauerthema. 2024 waren neue Ansätze gefragt, um die Resilienz zu steigern, denn 37 Prozent der EU-Unternehmen sahen den Zugang zu Rohstoffen und Materialien als ein erhebliches Hindernis an, während 34 Prozent von Störungen in Logistik und Transport betroffen waren. KI-gestützte Systeme können hierbei prädiktive Analysen, Nachfrageprognosen und die Verbesserung von Beständen und Routen übernehmen. Dies ermöglicht es Unternehmen, in Echtzeit auf Veränderungen zu reagieren und ihre Lieferketten anpassungsfähiger und effizienter zu gestalten.

Dieser Ansatz wird sicherlich im kommenden Jahr ausgebaut werden. Digitale Zwillinge haben das Potenzial, sich in diesem Kontext als unverzichtbares Werkzeug zu verbessern. Sie ermöglichen es Fertigungsunternehmen, ihre Lieferketten in Echtzeit zu modellieren und potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus könnte das Augenmerk mehr auf einer umfassenderen IoT-Vernetzung und Integration von Blockchain-Technologien liegen, um die Nachverfolgbarkeit und Transparenz entlang der gesamten Lieferkette sicherzustellen.

Smart Factory: Vernetzung als Erfolgsfaktor

Die Smart Factory ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern wird zunehmend zur Realität. Viele Unternehmen setzen auf Industrial Internet of Things (IIoT), um Maschinen, Prozesse und Mitarbeiter zu vernetzen. Der Einsatz von KI und datenbasierten Modellen wird hierbei zum unverzichtbaren Werkzeug. Obwohl viele Use Cases erfolgreich umgesetzt wurden, steckt das Potenzial von KI in der Fertigung noch in den Kinderschuhen. Die Herausforderung besteht darin, die Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie in verwertbare Erkenntnisse umzuwandeln, die durch die KI nutzbar sind.

Die Smart Factory wird sich 2025 weiter zu einem Modell hin entwickeln, das Technologie, Daten und menschliche Expertise stärker als je zuvor vereint. Es ist zu erwarten, dass die Grundsteine für die Industry 5.0 gelegt werden, in dem KI und ML nicht nur automatisieren, sondern durch eine enge Zusammenarbeit mit Menschen produktivere und nachhaltigere Fertigungsumgebungen schaffen.

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5G-Technologie wird bei der Vernetzung eine Schlüsselrolle spielen. Dies erleichtert die Echtzeitüberwachung und beschleunigt Entscheidungsprozesse, während Edge Computing den Datenfluss direkt am Ursprung verarbeitet und so die Effizienz weiter steigert. Im nächsten Jahr und darüber hinaus wird voraussichtlich ein weiterer Schwerpunkt auf fortschrittlicher Automatisierung und Robotik liegen, auch um dem demografischen und fachlichen Wandel in der Arbeitswelt zu begegnen. Kollaborative Roboter (Cobots) und autonome Nutzfahrfahrzeuge werden Hand in Hand mit Menschen zusammenarbeiten.

Energiebedarf verbessern: Technologie trifft Nachhaltigkeit

Steigende Energiekosten und ambitionierte Klimaziele zwingen die Fertigungsindustrie, energieeffizienter zu arbeiten. Energiemanagementsysteme helfen zunehmend, durch smarte Sensorik und Datenanalyse den Energieverbrauch dynamisch anzupassen.

Im kommenden Jahr wird die Integration von KI in Energiemanagementsysteme einen entscheidenden Beitrag zur Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung leisten. Der Druck auf Unternehmen wird wachsen, innovative Ansätze zur Energieeinsparung zu finden. KI-gestützte Lösungen ermöglichen es, Produktionsprozesse dynamisch an Zeiten mit günstigeren Energiepreisen oder höherer Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anzupassen. Unternehmen können mithilfe von Machine-Learning-Algorithmen Muster im Energieverbrauch ihrer Maschinen erkennen und Schwachstellen im System identifizieren. Dadurch wird nicht nur die Kosteneffizienz erhöht, sondern auch die Umweltbelastung reduziert.

Software-Defined Products: Die Verschmelzung von Hard- und Software

In der Automobilindustrie war im Jahr 2024 weiterhin das Thema Software-Defined Vehicles (Softwaredefinierte Fahrzeuge) ein prägender Trend, bei dem physische Hardware mit flexiblen Softwarefunktionen kombiniert und über Updates kontinuierlich erweitert wird. Solche Produkte werden auch in weiteren Industriezweigen aufgrund der sich schnell wandelnden Kundenbedürfnisse immer beliebter werden.

Das Konzept der „Software-Defined Products“ ermöglicht es, physische Produkte agil an veränderte Anforderungen der Kunden anzupassen. Unternehmen, die auf modulare Softwarearchitekturen setzen, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil, da sie schneller auf Marktveränderungen reagieren. Die Fähigkeit, Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln und gleichzeitig Sicherheitsstandards einzuhalten, wird zur unternehmerischen Kernkompetenz werden.

Fortschritt als Schlüssel zur Zukunft

Technologischer Fortschritt allein wird die Herausforderungen der kommenden Jahre nicht lösen können – er muss von einer innovationsfreudigen Unternehmenskultur begleitet werden. Eine Kultur, die Raum für Kreativität, Agilität und Veränderungsbereitschaft bietet, wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Deutsche Unternehmen, oft ingenieursgetrieben und traditionsbewusst, haben enormes Potenzial, ihre Stärke in der Präzision und Qualität mit flexibleren, softwareorientierten Ansätzen zu kombinieren.

Dies erfordert jedoch einen Wandel: Weg von starren Strukturen hin zu dynamischen, lernbereiten Organisationen. Innovationen müssen nicht nur entstehen, sondern auch konsequent bewertet, priorisiert und in klaren Roadmaps umgesetzt werden. Externe Beratungsunternehmen können das Aufsetzen dieser Prozesse technologisch zu begleiten. 2025 bietet der Fertigungsindustrie die Chance, technologische Möglichkeiten und Innovationskraft miteinander zu verbinden, um nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern diese aktiv mitzugestalten.

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