Erfindung von Start-up vorgestellt Software hilft, CO2-Fußabruck für Produkte einfach zu erfassen

Die gesammelten Daten bereitet die Software so auf, dass die Unternehmen die CO2-Werte für verschiedene Prozesse oder Materialien sehen können.

Bild: iStock, Galeanu Mihai
06.10.2022

Um zukünftig Produkte nachhaltiger gestalten zu können, müssen Unternehmen den entsprechenden CO2-Fußabdruck kennen. Dabei ist es nicht einfach, diesen zu bilanzieren. Eine Software, die das Start-up Greenable, eine Ausgründung der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK), derzeit entwickelt, will hier Abhilfe schaffen. Unternehmen sollen ohne Vorwissen ihre Daten einpflegen und ihre CO2-Emissionen erfassen können.

Ob das Flugzeug oder das Auto nutzen, das Smartphone oder das Tablet regelmäßig laden – all dies trägt zu unserem individuellen CO2-Fußabdruck bei. Was für Privatpersonen gilt, ist auch bei Unternehmen und deren Produkten der Fall. Nicht nur Auflagen des Gesetzgebers schreiben künftig vor, eine CO2-Bilanz auszuweisen. So wird es etwa digitale Produktpässe geben, in denen die CO2-Emissionen der Produkte aufgeführt sein müssen. „Das ist aber auch dem Kundenwunsch geschuldet“, sagt Dr. Patrick Kölsch von Greenable. Dabei ist es für Unternehmen nicht einfach, den tatsächlichen Verbrauch zu ermitteln. „Ihnen fehlt oft das Know-how. Wir möchten Unternehmen befähigen, den spezifischen CO2-Fußabdruck für die verschiedenen Produkte, die sie herstellen, zu erstellen“, fährt er fort. „Auf diese Weise sehen sie zum Beispiel auch, wo es Potential gibt, zu reduzieren.“

Kölsch und seine Mitgründer Alexander David, Viktor Schiller und Lucas Hartmann entwickeln die Software in ihrem Unternehmen Greenable derzeit zur Marktreife. „Wichtig ist uns, dass sie ohne Vorwissen funktioniert. Die Firmen müssen sich keine Expertise aneignen oder zusätzliches Personal einstellen.

Daten fließen direkt ein

Auf dem Markt gibt es zwar schon Software, um diesen Verbrauch zu erfassen. „Hier fließen aber meist nur industrielle Durchschnittswerte aus Datenbanken ein. Wir nutzen bei unserem Verfahren zusätzlich direkte Aktivitätsdaten“, so Kölsch. Dabei setzen die Gründer auf einen leichten, nutzerfreundlichen Einstieg. „Bei jedem Schritt wird der Kunde durch die Bilanzierung geführt. Er kann nichts falsch eingeben.“

Auch unterscheidet das Start-up zwischen dem Fußabdruck des Unternehmens und seiner Produkte. „Für ein Unternehmen ist die Bilanzierung einfacher als für seine Produkte“, fährt er fort. „Hier fließen beispielsweise Strom- und Benzin- oder Dieselverbrauch ein. Das lässt sich leicht umrechnen. Bei den Produkten gilt es andere Faktoren zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Transportwege und Lieferketten.“

Kölsch weiter: „Um dies alles zu erfassen, stellen wir verschiedene Schnittstellen zum Beispiel für die Maschinenanbindung bereit. Das heißt, wenn eine Maschine ihre Energiedaten direkt misst, kann das direkt in unsere Software einfließen.“ Ähnliches gilt für Warenverwaltungssysteme, sogenannte Enterprise Resource Planning Systeme (ERP). „Hier sind zum Beispiel spezifische Informationen zu Materialien und dem Maschinenpark sowie Arbeitspläne und Stücklisten hinterlegt. So wissen wir beispielsweise, welche Materialien in ein Produkt einfließen und wie lange eine Maschine arbeitet. Daraus können wir dann den Energiebedarf und die Emissionen ermitteln.“ Die Gründer arbeiten daran, dass solche Daten künftig automatisch in ihr System einlaufen.

Die Daten bereitet die Software so auf, dass die Unternehmen die CO2-Werte für verschiedene Prozesse oder Materialien sehen können. „Es lassen sich auch Fertigungsschritte oder Materialien miteinander vergleichen“, fährt er fort. „Das gilt auch für Lieferanten. So kann man überlegen, an welchen Stellen es Einsparungspotentiale gibt, beispielsweise kann man beim Transport auf regionale Lieferanten setzen.“

Die Gründer stehen noch am Anfang der Entwicklung. „Langfristig wollen wir Unternehmen anbieten, dass sie ihre CO2-Bilanz über Jahre vergleichen können.“ Auch können die Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck im Rahmen des digitalen Produktpasses über einen QR-Code auf dem Produkt platzieren. „Der Kunde kann diesen scannen und sieht so direkt, wie es um den Fußabdruck des Produkts bestellt ist.“

Seine Software möchte das Team als Lizenz anbieten. Interessierte Unternehmen können sie künftig über einen Webbrowser mit einem kostenpflichtigen Account nutzen.

Start-up und Preis

Alexander David, Viktor Schiller und Patrick Kölsch sind Absolventen der TU Kaiserslautern. Lucas Hartmann und Patrick Kölsch haben am Lehrstuhl für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation bei Professor Dr. Jan C. Aurich gearbeitet. Alexander David arbeitet derzeit noch bei der SmartFactory in Kaiserslautern. Seit dem 1. April werden Viktor Schiller, Lucas Hartmann und Patrick Kölsch mit einem EXIST-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert. Zugleich unterstützt das Gründungsbüro der TUK und der Hochschule Kaiserslautern (HS KL) die jungen Gründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Ihre Büroräume haben sie im Business and Innovation Center (BIC) Kaiserslautern, das dem Team ebenfalls zur Seite steht.

Der Preis wird jährlich verliehen und würdigt besondere Gründungen aus TUK, HS und den Kaiserslauterer Forschungsinstituten, die dem Transfer von Technologie aus der Wissenschaft in die Wirtschaft dienen. Solche Ausgründungen bleiben meist in der Region und schaffen Arbeitsplätze, wodurch sie wiederum die Region stärken.

Die Auszeichnung wurde den Jungunternehmern im Rahmen der Veranstaltung „CrowdForum“ am Donnerstag, den 6. Oktober, gegen 16.30 Uhr im E4Lab (Carl-Euler-Straße 56) in Kaiserslautern verliehen. Sie ist mit 3.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der SIAK gestiftet. Ins Leben gerufen hat die SIAK diesen Preis gemeinsam mit TUK und HS KL. Michael Kraft, stellvertretender Vorsitzender der SIAK sowie Geschäftsführer der TOPdesk Deutschland GmbH, und Dr. Valentin Petzsche, Geschäftsführer der SIAK, verleihen ihn an das Start-up.

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