BMWK prämiert 21 Gründungsteams Start-ups für Industrieroboter-, Hableiter- und Sensortechnik prämiert

Der Fokuspreis geht an visionäre Lösungen, die neue Maßstäbe setzen, Effizienzpotenziale heben und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts stärken.

Bild: iStock, peshkov
20.03.2025

Insgesamt hatten 263 junge Gründerinnen und Gründer an der Winterrunde 2025 des „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ teilgenommen. Davon wurden nun 21 Teams aus Sachsen-Anhalt, Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern prämiert – 15 mit dem Gründungspreis, sechs weitere mit dem Gründungspreis+.

15 Teams wurden für ihre kreativen und zukunftsweisenden Geschäftsideen mit dem Gründungspreis in Höhe von 7.000 Euro ausgezeichnet. Sechs herausragende Jungunternehmen konnten sich außerdem über den „Gründungspreis+“ des BMWK freuen, der mit jeweils 32.000 Euro dotiert ist. Ein Team beeindruckte die Jury gleich doppelt: Das Magdeburger Start-up Byte robotics gewann neben dem Gründungspreis+ auch den Fokuspreis „Innovative KI“ und damit zusätzlich 10.000 Euro.

Dr. Anna Christmann: „Der Fokuspreis geht an visionäre Lösungen, die neue Maßstäbe setzen, Effizienzpotenziale heben und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts stärken. Eine solche Lösung hat Byte robotics präsentiert. Die Software des Start-ups nutzt innovative KI-Technologie, um Roboter in der Industrie schneller, einfacher und flexibler zu programmieren. Das steigert die Effizienz von Industrieprozessen und ermöglicht einen breiteren Einsatz von Automatisierung auch in kleineren Unternehmen. Diese Art von Innovation stärkt den Technologiestandort Deutschland und zeigt, welches Potenzial in unserer Gründungsszene steckt.“

Die Verleihung der Preise fand im Rahmen des Netzwerktreffens „Connecting the Dots 2025“ auf der diesjährigen Transform statt – der vom Branchenverband Bitkom organisierten Konferenz rund um die digitale Transformation in Berlin.

Die Preisträgerinnen und Preisträger im Einzelnen:

Fokuspreis „Innovative KI“ und Gründungspreis+

Industrieroboter sind zentrale Werkzeugmaschinen der modernen Produktion, doch ihre flexible und nachhaltige Nutzung wird durch die hohen Programmierkosten stark eingeschränkt. Die von Byte robotics aus Magdeburg entwickelte KI-basierte Softwaretechnologie automatisiert den bisher manuellen Programmierprozess und reduziert dadurch signifikant die nötige Programmierzeit. Damit wird der Einsatz von Industrierobotern wirtschaftlicher und flexibler.

Die Technologie integriert sich nahtlos in bestehende Industriesoftware für Roboterprogrammierung, sodass Programmierende ihre gewohnten Tools weiterhin nutzen können, ohne neue Workflows zu erlernen. Das Ergebnis sind kollisionsfreie, taktzeitoptimierte Roboterprogramme innerhalb weniger Minuten, anstatt Stunden oder Tagen. Damit ermöglicht das Produkt auch die Wiederverwendung von Roboteranalagen für neue und häufig wechselnden Aufgaben und unterstützt so nachhaltigere, bedarfsgerechte Produktionsprozesse.

Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger des Gründungspreis+ sind:

Cynus

Das Freiburger Start-up Cynus möchte die Art und Weise, wie Menschen mit Computern interagieren, grundlegend verändern. Mit dem Eingabegerät Sphere One bietet Cynus völlig neue Möglichkeiten der Navigation und Interaktion im 2D- und 3D-Raum. Das Gerät ermöglicht eine intuitive, flüssige und anpassbare Nutzungserfahrung, die sich durch moderne Algorithmen, fortschrittliche Hardware und Künstliche Intelligenz auszeichnet.

Sphere One erlaubt die Interaktion in völlig neuen Freiheitsgraden und steigert nicht nur die Produktivität, sondern reduziert durch ergonomisches Design auch typische Belastungen, die im Büroalltag auftreten, wie zum Beispiel Repetitive Strain Injury. Mithilfe der zugehörigen Softwarelösung Spherix können nahezu alle Eigenschaften des Geräts individuell eingestellt werden. Dies umfasst Funktionen wie Empfindlichkeit, Vibrationsfeedback und Gestensteuerung, die sich auch in Echtzeit an die jeweilige Anwendung anpassen lassen.

MechIC

MechIC aus Bochum revolutioniert die Dehnungssensorik, indem Sensoren entwickelt werden, die keine elektrische Energie benötigen. Die Sensoren verwenden mikromechanische Komponenten wie Verstärker, Speicher und Logiken anstelle herkömmlicher Elektronik. Diese Komponenten sind in einen mechanisch integrierten Schaltkreis (mechIC) eingebunden, sodass der Sensor ohne externe Stromversorgung funktioniert.

Der Sensorchip liefert ein digitales Signal und verfügt über einen mechanischen Speicher, der Schwellenwerte erkennt und dauerhaft speichert, auch ohne kontinuierliche Stromversorgung. Auslesen lassen sich die Chips über RFID. Da die Sensoren keine elektrische Energie benötigen, eignen sie sich ideal für den Einsatz an abgelegenen oder schwer zugänglichen Orten, zum Beispiel in Beton eingebettet. Die Hauptanwendung der Sensoren liegt in der Überwachung von Bauwerken und Maschinen.

Omnisent AI

Druckluft wird in nahezu allen Branchen wie der Automobil-, Lebensmittel- und chemischen Industrie für das Antreiben von Maschinen und Werkzeugen genutzt. Die Erzeugung von Druckluft macht etwa 10 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs dieser Sektoren aus, wobei 20 bis 30 Prozent durch Lecks verloren gehen. Dies verursacht jährlich Kosten im zwei- bis dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich und über 100 Megatonnen CO2-Emissionen. Omnisent AI aus Paderborn entwickelte eine Lösung zur kontinuierlichen Echtzeit-Erkennung und Lokalisierung dieser Leckagen.

Dazu verwendet das Start-up kleine IoT-Chips, die sich an Rohrleitungen befestigen lassen und die von Lecks erzeugten Ultraschallwellen detektieren können. Mithilfe von fortgeschrittenen Algorithmen (KI) werden die Leckagen genau erkannt und die Wartungsteams in Echtzeit benachrichtigt. Dadurch können erhebliche Energieeinsparungen realisiert und die damit verbundenen CO2-Emissionen deutlich reduziert werden. Außerdem entfällt die Notwendigkeit traditioneller, arbeitsintensiver Leckage-Prüfungen.

Onyx

Das Start-up Onyx aus dem bayerischen Vaterstetten entwickelte eine Simulationssoftware zur Digitalisierung von Reinigungsprozessen in der Wirkstoff-Entwicklung der Biotech- und Pharmabranche. Die konventionelle experimentelle Methodik ist zeit- und kapitalintensiv und wird durch Simulationen in Form virtueller Experimente auf Basis neuer mathematischer Modelle ersetzt. Dadurch wird die Zahl notwendiger Laborexperimente potenziell um bis zu 96 Prozent reduziert und die Prozessentwicklung von mehreren Wochen auf wenige Tage verkürzt. Demnach lässt sich eine jährliche Kostenreduktion in Höhe von über 300.000 Euro je Wirkstoffkandidat erzielen.

Hightech-Medikamente, wie neuartige Antikörper-Typen und neueste Gentherapeutika, werden nicht nur schneller für Patienten und Patientinnen verfügbar, sondern ihre Entwicklung zudem effektiver: Mit der Software von Onyx können mehr Prozessvariationen als durch den experimentellen Ansatz analysiert werden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, aus einem Wirkstoff ein sicheres Medikament zu entwickeln.

RayVen

Die fortschreitende Digitalisierung erfordert immer leistungsfähigere Halbleiter, die auf immer kleineren Chips riesige Mengen an Daten speichern können. Diese Chips müssen mit außergewöhnlicher Präzision bearbeitet werden, wobei thermische Schäden minimiert werden. Hierfür bietet RayVen aus Bochum seine 2,1 µm kleinen Ultrakurzpulslaser als „Schweizer Taschenmesser“ der Halbleiter-Materialbearbeitung. Die Laser erzeugen hochintensive Pulse, die auf mikroskopische Strukturen fokussiert und in nur wenigen hundert Femtosekunden angewendet werden. Diese ultrakurze Anwendungszeit hält das Material kühl und erlaubt einen präzisen Materialabtrag mit minimalen Kollateralschäden. Dadurch wird eine hochpräzise Bearbeitung von Materialien wie Silizium und transparenten Kunststoffen möglich.

RayVen-Laser sind besonders effektiv beim Erzeugen von komplexen Strukturen, was den Ertrag in der Chipfertigung erhöht. Durch den Einsatz von RayVen-Lasern können Hersteller eine höhere Maßgenauigkeit erreichen, mehrere Materialtypen effizient bearbeiten und gleichzeitig energie- sowie zeitaufwändige Nachbearbeitungsschritte reduzieren, was der Halbleiterindustrie einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft.

Über den „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“

Der „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ ist ein bundesweiter und branchenoffener Ideenwettbewerb, mit dem das BMWK auf digitale Technologien basierende Start-ups in ihrer Frühphase auszeichnet und unterstützt. Seit 1997 haben rd. 10.000 Teams am Gründungswettbewerb teilgenommen. Die Gründungsrate der Teilnehmenden liegt durchschnittlich bei 60 Prozent im Folgejahr der Teilnahme, mit einem Anteil von circa 26 Prozent Gründerinnen.

Jährlich werden bis zu 44 Preise in einer Sommer- und Winterrunde vergeben. Eine Jury mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Start-up-Szene wählt jeweils bis zu sechs Gründungsideen aus, die den mit 32.000 Euro dotierten Gründungspreis+ erhalten. Darüber hinaus werden bis zu 15 weitere Gründungsideen mit einem Gründungspreis zu je 7.000 Euro prämiert. Der thematisch wechselnde Fokuspreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten im Rahmen einer SWOT-Analyse eine schriftliche Einschätzung ihrer Gründungsidee. Die Preisträgerinnen und Preisträger profitieren zusätzlich von Coaching, Mentoring und Vernetzungsangeboten.

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