Embedded & Mikroprozessoren Studenten geben Gas

14.10.2013

Packende Rennen, ausgefeilte Technik, anspornende Teamarbeit - das sind nur drei Gründe, warum der internationale Konstruktionswettbewerb Formula Student Germany in diesem Jahr beliebt war wie nie. Vor allem auch bei den Teams, die mit elektrisch angetriebenen Rennwagen antraten.

Ganze 115 von insgesamt 190 Teams, die sich für die Formula Student Germany (FSG) 2013 beworben hatten, haben sich rund ein Jahr lang intensiv auf die achte Runde des Wttbewerbs vorbereitet, der vom 30. Juli bis 4. August am Hockenheimring stattfand. Der internationale Konstruktionswettbewerb startete 1981 als Formula SAE (Society of Automotive Engineers) in den USA. Mittlerweile gibt es Ableger in England, Australien, Italien, Japan, Brasilien, Österreich und Deutschland. Hier ging er 2006 zum ersten Mal am Hockenheimring an den Start. Insgesamt 3.000 Studenten aus 33 Ländern - ein neuer Teilnehmerrekord - wetteiferten in diesem Sommer um die Siegeslorbeeren in der Formula Student Combustion (FSC), dem traditionellen Wettbewerb mit Verbrennungsmotoren, und der Formula Student Electric (FSE), die 2010 eingeführt wurde. Bei Letzterer setzen die Studenten rein auf mit Elektromotor angetriebene Rennwagen.

Bei der Formula Student Combustion haben sich bei dem diesjährigen Wettbewerb 75 Teams miteinander gemessen. Bei dem Electric-Pendant traten 40 internationale Teams mit selbst konstruierten Elektrofahrzeugen gegeneinander an - eine weltweite Premiere, denn in keinem anderen Land, das die Formula Student veranstaltet, starteten bisher mehr Elektroboliden als dieses Jahr am Hockenheimring. „Bei den elektrisch betriebenen Wagen kommt es natürlich hauptsächlich auf den elektrischen Antriebsstrang an. Und den entwerfen die Studenten, zum Beispiel vom Team Starkstrom Augsburg, dann selber“, erzählt Dr. Joachim Schlosser, der bei MathWorks, einem der Sponsoren des Wettbewerbs, den Bereich Universitätswesen als technischer Manager führt und von der FSG ganz begeistert berichtet. Mit ihrer Eigenentwicklung erwerben die Studenten nicht nur Know-how über elektrische Antriebe, sondern bereiten sich auch auf eine der derzeit größten Herausforderungen im Automobilbau vor: Bei der Mobilität der Zukunft eine größere Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu erreichen.

Beim Konstruktionswettbewerb am Hockenheimring traten die Teams wie gewohnt in acht Disziplinen, dynamischen und statischen, an. So mussten sie sich zum Beispiel in den Bereichen Beschleunigung, Ausdauer, Treibstoff-/Energieeffizienz, Design und Kostenplanung beweisen. Dabei gewann aber nicht, wie etwa bei der Formel 1, einfach der schnellste Rennwagen, sondern das Team mit dem besten Gesamtpaket aus Konstruktion, Rennperformance, Finanzplan und Verkaufsargumenten durfte am Ende den Sieg einheimsen. Es kam also darauf an, einen schlüssigen Businessplan mit niedrigstem Verbrauch und technischen Innovationen zu kombinieren. Die Bewertung der Leistung der Studenten übernahm eine Jury aus Experten aus der Motorsport-, Automobil- und Zulieferindustrie.

Das Konzept, das hinter der Formula Student Germany steht, sieht folgendermaßen aus: Studenten bauen in ihren jeweiligen Teams in Eigenregie eine einsitzigen Rennwagen und treten damit gegen Teams aus der ganzen Welt an. Dabei arbeiten die Teams wie Unternehmen, die einen Prototypen für eine spätere Serienproduktion entwickeln und bauen. Alle Wertschöpfungsprozesse müssen abgedeckt sein: Personal- und Teammanagement, Projektplanung, Entwicklung, Einkauf, Design, Controlling und Marketing müssen von den Studenten geleistet werden. Bei einer so umfassenden Aufgabe ist es dann auch nicht verwunderlich, dass „so ein Team zwischen 30 und knapp 100 Mitglieder hat“, so Dr. Schlosser. Und je nach Aufgabenbereich bedarf es natürlich auch unterschiedlichen Wissens. So sind unter den Teammitgliedern Studenten aus den verschiedensten Studienfächern, zum Beispiel Maschinenbauer, Elektrotechniker und Betriebswirtschaftler. Vor allem die Beteiligung des letztgenannten Studienganges sorgt dafür, dass sich nicht nur männliche Studenten an dem Wettbewerb beteiligen, sondern auch weibliche Studenten ihr Können beitragen.

Die bei dem Wettbewerb gemachten Erfahrungen sowie die dazu unerlässlichen Soft Skills wie Teamwork, Zeit- und Projektmanagement verbessern die Qualifikation der Studenten erheblich. Eine Teilnahme bei der FSG steigert damit also die Berufschancen der jungen Menschen. Nicht zuletzt auch dadurch, dass sowohl zu den Sponsoren des Wettbewerbs, als auch zu den Sponsoren der einzelnen Teams wertvolle Kontakte entstehen. Dies bestätigt auch Dr. Schlosser: „Die Studenten erlangen eine große Praxiserfahrung durch die Teilnahme. Sie werden vom Arbeitsmarkt oft schon weggesaugt, bevor sie überhaupt eine erste Bewerbung geschrieben haben.“

Aber nicht nur die Studenten profitieren von der FSG - auch die Arbeitgeber, die als Sponsoren beteiligt sind, haben etwas davon: So dient der Wettbewerb den Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie als Indikator für die Ausbildungsqualität der Studenten und als direkt Recruting-Plattform. Über das Sponsoring, die Verleihung von Awards und die Entsendung von Jurymitgliedern können sie Kontakte knüpfen mit den engagierten jungen Ingenieuren. Und das lassen sich die Unternehmen auch was kosten: „Die investieren in den Wettbewerb richtig viel Geld, weil sie sich sagen: "Es ist für uns sehr wertvoll, Studenten kennen zu lernen, die wir engagiert erlebt haben und die wir dann später einstellen können. Gerade Bosch und BMW - die Großen eben - machen dort Recruiting. Was kann Besseres passieren? Sie haben vor Ort Leute, die sich mit Autos auskennen, die begeistert sind davon, die dafür brennen und sich hierfür die Nächte um die Ohren schlagen. Und auch für uns als MathWorks ist die FSG relevant - und zwar, um uns, die wir nicht wie etwa ein BMW unmittelbar mit der Automobilindustrie in Verbindung gebracht werden, diesen begabten Studenten als möglichen Arbeitgeber bekannt zu machen“, erklärt Dr. Joachim Schlosser einen der Gründe, warum MathWorks sich an der FSG beteiligt. Zu den Sponsoren im Jahr 2013 gehörten neben dem VDI, der als ideeller Sponsor den Wettbewerb am Hockenheimring unterstützt, auch Audi, Autodesk, BMW, Bosch, Brunel, Continental, Daimler, Dekra, Etas, Harting, Vacuumschmelze, DSM Computer, Henkel, IAV, Mahle, MAN, MathWorks, Porsche, PTC, Tognum, VW und ZF.

Dabei stellte MathWorks als einer der Hauptsponsoren den Studenten-Teams Matlab und Simulink zur Berechnung, Modellierung, Simulation und Systementwicklung zur Verfügung. Zudem übernahmen MathWorks-Ingenieure die Schulung und das Training der Teams mit der Entwicklungssoftware, die als Standardtool in der Automobilentwicklung eingesetzt wird. Auch vor Ort haben die Experten von MathWorks die Teams bei Fragen während des gesamten Wettbewerbs unterstützt. Zusätzlich stellte das Unternehmen vier Juroren für die FSG Static Events, die das Können der Teams in den Bereichen Business Plan und Engineering Design beurteilten. Und natürlich war auch Dr. Joachim Schlosser am Hockenheimring dabei und zeigte sich von den Leistungen der Studenten ganz begeistert: „Zu sehen, wie die Studierenden mit unseren Tools zur Modellierung, Simulation, Reglerauslegung, Codegenerierung, Test und Messing und zur Datenanalyse umgehen und das, was in Vorlesungen gelehrt wird, praktisch umsetzen, finde ich faszinierend.“

Der Embedded-Systeme-Anbieter DSM Computer hat bei der FSG 2013 das Team Fast Forest der Technischen Hochschule Deggendorf mit gesponsert, das in der Formula-Student-Electric-Gruppe antrat. Die Studenten dieses Teams bekamen von dem Unternehmen das Embedded-System NanoServer N1-GM45 und das Industrie-Display D1 mit einem 15 Zoll großen Bildschirm gestellt. Der Industrierechner diente ihnen zur schnellen Erfassung, zur Auswertung und zum Auslesen relevanter Fahrzeugdaten und war in dem Werkzeugwagen, der den Rennwagen „Jenny 5“ begleitet, untergebracht.

Und auch die die Werkstoffe und Komponenten von Vacuumchmelze brachten auf der Rennstrecke einen Elektro-Boliden auf Touren: Das Schweizer Formula-Student-Team AMZ Racing (Akademischer Motorsportverein Zürich) verbaute in den Motoren seines Elektro-Rennwagens Julier Rotor- und Statorpakete aus Vacoflux 48 mit einer Banddicke von 0,1 mm. Die Rotoren hat das Team als Magnetsysteme mit eingeklebten Vacodym-776 TP-Dauermagneten ausgeführt. Das Unternehmen aus Hanau sponserte aber nicht nur das 30-köpfige AMZ Racing Team, sondern auch das GreenTeam der Universität Stuttgart und DUT Racing der TU Delft.

Die Technologiegruppe Harting aus Espelkamp engagierte sich auch bei der diesjährigen FSG: Deren Sponsoring kam ebenfalls E-Rennboliden, zum Beispiel demjenigen des Ignition Racing Team Osnabrück, zugute und bestand sowohl aus finanziellen Mitteln sowie aus Elektrik- und Elektronikkomponenten aus dem Harting-Produktportfolio. Außerdem half das Unternehmen auch bei der Herstellung eines professionellen Kabelbaumes, beim Fräsen von Radträgern oder bei der Entwicklung eines Batteriemanagementsystems. Und dann vergab die Technologiegruppe noch den Sonderpreis für Energieeffizienz „Most Energy Efficient Car“, den die Studenten der Hochschule Zwickau erhielten.

Schon zum wiederholten Mal griff der Systemanbieter Etas den Studenten-Teams bei der Entwicklung ihrer Rennfahrzeuge mit Hard- und Software unter die Arme. Darüber hinaus gab es Unterstützung bei dem in Kooperation mit Bosch und der Bosch-Tochter Bosch Engineering stattfindenden Erprobungs-Workshop auf dem Testgelände in Boxberg. Hierbei unterstützen Experten von Etas und Bosch im Umgang mit den eingesetzten Tools.

Die Teams der Fachhochschule Amberg-Weiden, der Universität Stuttgart, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und der Technischen Universität München bekamen Hilfe von RS Components aus Mörfelden-Walldorf. Der Distributor stellte den Teams verschiedene Teile aus seinem Sortiment zur Verfügung. Darunter Motorsteckverbinder, Temperaturmessstreifen, Kabelbinder, Schrumpfschläuche, O-Ringe und LED-Bremslichter.

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