Wussten Sie, dass die allermeisten Industrieunternehmen einen Großteil der CO2-Emissionen, für die sie verantwortlich sind, gar nicht selbst emittieren? Im Vergleich zu den Emissionen, die entlang von vor- und nachgelagerten Lieferketten entstehen, machen die auf dem eigenen Firmengelände ausgestoßenen Treibhausgase häufig nur einen Bruchteil der Gesamtmenge aus. Wer also den eigenen CO2-Fußabdruck zutreffend berechnen möchte, muss neben den Scope-1- und -2-Emissionen auch die sogenannten Scope-3-Emissionen ermitteln.
Und da wird’s knifflig. Denn charakteristisch für Scope-3-Emissionen ist, dass sie ausschließlich aus Quellen stammen, die das Unternehmen nicht selbst kontrolliert. Das können etwa der Transport und die Verteilung von Waren sein, die Entsorgung von Produkten und die Anfahrt der Mitarbeitenden. Genau definiert ist das im weltweit anerkannten Greenhouse Gas Protocol. In renommierten Nachhaltigkeitsrankings, etwa des britischen Carbon Disclosure Project (CDP), stellen Scope-3-Emissionen zudem einen wichtigen Faktor für die Bewertung von Unternehmen dar. Die überwiegende Mehrheit der von CDP mit Bestnoten versehenen Unternehmen hat mittlerweile klare Zielvorgaben für die Reduzierung von Scope-3-Emissionen formuliert.
Ein Tech-Konzern und sein Wertschöpfungsnetzwerk
Wie bei vielen global agierenden Technologiekonzernen ist es auch bei Schneider Electric so, dass ein überwiegender Anteil der CO2-Emissionen nicht an den eigenen Unternehmensstandorten erzeugt wird. Als Hersteller von elektrotechnischen Komponenten, Steuerungen und Softwarelösungen ist das Unternehmen so aufgestellt, dass Rohstoffe zugeliefert und fertige Produkte ausgeliefert werden. Dafür betreibt Schneider Electric weltweit fast 100 Distributionszentren und arbeitet mit circa 14.000 Lieferanten zusammen. Etwa 80.000 der insgesamt 128.000 Mitarbeitenden sind in irgendeiner Form in Tätigkeiten rund um die Lieferkette involviert und erledigen die mehr als 150.000 täglich eingehenden Auftragspositionen. Weltweit hat Schneider Electric seine Geschäftstätigkeiten und damit auch seine Wertschöpfungsnetzwerke gleichmäßig auf Nordamerika, Europa und Asien verteilt und versteht sich selbst als multilokal – nicht global – agierendes Unternehmen. In Deutschland ist der Tech-Konzern mit insgesamt 4.700 Mitarbeitenden vertreten.
Nachhaltigkeit in der Unternehmens-DNA
Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen bei Schneider Electric nicht erst seit Zuspitzung der Klimakrise im Fokus. Bereits seit mehr als 15 Jahren ist es das erklärte Geschäftsmodell des Unternehmens, seinen Kunden in Industrie, Immobilienwirtschaft, Rechenzentren und Infrastruktur nachhaltig erfolgreicheres Wirtschaften im Einklang mit politischen Zielsetzungen – etwa dem Pariser Klimaabkommen oder dem europäischem Green Deal – zu ermöglichen. Zugleich kommen die eigenen IoT-Technologien natürlich auch in den Werken von Schneider Electric zum Einsatz, so zum Beispiel in einer Smart Factory im baden-württembergischen Lahr oder an einem Produktionsstandort in Regensburg.
Bereits seit 2005 veröffentlicht der Tech-Konzern in quartalsweisen Abständen einen detaillierten Nachhaltigkeitsbericht, der Auskunft über die Fortschritte bei den eigenen Klimaschutzzielen gibt. Darin heißt es unter anderem, dass das Unternehmen die CO2-Emissionen seiner Top-1.000-Supplier bis 2025 um 50 Prozent (im Vergleich zu 2021) und bis 2050 sogar auf Netto-Null senken möchte. Ein ambitioniertes Vorhaben, für das mit dem „Zero Carbon Project“ daher auch ein eigenes Programm ins Leben gerufen wurde.
Programm zur Reduzierung von Scope 3-Emissionen
Im April 2021 gestartet, sind mittlerweile über 1.000 Lieferanten aus mehr als 60 Beschaffungskategorien im „Zero Carbon Project“ versammelt. Um den individuellen Stand der sehr unterschiedlichen und weltweit verteilten Unternehmen zu erfassen, wurde mithilfe eines detaillierten Fragebogens die sogenannte „Carbon Maturity“ bei jedem Lieferanten ermittelt. Eine bemerkenswerte Erkenntnis daraus: Ganze 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen waren zum Zeitpunkt der Befragung nicht in der Lage, die eigenen CO2-Emissionen zu messen.
Aus diesem Grund ist in den allgemein gültigen Zielvorgaben von „The Zero Carbon Project“ verankert, dass Lieferanten zunächst beim Aufbau eines validen Instrumentariums zur Quantifizierung ihrer Treibhausgasemissionen zu unterstützen sind; für die weiteren im Programm vorgesehenen Schritte – Reduktionsziele definieren sowie die Umsetzung konkreter Maßnahmen – eine essentielle Voraussetzung. Übrigens: Zwar kann jeder Lieferant Tempo und genaue Ausgestaltung seiner Dekarbonisierungsstrategie selbst wählen, Schneider Electric erwartet jedoch, dass die Teilnehmenden ihre Reduktionsziele öffentlich kommunizieren und in regelmäßigen Abschnitten über die Fortschritte der ergriffenen Maßnahmen berichten.
Programm für nachhaltiges Wirtschaften
Mit dem „Zero Carbon Project“ nimmt Schneider Electric seine Lieferanten in die Pflicht. Denn Scope-3-Klimaneutralität lässt sich nur dann erreichen, wenn bis 2050 auch sämtliche Zulieferer ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null gesenkt haben. Doch dabei geht es nicht nur um Verpflichtungen. Vielmehr macht der Tech-Konzern seinen Lieferanten auch ein Angebot: Er fordert nämlich nicht nur Aktivitäten seitens des Wertschöpfungsnetzwerks ein, sondern hat das Zero Carbon Project auch als Förderprogramm konzipiert, das Partnerunternehmen zu zukunftssicherem und langfristig wettbewerbsfähigem Wirtschaften befähigen soll. Dahinter steckt die grundlegende Überzeugung, dass 2050 nur noch die Unternehmen wettbewerbsfähig sein können, die schon jetzt die Weichen in eine nachhaltige Zukunft stellen.
Konkret heißt das im Fall des Lieferanten-Programms von Schneider Electric, dass regelmäßig Veranstaltungen, Trainings, Fortbildungen und Schulungsmaßnahmen angeboten werden. Dabei geht es um grundlegende Themen wie die Berechnung eines CO2-Fußabdrucks, technische Umsetzungsfragen oder auch um die Entwicklung von Strategien und Geschäftsmodellen. Die teilnehmenden Lieferanten erhalten Zugang zum technischen Know-how von Schneider Electric, aber auch zu den vielfältigen Beratungsdienstleistungen des Unternehmens – etwa der Abteilung Sustainability Business. Über ein dediziertes Webportal werden zudem Informationen sowie Best Practices geteilt und die Unternehmen der Schneider-Lieferkette können sich untereinander austauschen.
Wie aus dem aktuell veröffentlichten Nachhaltigkeitsreport von Schneider Electric für das Jahr 2022 hervorgeht, wurde zuletzt ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Scope-3-Klimaneutralität erreicht: Im Vergleich zu 2021 – also in nur einem Jahr – konnten die CO2-Emissionen des Wertschöpfungsnetzwerks um ganze zehn Prozent gesenkt werden.