Plattform für das Internet der Dinge Über die Cloud ins IoT durchstarten

Bild: iStock, fergregory
31.03.2017

Unternehmen, die IoT-Projekte angehen wollen, kommen kaum noch um die Nutzung der Cloud herum. Die Beschaffenheit der Cloud-Lösung hängt dabei von der IoT-Anwendung ab. Welche Architekturen eignen sich und worauf sollten Unternehmen bei der Anbieterwahl achten?

Das Internet of Things (IoT) eröffnet Unternehmen enorme Chancen. Doch sind für die meisten von ihnen die damit verbundenen großen Datenmengen mit der eigenen IT-Infrastruktur nicht zu bewältigen. Hier hilft die Cloud: Sie bietet hohe Flexibilität, einfache und schnelle Skalierbarkeit und erfordert keine langfristigen Kapitalinvestitionen. Doch: Cloud ist nicht gleich Cloud – je nach Ziel und Zweck des IoT-Projekts können verschiedene Architekturen zielführend sein.

Privat, öffentlich oder beides?

Für eine sichere, leistungsfähige und hochverfügbare Verarbeitung von IoT-Daten sind Private-Cloud-Architekturen die beste Wahl. Höchste IT-Sicherheit, individuelle Anpas­sungen und geringe Latenzzeiten sind ihre Stärken. Ein Beispiel: Im Karosserie­bau funken Schweißroboter Verbrauchs- und Zustandsdaten in die Cloud. Anhand der gesammelten Daten prüfen IoT-Applikationen, ob die Roboter ordnungsgemäß arbeiten.

Werden Abweichungen vom Regelbetrieb festgestellt, werden die Maschinen automatisch aus der Ferne abgeschaltet, so dass kein Schaden entsteht. Übertragung und Speicherung der Daten müssen gesichert sein, um möglicher Industriespionage oder ​
-sabotage vorzubeugen. Zudem müssen die Latenzzeiten äußerst gering sein, da bei zu langer Übertragungszeit Produktions­ausfälle drohen. Daher werden Anwendungen dieser Art in der Regel in einer Private Cloud betrieben.

Die Public Cloud als eine weitere Architekturvariante ist ein Angebot eines frei zugänglichen Providers, der seine Dienste
offen über das Internet für jedermann zugänglich macht. Je nach Anbieter werden die Daten außerhalb der Landesgrenzen vorgehalten und die Kunden müssen sich unter Umständen Partitionen auf dem Datenträger mit ihren Wettbewerbern teilen.

Eine „reine“ Public Cloud ist deshalb aus Sicherheits- und Compliance-Gründen nur bedingt für unternehmenskritische IoT-Anwendungen geeignet. Darüber hinaus kann bei der „öffent­lichen“ Cloud die Latenz des Netzwerks – je nach Auslastung – stark schwanken. Für Echtzeit-Auswertungen stellt dies einen kritischen Faktor dar.

Die Public Cloud bietet sich besonders für Test- und Entwicklungsprojekte an, für die ein Unternehmen kurzfristig nach Bedarf günstige Ressourcen bestellen und nach beendeter Nutzung wieder abbestellen kann. Nicht alle Datenlasten bei einer IoT-Anwendung erfordern die Individualisierung, Leistungsfähigkeit und Sicherheit einer Private Cloud.

Im oben beschriebenen Beispiel können auch große Mengen an historischen, datenschutzunkritischen Daten anfallen, die Produktionsexperten später analysieren möchten. Dafür reichen auch günstigere Speicherplätze und geringere Leistungs-Anforderungen einer Public-Cloud-Architektur. Für solche Fälle kommt dann eine Kombination aus Private und Public Cloud in Frage, die so genannte Hybrid Cloud.

Den richtigen Anbieter wählen

Bei der Entscheidung, welche Datenlast mit welcher Architektur verarbeitet werden soll, ist kompetente Beratung seitens des Anbieters gefragt. Um einen geeigneten Service-Partner zu finden, sollten Unternehmen folgende vier Punkte beachten.

1. Komplexität reduzieren: IoT-Projekte umfassen meist verschiedenartige Technologien und Services, sie erfordern damit auch viele potenzielle Partner. Das Spektrum reicht von Netz­betreibern für die Datenübertragung über Hardware-Anbieter für Sensoren, Gateways und Server bis hin zu Programmierern und Analysten für die Entwicklung der Applikationen und die Auswertung der Daten.

Jeden Partner gilt es zu managen – mit Verträgen, Service Level Agreements und Rechnungsstellung. Das wird mitunter sehr komplex. Daher sollten Unternehmen bei größeren Projekten Anbieter suchen, die die gesamte IoT-Architektur liefern können. Diese bieten sämtliche IoT- und Cloud-Services aus einer Hand – mit einem zentralen Service-Ansprechpartner und auf einer Gesamtrechnung.

2. Schnelle Datenübertragung: Ein wichtiges Element bei IoT-Cloud-Projekten ist die Datenübertragung. Die Daten wandern auf verschiedenen Wegen und über mehrere Schnittstellen vom Gerät bis zur Anwendung beziehungsweise zum Anwender. Je mehr Brüche es auf diesem Transportweg gibt, desto langsamer wird die Datenübertragung und desto wahrscheinlicher sind
Sicherheitsrisiken.

Gerade wenn es um Produktionsprozesse geht, müssen die Netze sehr schnell reagieren. So macht es keinen Sinn, Daten von einer SAP-Hana-Anwendung in Echtzeit auswerten zu lassen, die Ergebnisse dann aber über eine vergleichsweise langsame Leitung zu transportieren. Diese Herausforderung umgehen Unternehmen, indem sie einen Anbieter wählen, der das Projekt mit durchgängiger Konnektivität in einem Netz unterstützen kann.

3. Sicherheit umfassend berücksichtigen: Das Thema Sicherheit umfasst mehrere Aspekte, die der Anbieter abdecken sollte, etwa das Bereitstellen von Verschlüsselungslösungen für den Datentransport, das Überwachen der Schnittstellen mit dedi­zierten Lösungen und die Sicherung des Rechenzentrums – sowohl virtuell auf Datenebene, als auch physisch. Zudem sollte der Anbieter die Daten redundant vorhalten und sie im Notfall schnell aus dem Backup wiederherstellen können.

Wichtige Anhaltspunkte bei der Auswahl sind Zertifikate und die Sicherheitseinstufung des Rechenzentrums, das der Anbieter betreibt. Die Tier3-Einstufung gilt im kommerziellen Bereich als die höchste. Und nicht zuletzt sollte der Anbieter aus Compliance-
Gründen sicherstellen können, dass sämtliche Daten im Sinne des deutschen Datenschutzrechts behandelt werden und die nationalen Grenzen nicht verlassen.

4. In Lösungen denken: IoT erfordert lösungsorientierte Ansätze. Diese Denkart sollte auch der Cloud-Anbieter widerspiegeln. Dazu zählt zum einen, dass er seinen Kunden kein Produkt verkauft, sondern gemeinsam mit ihm eine Lösung erarbeiten sollte, die dessen Bedürfnisse möglichst präzise abbildet – auch vertraglich. Dabei gilt es, zahlreiche Themen zu berücksichtigen, wie die Datenmigration im Falle eines Anbieterwechsels oder die schnelle Wiederherstellung von Daten aus dem Backup. Bei reinen Public-Cloud-Anbietern ist das nicht immer ohne weiteres möglich.

Konnektivität, Sicherheit, Leistungen aus einer Hand und lösungsorientierte Ansätze sind wichtige Anhaltspunkte für die Wahl des richtigen Partners bei IoT-Projekten. Kann der Anbieter in diesen Punkten liefern, darf der Kunde in jeder Phase seiner Reise in die Cloud auf zuverlässige Unterstützung bauen.

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