Norsk e-Fuel AS, ein europäisches Industriekonsortium mit Sitz in Oslo, hat angekündigt, Power-to-Liquid-Technologie (PtL) für den europäischen Markt zu industrialisieren. Das weltweit erste kommerzielle Projekt dieser Art soll die Umwandlung von Norwegens umfangreichen erneuerbaren Stromressourcen in erneuerbare Kraftstoffe ermöglichen.
Partner
Das Joint Venture setzt sich aus vier Partnern zusammen: Sunfire, einem Anbieter im Bereich von PtL-Technologie, Climeworks, aus dem Bereich Direct-Air-Capture-Technologie, Paul Wurth (SMS Group), ein EPC-Unternehmen für Stahlhersteller und Valinor, die Cleantech-Investmentgesellschaft, die außerdem Muttergesellschaft des größten privaten Windkraft-Entwicklers Norsk Vind in Norwegen ist.
„Gemeinsam kombinieren wir die notwendige Unternehmensstärke mit den modernsten und effizientesten Technologien, um die umfangreichen norwegischen Ressourcen an Wind- und Wasserkraft in erneuerbare Kraftstoffe umzuwandeln,“ sagt Karl Hauptmeier, Geschäftsführer von Norsk e-Fuel.
Klimaneutraler Transport
Vor allem der europäische Verkehrssektor ist gegenwärtig noch stark auf die Nutzung von fossilen Brennstoffen angewiesen. Insbesondere für schwer zu elektrifizierende Sektoren, wie beispielsweise die Luftfahrtindustrie, verspricht dieses neue Projekt einen ganzheitlichen Wandel hin zu klimaneutralem Transport.
In einem einstufigen Co-Elektrolyseprozess ermöglichen die Technologien von Sunfire und Climeworks die Umwandlung von Ökostrom, Wasser und CO2 aus der Umgebungsluft sowie unvermeidbaren CO2-Quellen zu Synthesegas, einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Durch anschließendes Synthetisieren und Raffinieren entstehen erneuerbare Kraftstoffe, wie zum Beispiel Kerosin, die direkt als zertifizierte Endprodukte in der bestehenden Infrastruktur eingesetzt werden können.
„Norsk e-Fuel ermöglicht die Bereitstellung von erneuerbaren Kraftstoffen in einem nie dagewesenen Umfang. Das ist entscheidend, wenn wir den globalen Transport wirklich nachhaltig gestalten wollen. Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren Partnern unsere Technologie und unser Know-how im Bereich der CO2-Abscheidung einbringen zu können, um zur Erzeugung von erneuerbaren Rohölprodukten beizutragen“, erklärt Christoph Gebald, Mitbegründer und Co-CEO von Climeworks.
CO2-Emissionen der Luftfahrtindustrie reduzieren
Die erste Anlage mit einer Produktionskapazität von 10 Millionen Litern pro Jahr wird 2023 in Betrieb genommen. Anschließend wird die Hochskalierung der Produktion auf 100 Millionen Liter erneuerbaren Treibstoffs bis 2026 forciert. Diese industrielle Großanlage soll eine Reduzierung der CO2-Emissionen, zum Beispiel die der Luftfahrtindustrie, um 250.000t pro Jahr ermöglichen. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme beider Anlagen wird der Bauplan der Großanlage genutzt, um damit die landesweite Markteinführung voranzutreiben.
„Um dies noch einmal zu verdeutlichen: Eine einzige Anlage im industriellen Maßstab wird bereits genug erneuerbaren Kraftstoff als Beimischung für den gesamten Flugbetrieb auf den fünf wichtigsten Inlandsflugrouten in Norwegen liefern. Dies würde die derzeitigen Flugemissionen zwischen den Städten um etwa 50 Prozent senken“, erklärt Lars Helge Helvig, Gründer von Valinor und Vorsitzender von Norsk Vind.
Schlüssel zur tiefgreifenden Dekarbonisierung
Der Produktionsstandort im Industriepark Herøya wurde bereits bestätigt und das Engineering ist in vollem Gange. Zusätzlich zu den bestehenden und entscheidenden Infrastrukturen bietet der Standort ausreichend Raum für den geplanten Ausbau. Weitere Standorte für das folgende landesweite Roll-out sind bereits identifiziert.
„Der Klimawandel und steigende Kosten für CO2-Emissionen führen zu einem wachsenden Markt für erneuerbare Lösungen. Dieses neue Projekt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Norwegen und Europa, sowie den Schlüssel zu einer tiefgreifenderen Dekarbonisierung als jemals zuvor möglich war. Die Energiewende schreitet in den verbraucherorientierten Sektoren bereits rasch voran - es ist an der Zeit, dass die Industrie sich verstärkt darum bemüht, Technologien zur Dekarbonisierung der Sektoren zu entwickeln, die unsere Gesellschaft hinter den Kulissen antreiben.", so Georges Rassel, CEO von Paul Wurth.