Energy 2.0: Herr Lehr, „Smart Grid ready“ – was bedeutet das eigentlich genau?
Michael Lehr: Mit dem Begriff wollen wir sagen, dass unsere Geräte vorbereitet sind, um den Anforderungen von heute, aber auch von morgen zu genügen, ohne zu wissen, wie die Zukunft des Smart Grid im Detail aussieht.
Es handelt sich offensichtlich aber nicht um einen geschützten oder genormten Standard?
Wir wollen den Begriff nicht schützen lassen. Wir haben uns an das Thema „HD ready“ bei Fernsehern angelehnt, wo man auch nicht wusste, wie die Geräte morgen wirklich aussehen. Wir wollen unseren Kunden damit Investitionsschutz mitgeben.
Wie kann man das garantieren?
Wir bereiten unsere Geräte seit etwa vier Jahren konsequent auf das Smart Grid vor, sie erfüllen also die Basisfunktionen, die heute gefordert werden. Hauptsächlich ist das der Schutz des Netzes. Aber die Geräte sind vorbereitet, Stromwandler, Kommunikationsgeräte oder Sicherungsüberwachung nachträglich aufzunehmen oder über Mikroschalter ihren Schaltstatus zu zeigen. Der Kunde kauft heute also für seine Anwendung das geeignete Schaltgerät. Er hat aber immer die Möglichkeit, das Gerät nachzurüsten, ohne neu in das Basisgerät investieren zu müssen.
In der Industrie ist die Einführung von Energiemanagementsystemen nach der Norm ISO 50.000 ein wichtiges Thema. Was bedeutet Smart Grid ready in diesem Zusammenhang?
Um der Vorschrift in der Industrie gerecht zu werden, haben wir für unser Produkt Silas ein Smart-Upgrade-Kit entwickelt. Das Gerät kann nachträglich angebaut werden und misst Spannung, Strom, Leistungsfaktoren, Temperatur und so weiter. Es kann die Daten über CAN-Bus und Modbus in die Leitsysteme transferieren, um dort Energieeinsparungen vorzunehmen.
Benötigt die Industrie eine andere Smart-Grid-Strategie als die Energiewirtschaft?
Die Anforderungen sind bei beiden Anwendergruppen unterschiedlich, aber ähnlich. Wir haben für beide Lösungen entwickelt, etwa nachrüstbare Wandlerblöcke für Schaltleisten. Wir haben dieses Jahr auch eine nachrüstbare Smart-Grid-Interface-Leiste vorgestellt. Dabei gelangen die Messwerte der Sicherungsschaltleisten über einen Messwertumformer auf ein Gateway und werden von da aus über gängige Bus-Systeme zu Leitwarten oder in die Cloud transportiert. Dort werden sie aufgearbeitet und kommen dann zurück auf mobile Geräte oder in die Leitwarte der Kunden.
Sind Ihre Kunden heute schon so vertraut mit der Cloud, dass sie diese Lösung nicht mehr schreckt?
Das ist unterschiedlich, deswegen bieten wir nicht nur eine Möglichkeit an. Große Kunden, wie die Energieversorger, die ihre eigenen Lösungen haben, können mit unseren Geräten direkt Kontakt mit ihren Leitstellen aufnehmen. Für kleinere Unternehmen bieten wir eine Lösung über eine Cloud an, die in Frankfurt sitzt und die Daten nach deutschem Recht verwaltet. Aber Sie haben recht, die Meinungen sind sehr unterschiedlich und die Standards noch nicht fixiert.
Das Gespräch führte Dr. Karlhorst Klotz, Energy 2.0. Das Video zum Gespräch finden Sie unter http://goo.gl/lbL6on