Mit der neuen Verarbeitungsweise könnte die natürliche Ressource Baumrinde ohne Zusatz von künstlichen Bindemitteln, wie beispielsweise Klebstoffen, ohne hohen Energieaufwand weiterverarbeitet werden. „Ein großer Vorteil von ‚reinen‘ Einkomponentenprodukten ist, dass keine Trennung der Komponenten nach ihrer Nutzung erforderlich ist“, sagt Dr. Charlett Wenig, Erstautorin der Studie. Sie ergänzt: „Selbst wenn die Struktur des Rohstoffs verändert wird, bleiben die Grundbausteine gleich und können daher weiterhin problemlos für die Weiterverarbeitung, zum Beispiel zur Gewinnung von Chemikalien oder Fasern, oder als Brennstoff für die Energieerzeugung verwendet werden.“
Rinde statt Spanplatten
Als Abfallprodukt der Holzwirtschaft ist Baumrinde in großen Mengen vorhanden. Zunächst muss die Rinde vom Stamm abgeschält und anschließend getrocknet werden. Bei den Versuchen wurden die Innenseiten der Rinden mit einer hydraulischen Presse bei 90 °C gepresst. Verwendet wurden die Rinden von den heimischen Baumarten Kiefer, Lärche, Birke und Eiche. Alle auf diese Weise entstandenen Rindenplatten wiesen nach der Pressung eine glatte Oberfläche auf, die vergleichbar mit geschliffenen Holzoberflächen ist. Die mechanischen Eigenschaften der Platten sind vergleichbar mit denen eines Regalbretts.
Was ist neu? Bisher wurden Spanplatten aus Rinde unter Zugabe von Klebstoffen auf Formaldehydbasis oder Harzen gefertigt. Bereits 1960 zeigten Studien, dass die Herstellung von klebstofffreien Rindenplatten möglich ist, allerdings unter Verwendung zerkleinerter Rindenstücke sowie durch starke Verarbeitung. Bei den MPIKG-Versuchen nutzen die Forscher/innen die natürlichen strukturellen Eigenschaften der Rinden.