Verfahrenstechnik Achema-Fokus Bioökonomie


"Das Konzept der Bioökonomie beantwortet die Grundfrage der Versorgung unter Nutzung erneuerbarer Ressourcen." Prof. Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsführer Dechema

22.05.2012

„Biobased World“. Und „Innovative Energieträger und Speicher“. Auf den ersten Blick scheinen das zwei ganz unterschiedliche Themen, denen sich die nächste Achema in Themenschwerpunkt und Sonderausstellung widmet. Doch Professor Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsführer Dechema, sieht eigentlich nur eine Grundfrage, für die beide Themen Antworten bieten.

Erdöl und bald auch Erdgas, die wichtigsten Rohstoffe der chemischen Industrie, werden knapp. Die selben fossilen Grundstoffe fehlen als fossile Energieträger auch den Energieerzeugern. Ein knappes Gut kann stetig teurer werden, was wir derzeit schmerzlich an der Tankstelle spüren. Die Knappheit ist aber auch Ansporn: zur Wiederverwertung und zur Suche nach Ersatz. Und der Mangel macht Themen. Für die Achema heißt das: In der „BiobasedWorld at Achema“ stellt sie Konzepte für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zusammen. Ein weiteres Thema, korrespondierend zur fossilen Ressourcenknappheit, fokussieren die Messeverantwortlichen in der Sonderausstellung Innovative Energieträger und Speicher - mit den neusten Entwicklungen zu Batterie- und Brennstoffzellentechnik, Superkondensatoren etc. „Bei genauer Betrachtung handelt es sich gar nicht um zwei Schwerpunkte, sondern um eine Grundfrage: Wie können wir unter Nutzung erneuerbarer Ressourcen zukünftig die Versorgung mit Energie, Mobilität, Lebens- und Futtermitteln und der Vielzahl der Produkte des allgemeinen Bedarfs sicherstellen?“, verdeutlicht Professer Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsführer der Dechema. Er verweist auf das Konzept der Bioökonomie, die diese Frage in einer Gesamtsicht zu beantworten versucht. Die wohl knappste Definition von Bioökonomie bietet das BMBF: nachhaltige Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Mit der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 will die Bundesregierung die Grundlagen für die Vision einer nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft bis zum Jahr 2030 legen. Im Bereich der Energieversorgung zeige sich schon heute, dass der Beitrag der Biomasse nicht überschätzt werden sollte, meint dazu Wagemann. „Insgesamt muss die Grundlage für die Umsetzung der Bioökonomie eine sehr differenzierte und umfassende Betrachtung von Stoff- und Energieströmen, alternativen Nutzungen und Wechselwirkungen sein. Auf jeden Fall setzt sie das Zusammenspiel von Branchen und Akteuren voraus, die bisher weniger in Kontakt waren.“ Nicht nur auf der Messe, wo rund 700 Aussteller aus den unterschiedlichsten Ausstellungsgruppen Themen wie Bioraffinerien, industrielle Biotechnologie, Biopolymere und Biokatalyse aufgreifen, kann das gelebt werden. Auch diverse Sessions auf dem Achema-Kongress widmen sich diesen Themen. Auf welchem breiten Sockel Bioökonomie steht, illustrieren zudem nackte Zahlen: Einen Jahresumsatz von 2 Billionen Euro in Europa schreibt ihr der amtierende EU-Ratspräsident zu. Biomasse ist eben ein komplexes Stoffgemisch, die Wertschöpfungskette die daran hängt, ist lang und verzweigt - und die stoffumwandelnde Industrie hat elementaren Anteil an ihrer Gestaltung. „Dafür ist die intelligente Kombination von chemischen und biotechnologischen Verfahren ausschlaggebend“, weist Wagemann auf das nötige Zusammenspiel beider Disziplinen hin, die an vielen Stellen zusammenwachsen. „Es fällt uns heute schon schwer, von einer dezidierten Biotech-Branche zu sprechen, denn Biotechnologie findet sich nicht nur in den vielen jungen Biotechnologie-Firmen, sondern auch in den Anlagen der Großindustrie“, so der Geschäftsführer. Die Dechema beteilige sich intensiv daran, die verschiedenen Interessengruppen zusammen zu bringen - was sich unter anderem am Projekt Lignocellulose-Bioraffinerie in Leuna festmachen lässt. Wie überzeugt Wagemann hinter dem Thema steht, zeigt er mit der Podiumsdiskussion Bioökonomie, die er am ersten Messetag, am 18.6.2012 moderiert - im Forum, Ebene 0, 11 - 12:30 Uhr.

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