Verpackungen liegen im Trend. Immer mehr wird verpackt und das nicht nur als Schutz oder zur schicken Präsentation in den Regalen. Besonders in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, in die rund 60 Prozent der Verpackungsmaschinen weltweit gehen, müssen Verpackungen immer mehr Funktionen erfüllen: zum Beispiel Nahrungsmittel länger frisch halten, einfaches Öffnen und wieder Verschließen, mehr Produktinformationen auch zur Rückverfolgbarkeit des Produktes bereithalten. Wobei Informationen vermehrt über QR-Codes zur Verfügung gestellt werden. Zukünftig könnten diese von Augmented Reality - erlebte Realität - abgelöst werden, bei dem die Verpackung selbst den QR-Code darstellt. Technologisch im Fokus ist zunehmend energiesparende und ressourcenschonende sowie flexible und effiziente Verpackungstechnik und entsprechende Linien. Sei es, um dem anhaltenden Trend der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, oder um bei steigenden Energie- und Rohstoffpreisen weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben und sich von Wettbewerbern abzuheben.
Exporte wieder gestiegen
Verpackungsmaschinen sind wieder gefragt: Die deutschen Exporte sind im Jahr 2011 gewachsen und belaufen sich laut VDMA-Exportstatistik von 47 Berichtsländern auf insgesamt 4,3 Milliarden Euro. Das sind rund 10 Prozent mehr als 2010. Die USA waren im vergangenen Jahr der größte Abnehmer von Verpackungsmaschinen aus Deutschland und überholten damit China. Nach hohen Importen im Jahr 2010 ging die Nachfrage aus dem Reich der Mitte 2011 um knapp 10 Prozent zurück. Hohe Nachfrage gab es des Weiteren aus Russland, Brasilien und der Türkei. Auch aus anderen Schwellenländern und aufstrebenden Entwicklungsländern kommen laut VDMA zunehmend Wachstumsimpulse, denn: „Die Technisierung in der Nahrungsmittelverpackung ist dort häufig noch auf einem geringen Niveau. Hinzu kommen ein sehr hohes Bevölkerungswachstum und eine wachsende Mittelschicht mit jungen und konsumfreudigen Menschen“, so Vera Fritsche, Referentin für Verpackungsmaschinen im VDMA. Damit nehmen auch die Ansprüche an Sicherheit und Qualität von Nahrungsmitteln zu. Laut Fritsche kommt es darauf an, die Verpackungsmaschinen auf die Bedürfnisse der jedes Landes anzupassen. Unter diese Bedürfnisse fällt auch ein Thema, das die Branche noch sehr lange beschäftigen dürfte: nämlich Lebensmittelverluste zu vermeiden - mit der richtigen Verpackung.
Weniger Lebensmittelabfälle
So will die im vergangenen Jahr gegründete Unternehmerinitiative Save Food (siehe Kasten) in der Verpackungsbranche ein Bewusstsein für Nahrungsmittelverluste schaffen und mit Basislösungen und High-Tech-Verpackungen international diese begrenzen. Denn weltweit gehen rund ein Drittel der für den Verzehr produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verloren - etwa 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr. Das ergaben zwei Studien des Schwedischen Instituts für Lebensmittel- und Biotechnologie (SIK), die im Auftrag der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erstellt wurden. So werden in Industrieländern noch essbare Lebensmittel vorwiegend am Ende der Kette im Handel und beim Verbraucher weggeworfen. In Schwellen- und Entwicklungsländern verdirbt ein Teil der Ernte auf dem Weg vom Acker zum Markt. In diesen Ländern können aber schon kleine und dezentrale Verpackungsmaschinen helfen wie Friedbert Klefenz, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Bosch Packaging Technology, beim Start der Initiative hervorhob: „In Indien haben wir speziell für die örtlichen Bedürfnisse entwickelte Maschinen auf Lastwagen montiert, um Bauern und Behördenvertretern die Vorteile verpackter Lebensmittel zu zeigen. Die Bauern haben schnell erkannt, wie sinnvoll es ist, ihre Ernte zu verpacken.“ In den Industrieländern hingegen sollen intelligente Verpackungskonzepte dazu beitragen, Lebensmittelverluste zu vermeiden. Ein Beispiel hierfür ist die kürzlich mit dem DuPont Award in Diamant ausgezeichnete Verpackungslösung für frisches Fleisch von Curwood. Die Freshcase-Vakuumverpackung sorgt dafür, dass die rote Farbe des Fleisches - ein Frischeindiz für den Verbraucher - bis zum Ende der Haltbarkeit beibehalten wird, die mit der Verpackung ebenfalls verlängert werden konnte. Eine weitere Technik, die Haltbarkeit zu verlängern, ist die Hochdruckbehandlung von Lebensmitteln. Experten schätzen sie als vielversprechenden Ansatz ein, mit dem schädliche Keime auf Fleisch- und Geflügelprodukten, Fertiggerichten sowie anderen Lebensmitteln reduziert werden können. Nachdem bisher nur vakuumverpackte Lebensmittel mit Hochdruck behandelt werden konnten, ist es nun auch möglich MAP-verpackte (Modified Atmosphere Packaging) Lebensmittel mit Hochdruck zu behandeln wie Backwaren, Käse, Sandwichs, Obstsalat und viele mehr. Multivac hat zusammen mit Uhde High Pressure Technologies den HPP-Prozess (High Pressure Processing) weiterentwickelt. Mit dem Verfahren werden Materialschäden vermieden, an denen die Hochdruckbehandlung von Lebensmitteln in Schutzgasverpackungen bisher scheiterte.
Energie und Rohstoffe
Eine weitere Herausforderung der Verpackungsbranche sind steigende Kosten für Energie und Rohstoffe. So verkürzten im vergangenen Jahr Lieferanten von Verpackungsstahl ihre Vertragslaufzeiten auf sechs Monate und passten so laut Verband Metallverpackungen ihr Preisverhalten an die Rohstoffmärkte an. Preiserhöhungen wurden auch für Papier wieder angekündigt und die Preise für Kunststoff ziehen seit Jahresbeginn ebenfalls wieder an, wie der Industrieverband Papier- und Folienverpackungen (IPV) mitteilte. Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist und bleibt daher ein Treiber für neue Verpackungstechnik, wie zum Beispiel die Ultraschallsiegelung. Prof. Dr. Bernd Wilke Leiter der Forschung und Vorausentwicklung von Bosch Packaging Technology sagt: „Nachhaltigkeit in der Verpackung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die mit dem Einsatz von Ultraschallsiegelung entstehenden Kosteneinsparungen durch reduzierten Energieverbrauch, Materialeinsparungen und eine höhere Maschinenverfügbarkeit eröffnen den Herstellern einen größeren Handlungsspielraum, um umweltfreundlicher und profitabler zu werden.” Mit der von Bosch Packaging Technology entwickelten beziehungsweise angepassten Ultraschallsiegeltechnik zum Versiegeln von Kunststoffbeuteln spare eine horizontale Schlauchbeutelmaschine gegenüber dem Heißsiegeln rund 40 Prozent Energie fürs Schweißen. Dünnere und günstigere Folien und schmalere Siegelnähte reduzieren zudem den Materialverbrauch. Bis zu 16 Millimeter Folie pro Verpackung könne in Bezug auf die Beutellänge auf einer vertikalen Schlauchbeutelmaschine eingespart werden. Nicht mit Ultraschall, sondern mit Mikrowellen heizt eine Technik von Krones, die für Steckblasmaschinen zum Herstellen von PET-Flaschen entwickelt wurde. Mit diesem Verfahren kann laut Anbieter der Heizprozess für unterschiedliche Flaschenformen und -größen individuell eingestellt und überwacht werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Infrarotöfen benötige die Mikrowellentechnik bis zu 50 Prozent weniger Energie - die Aufheizphase sei um bis zu 80 Prozent kürzer als bei anderen Systemen. Diese Entwicklung ist nur ein Beispiel aus dem Nachhaltigkeitsprogramm von Krones, das unter der Marke Enviro geführt wird.