Früher hieß es: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Und heute: Flatscreen, Flatscreen an der Wand, wer hat den Größten im ganzen Land? Nicht nur Fernseher, sondern Bildschirme generell haben unser Leben bunter und verspielter gemacht. Hinter kristallklaren, immer höher auflösende Bildern und fast jedem Bildschirm versteckt sich ein Metall, das vor 150 Jahren im sächsischen Freiberg von zwei Physiker entdeckt wurde: Indium.
Mit-Entdecker Ferdinand Reich wurde am 19. Februar 1799 in Bernburg geboren. Er studierte an der Universität Leipzig und der Bergakademie Freiberg. 1819 wurde er Gehilfe im Freiberger Berghüttenwesen. Es folgten zwei Studienaufenthalte in Göttingen 1822 und Paris in den Jahren 1823 und 1824, nach denen Ferdinand Reich an die Bergakademie zurückkehrte, wo er fortan Akademieinspektor war. Bereits 1827 wurde der gerade einmal 28-jährige Reich Professor für Physik und Assessor beim Freiberger Berghüttenamt. 1860 stieg er zum Oberbergrat auf, im selben Jahr gab Reich die Professur auf. Sechs Jahre später ging er dann in den Ruhestand. Am 27. April 1882 verstarb Ferdinand Reich in Freiberg. Neben der Entdeckung des Indiums forschte Reich auch anderweitig: So führte er dafür beispielsweise erdmagnetische Beobachtungen sowie Fallexperimente durch, um die Erdrotation nachzuweisen.Hieronymus Theodor Richter war der zweite Entdecker und wurde am 21. November 1824 in Dresden geboren. Nach seinem Studium an der Bergakademie zwischen 1843 und 1847 arbeitete er bei den Freiberger Hüttenwerken, von 1853 an als Hüttentechniker und -chemiker. Zehn Jahre später wurde Richter Professor für Lötrohrprobierkunst an der Akademie. Zwischen 1866 und 1873 leitete er das Hüttenlaboratorium der Freiberger Hüttenwerke. Anschließend widmete sich Theodor Richter Vorlesungen über die Hüttenlehre und metallurgische Probierkunst. Zwischen 1875 und 1896 war er Rektor der Bergakademie. Das Besondere daran ist, dass Richter der letzte Rektor war, der für dieses Amt auf Lebenszeit gewählt wurde. Am 25. September 1898 starb Richter in Freiberg.
Die größte Leistung der Beiden geht auf das Jahr 1863 zurück: Bei der spektralanalytischen Untersuchung des Minerals Sphalerit (Zinksulfid), das auch als schwarze Zinkblende bekannt ist, fiel ihnen eine ungewöhnliche indigoblaue Spektrallinie auf - der Beweis für ein bisher unentdecktes Metall. Sie nannten es Indium, nach der indigoblauen Spektrallinie. Was beide damals nicht ahnten: Das gräulich-weiße und glänzende Indium sollte ein High-Tech-Metall werden und essentieller Bestandteil von Touchpads, Flachbildschirmen und Leuchtdioden. Durch die geringen Vorkommen, stetig wachsende Nachfrage und steigenden Preise kann das vielseitig einsetzbare Metall nicht überall dort eingesetzt werden, wo es verwendet werden könnte. Deshalb begrenzt sich dessen Einsatz auf Gebiete, in denen es unverzichtbar ist. Beispielhaft dafür ist die Fernseher-Industrie. Über 60 Prozent des weltweit geförderten Indiums werden zu Indiumzinnoxid weiterverarbeitet - eine transparente und leitfähige Verbindung, die geradezu einzigartig ist. Und sie stellt den Ausgangspunkt für LCD-Bildschirme und organische Leuchtdioden dar. Auch Touchscreens greifen auf die Indiumzinnoxid-Verbindung zurück. Für einfache Solarzellen wurde früher auch Indiumzinnoxid verwendet. Aufgrund der enormen Preisexplosion kommt es aber nur noch in Hochleistungssolarzellen zum Einsatz. Weitere Indium-Verbindungen wie Indiumphosphid und Indiumarsenid werden zur Herstellung von LEDs, Foto- und Laserdioden verwendet.
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