Verbindungstechnik Bequeme Verbindung

HARTING Technologiegruppe Phoenix Contact Deutschland GmbH



04.06.2012

„Convenience“ ist längst nicht mehr nur beim Essen Trumpf. Ob Industrieanwendung oder Office-Bereich: Wer auf der Light & Building und anderen Messen stöbert, stößt auf immer mehr Versuche, den Netzwerkarchitekten das Leben so einfach wie möglich zum machen. LED-erleuchtete Verbindungssysteme und mehr fand Miriam Leunissen-Weikl.

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Immer häufiger geht den Installateuren beim Überprüfen der Datenkabel ein Licht auf. Zumindest wenn er mit dem PreLink-System der Garchinger EasyLan AG, einer Tochter der Viechtacher Zellner-Gruppe arbeitet. Während so genannte Snap-In-Systeme in der Datenübertragung heute fast schon zum guten Ton gehören, und vernünftige Steckersysteme in der Datenübertragung heute ohnehin erwartet werden, geraten die Lichtleitsysteme wie das System der Easylan GmbH im Auftrag von Harting, Espelkamp, erst allmählich in den Fokus der interessierten Fachöffentlichkeit. Vor gut zwei Jahren hat Harting zur SPS/IPC/Drives in Nürnberg auf Basis der EasyLan-Entwicklung ein neues Installationskonzept für die Datennetzwerkverkabelung nach ISO/IEC 11801 vorgestellt. Diese Technologie vereinfacht die Verkabelung, spart Installationszeit und erlaubt Erweiterungen und Umbauten quasi im laufenden Betrieb. Und sie kann leuchten, um zu zeigen, welche Leitungen zusammen gehören - wenn dies gewünscht wird.

Den richtigen Link finden

Dafür wird an der Eingangsstelle ein so genannter PreLink-Detektor angeschlossen - eine Stromquelle an einem PreLink-Stecker. Will ein Wartungstechniker nun einen Link im Verteilerschrank fehlerfrei umpatchen, so aktiviert er den Detektor in einer Buchse der betroffenen Verbindungsstrecke. Damit leuchten die L.E.O.-Module über alle Patchungen hinweg auf. Dies zeigt, welchen Port der Link belegt. Bei einer Etagen-Verkabelung oder anderen weiten Strecken kann der Installateur den Detektor auf Dauerversorgung stellen und die aufleuchtenden Verbindungsstellen über alle Patch-Stellen hinweg bis zur Buchse im Verteilerschrank verfolgen. Da nur die Stecker dafür mit besonderen Funktionen ausgestattet werden, ändert sich an den installierten Leitungen dadurch nichts. Das PreLink-System und seine leuchtende Spezialausführung L.E.O. (Light Emitting Outlet) ist nach Herstellerangaben für den Einsatz unterschiedlichster Steckgesichter wie RJ45 in IP 20, RJ45 PushPull in IP 65/67 oder M12 ausgelegt. Das Konzept von Harting Ha-VIS PreLink sieht Komponenten für die Übertragung von 10 Gigabit Ethernet vor. Und liegt mit seinem „Convenience-Gedanken“ offensichtlich im Trend, bestätigt Andreas Klees, Mitglied der Geschäftsführung bei EasyLan. 1,5 Millionen PreLink-Komponenten seien schon nach diesen beiden kurzen Jahren im Einsatz - „vom Rechenzentrum im Ärztehaus bis zur Produktionsanlage im Automotive-Bereich mit über 1.000 Arbeitsplätzen.“ Die Lösung basiert auf einer weiteren Besonderheit des PreLink-Verkabelungssystems, die die derzeitige Convenience-Branchenenwicklung typisch widerspiegelt: So wird bei der Steckerkonfektion auf das Kabelende ein Kunststoffblock (PreLink-Abschluss) als Abschluss gecrimpt, der die Adern in ihrer Position fixiert. Der Installateur steckt über diesen Abschluss ein PreLink-Anschlussmodul mit dem Steckgesicht und der Schutzart seiner Wahl und klappt es zu. Das PreLink-System eignet sich besonders für Unternehmen, die ihre Fertigung und Gebäudeautomation an die Unternehmens-IT angebunden haben oder zum Beispiel WLAN oder IP-Kameras verwenden und dafür flexible Schnittstellen zwischen den Systemen benötigen. In diesen Fällen müssen die Anschlüsse an den Rändern des IT-Netzes für die jeweils vorherrschenden Umgebungsbedingungen ausgelegt sein, wofür zahlreiche Lösungen angeboten werden.

Komfort ist Trumpf

Es scheint, als wäre 2009 weltweit das unausgesprochene „Jahr der Benutzerfreundlichkeit“ in der Verbindungstechnik gewesen. So verkündeten auch Unternehmen wie die Siemon Company aus Connecticut 2009, seine Reihe von vorkonfektionierten Kupfer-Trunkkabeln um eine armierte Version erweitert zu haben. Erhältlich sind diese armierten Links für alle drei 10-GBase-T-Systemlösungen des Herstellers. Als Steckverbinder verwendet Siemon Max-Anschlussbuchsen und MC-Stecker. „Die Kabelsätze vereinfachen den Kabelanschluss bei Cross-Connect-Installationen“, so der Hersteller seinerzeit. Die Kupfer-Trunkkabel besitzen Max- oder Tera-Anschlussbuchsen, seien dank Snap-in-Mechanismus leicht anzuschließen und könnten in einer Vielzahl von Patch-Feldern eingesetzt werden. Die Bauform mit sechs beidseitig konfektionierten Einzelkabeln und Anschlussbuchsen sowie einer integrierter Zugöse ist es nach Angaben des Herstellers kompakter als übliche Lösungen. Dadurch sei es einfacher, die Kabel einzuziehen.

Nischen besetzen

Andere Anbieter werben mit Plug&Play. So die US-amerikanische Siemon Company für ihre Glasfaserverkabelungstechnik. „Ein Einzel-MTP-Stecker und -Kabel ersetzt bis zu 24 einzelnen Fasern und Stecker“, gibt das Unternehmen an. 75 Prozent Zeitersparnis verspricht das Unternehmen seinen Kunden. 2003 galten noch Adapterplatten als die Spitze der Verbindungstechnologie, wie sich an der Kommunikationshistorie des Unternehmens ablesen lässt. Berg, ein heute vielfach weiterverkaufter Komponentenanbieter, ebenfalls aus den USA galt schon vor der Jahrtausendwende als großer Vereinfacher. Weit mehr als tausend Unternehmen weltweit beschäftigen sich nach Branchenzählungen mit Konnektoren und Verkabelungstechnik. Der Beispiele für unique Systeme ließen sich viele finden. Jeder besetzt und verteidigt seine Nische. Wem die ersten Kabelverbindungen im System ein Leuchten bescheren, der wird - soll dies weiterhin Sinn machen - bei seinem leuchtenden System bleiben. Doch wie sieht es mit der Convenience für die Netzwerkbetreiber im industriellen Einsatz aus? Ist auch hier derselbe Trend zu erkennen? Führen Versuche, Officenetz und Anlage immer enger via KNX/EIB-IP-Schnittstellen zu verknüpfen, wie dies beispielsweise bei der PreLink-Lösung unterstützt wird, auch zu einfacheren Anwendungen in den industriellen Netzen? Oder steht das Han-Modular-System, ebenfalls von Harting, die auch Easylan-Entwicklungspartner sind, hier noch ziemlich alleine da, mit seiner Verbindungstechnikphilosophie alle Ströme von Datenkupferkabel über Lichtwellenübertragung bis Strom bequem vorkonfigurierbar in einem Stecker unterzubringen? Werbestichwort Han-Lock-System - das natürlich bei „einfacher Konfektionierung ohne Spezialwerkzeug“. Wobei natürlich Bus-Systeme wie der Profibus schon länger Daten- und Stromleiter verbinden.

Energie, Signale und Daten

„In der industriellen Anwendung wird das Thema komplexer“, bestätigt Klees. Steckverbinder müssen dort spätestens für die Automatisierung mit einer Schnellanschlusstechnik ausgestattet sein und alle Kabeltypen anschließen. Zudem für alle Fasertypen geeignet sein. Auch hier lassen sich aber bereits seit Jahren Schnappsysteme und Klemmsysteme verschiedenster Hersteller finden, die versuchen alle Ansprüche zu vereinen. Bernd Horrmeyer, Fachreferent für industrielle Netwerkverkabelung von Phoenix Contact: „Ob Feldbus oder Industrial Ethernet - für jedes System steht heute das passende Installationskonzept bereit. Und zwar für die Medien Kupfer und Lichtwellenleiter sowie für alle Umweltbedingungen.“ Bei Dr. Joachim Belz, dem damaligen Vorstand von Weidmüller, klang das vor zwei Jahren so: „2007 haben wir die Entscheidung getroffen, dass sich Weidmüller auch im Bereich Elektronik für Automatisierungsapplikationen aufstellen wird. Alles, was sich zwischen der Feldebene Sensorik/Aktorik und der SPS abspielt, egal ob das ein Industrie-PC ist oder eine klassische SPS, ist unsere Domäne.“ Auch hier ist Plug&Play versprochen. Und wenn es an die Prozesstechnik geht, seien besonders hochwertige Steckverbindungen gefragt, mahnen Praktiker wie Jörg Kundrat von Miyachi Europe immer wieder. Waren bis vor einigen Jahren Weichlöten und Crimpen die am häufigsten angewandten Verfahren, seien zunehmend alternative Verfahren mit höherer Temperaturbelastbarkeit, Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit wie das Widerstandsschweißen im Einsatz. Während den IT-Netzwerkern also das Leben in punkto Umbauten und Übersichtlichkeit offenbar schon deutlich erleichtert wurde, klingt dies noch nach reichlich Optimierungspotential. Auch wenn Klemmsysteme für Interfaces, Brücken und Co natürlich Standard sind, wie gesagt, je nach Installationskozept stark variierend, ist es definitiv noch nicht in Sicht, dass eines Tages auch dem Roboterkabel ein Licht aufgehen wird.

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