James Cameron, Regisseur von Blockbustern wie Terminator, Titanic und Avatar, möchte die 3D-Kinotechnik weiter vorantreiben. Ziel ist es, den Kinobesuchern ein dreidimensionales Filmerlebnis zu ermöglichen, ohne dass Kinobesucher dafür sperrige 3D-Brillen aufsetzen müssen. Für den geplanten zweiten Teil der Avatar-Reihe soll das mit Hilfe einer neuen Laser-Projektionstechnik gelingen.
Linsenraster statt Brillen
Welches Verfahren dabei genau zum Einsatz kommen wird, hat der kanadische Regisseur noch nicht verlauten lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich allerdings um eine Kombination aus sehr hellen Laserprojektoren und einem automultiskopischen, full parallax Display. Letzteres ermöglicht nicht nur eine 3D-Darstellung, ohne entsprechende Brillen aufsetzen zu müssen. Ein solches ist auch notwendig, damit jeder Kinobesucher – unabhängig von seinem Sitzplatz – ein möglichst identisches Bild zu sehen bekommt.
Grob vereinfacht funktioniert das System so: Mehrere Bilder werden gleichzeitig auf die Leinwand projiziert. Schräg gestellte Streifenmasken beziehungsweise Linsenraster, auch Parallaxbarrieren genannt, lenken das Licht der einzelnen Pixel in verschiedene Richtungen vor dem Bildschirm ab. Damit sieht jedes Auge ein anderes Bild.
Altes Verfahren, neue Umsetzung
Die Methode selbst ist keineswegs neu und entstand schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Erstmals eingesetzt wurde sie in einem Moskauer Kino Anfang der 1930er-Jahre, jedoch konnte sich dieses 3D-Verfahren bislang nie wirklich durchsetzen. Denn einerseits mussten die Zuschauer sehr genau positioniert werden, da die Augen sonst nicht die richtigen Bilder wahrnehmen können. Andererseits benötigt das Verfahren sehr helle Projektoren und verlangt nach einer sehr hohen Auflösung.
Vergangenes Jahr konnten Forscher endlich eine vielversprechende Variante vorstellen, die sich in Zukunft auch für große Kinosäle eignen könnte. Im Kern setzt das vorgeschlagene Verfahren auf zwei unterschiedliche Sets an Parallaxbarrieren, die vor einer herkömmlichen Leinwand angebracht werden.
Das neue Konzept entstand aus einer Kooperation des Computer Science and Artificial Intelligence Lab (CSAIL) des MIT mit dem israelischen Weizmann Institute of Science. Auch die Universität Saarland, die ebenfalls auf diesem Gebiet forscht, beteiligte sich an dem Projekt.
Kooperation soll Entwicklung beschleunigen
Im Oktober letzten Jahres äußerte sich Cameron erstmals zum Thema brillenlose 3D-Technik: „Ich bin immer noch sehr optimistisch in Bezug auf 3D, aber wir brauchen eine hellere Projektion, und ich denke, letztendlich kann es klappen – ohne Gläser. Wir werden es dahin schaffen.“ Die Projektionstechnik scheint auf alle Fälle langsam die geforderten Lichtstärken realisieren zu können.
Im April gab der Projektorhersteller Christie Digital bekannt, dass man die Kooperation mit Camerons Produktionsfirma Lightstorm um weitere fünf Jahre verlängert habe. Gemeinsam arbeiten sie nun an der Umsetzung der neuen 3D-Technik: Christie Digital stellt sein Know-how in der Projektionstechnik und die neueste Generation an RGB-Laser-Projektoren, die Lichtstärken von bis zu 60.000 Lumen erreichen, zur Verfügung. Im Austausch dafür gibt Lightstorm die Erfahrungswerte weiter, die sich in Bezug auf dreidimensionale Darstellung, hohe Bildraten (HFR) und Hochkontrastbilder (HDR) ergeben.
Kommt die Technik schon 2020?
Nicht zuletzt wegen James Camerons technischer Ambitionen hat sich Avatar 2 immer weiter verschoben. Eigentlich sollte der Film schon in diesem Jahr in die Kinos kommen; inzwischen ist er für Ende 2020 angekündigt. Ob die neue Technik bis zum Kinostart aber tatsächlich bereit stehen wird, ist noch nicht sicher.
Und selbst für den Fall, dass das System tatsächlich marktreif sein sollte, gibt es Zweifel, ob die neue Technik flächendeckend zum Einsatz kommen wird. Die benötigten Projektoren und eventuelle Anpassungen an den Leinwänden werden den Kinobetreibern gerade zu Beginn sehr hohe Investitionen abverlangen.