Fernwärme und -kälte ist weltweit sehr beliebt. Aber das enorme Potenzial dieser Technologie lässt sich nur mit einer intelligenten Strategie ausschöpfen. Typische Fernwärmenetze sind auf eine zentrale Wärmeerzeugungsanlage ausgelegt, die die Wärme auf die ganze Stadt verteilt, wobei die Temperatur in allen Zonen – ob Industrie-, Gewerbe- oder Wohngebieten – gleich hoch ist.
Eigentlich bestehen in diesen Zonen aber unterschiedliche Temperatur- und Druckanforderungen. Und genau das ist das Problem. Statt also auf zentrale Versorgung zu setzen, sollte sie dezentralisiert werden: Denn so lassen sich Temperatur und Druck auf den Bedarf einstellen, und das Netz funktioniert weitaus effizienter.
Einbindung erneuerbarer Energien
Eines der wichtigsten Merkmale intelligenter und nachhaltigerer Fernwärmenetze der vierten Generation ist die niedrige Vorlauftemperatur. Heute liegt die Vorlauftemperatur bei zentraler Wärmeerzeugung in der Regel um die 90 °C, kann aber in einem dezentralisierten Netz mit Niedertemperaturzonen auf bis zu 50 °C reduziert werden. Durch Absenkung der Temperaturen im Netz lassen sich Wärmeverluste durch die Rohre sowie die thermische Belastung der Rohrleitungen reduzieren. Gleichzeitig steigt die Kapazität, und die Gefahr von Leckagen sinkt.
Dadurch wird insgesamt weniger Energie zum Erhitzen des Wassers benötigt. Infolgedessen sinken sowohl die Kosten als auch die CO2-Emissionen. Eine niedrige Vorlauftemperatur ermöglicht Fernwärmeversorgern darüber hinaus die verstärkte Einbindung von erneuerbaren Energiequellen wie der Geothermie, während der Wirkungsgrad von Solarthermiekollektoren, Windenergie und Überschussenergie aus industriellen Prozessen immer weiter steigt.
Vor allem Überschusswärme birgt ein enormes Potenzial. In Dänemark gibt es genügend Überschusswärme aus Abwasser, um mehr als 20 Prozent des nationalen Energiebedarfs für Fernwärmenetze zu decken. In Europa können Wärmeeinsparungen den Heizenergiebedarf insgesamt um etwa 40 Prozent senken.
Schutz vor Preisschwankungen
Ein weiterer Vorteil dezentraler, intelligenter Fernwärmenetze ist die Versorgungssicherheit. Geopolitische Spannungen und der unabdingbare Ausstieg aus fossilen Brennstoffen haben das Bewusstsein für Energiesicherheit in den letzten Jahren geschärft. Es hat sich gezeigt, dass selbst die kleinste Störung Sicherheit und Komfort der Menschen beeinträchtigen kann.
Einer der größten Vorteile von Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizungsarten liegt darin, dass sie mehr als eine Energieart zulässt. Für Fernwärmenetze lassen sich unterschiedliche Energiequellen gleichzeitig nutzen. Diese hohe Flexibilität erhöht letztendlich die Versorgungssicherheit und die Effizienz der Wärmeerzeugung.
Fernwärmenetze sind nicht auf einen einzigen Energieträger wie Kohle, Öl oder Erdgas beschränkt, was Verbraucher bis zu einem gewissen Grad vor Preisschwankungen – beispielsweise infolge des Ukraine-Kriegs oder der Corona-Pandemie – schützt. Fällt eine Energiequelle aus, kann man auf Alternativen zurückgreifen. Fernwärmeversorger können jederzeit die günstigste Energiequelle wählen und damit die Kosten senken.
Darüber hinaus kann Wärme für Fernwärmenetze gespeichert werden – und zwar von Tag zu Tag und sogar von Heizsaison zu Heizsaison. Dadurch sind Fernwärmenetze weniger anfällig für Ausfälle in bestimmten Energiesektoren.