Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen Den Wasserstoffperoxid-Ertrag aus der Wasserelektrolyse maximieren

Wegen seiner hohen Verfügbarkeit gilt Wasser als der geeignetste Ausgangsstoff, um Wasserstoff zu erzeugen.

Bild: DALL·E / publish-industry
23.07.2024

Aufgrund seiner hohen Verfügbarkeit gilt Wasser als der sinnvollste Ausgangsstoff für die Wasserstoffproduktion. Im Idealfall entsteht bei der Umsetzung von Wasser zu Wasserstoff ein zweiter nützlicher Stoff: Wasserstoffperoxid, das in vielen Industriezweigen benötigt wird, zum Beispiel zur Herstellung von Desinfektionsmitteln. Um Wasserstoffperoxid aus der Wasserspaltung zu gewinnen, sind spezielle Reaktionsbedingungen erforderlich. Man wusste, dass die Anwesenheit von Karbonat nützlich ist. Warum das so ist, war jedoch unklar – bis jetzt.

Damit Wasserstoffperoxid aus der Spaltung von Wasser entstehen kann, sind besondere Reaktionsbedingungen erforderlich, unter anderem ist die Anwesenheit von Karbonat hilfreich. Ein Team der Ruhr-Universität Bochum hat diesen Mechanismus aufgeklärt. Die Gruppe um Dr. Lejing Li, Dr. Carla Santana Santos und Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann vom Bochumer Zentrum für Elektrochemie beschreibt die Ergebnisse.

Puffer um den pH-Wert von Lösungen stabil zu halten

„Wasserstoffperoxid ist ein Wertstoff, der mit komplexen Verfahren hergestellt werden muss, die auch für die Umwelt nicht immer unbedenklich sind“, sagt Wolfgang Schuhmann. Da wäre es nützlich, wenn man die Substanz in großen Mengen aus der elektrolytischen Spaltung von Wasser gewinnen könnte, bei der zugleich der Energieträger Wasserstoff entsteht. „Das ist allerdings thermodynamisch kompliziert“, erklärt Lejing Li. Denn die Entstehung von Sauerstoff ist sozusagen energetisch einfacher.

Fügt man jedoch einen Carbonat-Puffer zur Lösung hinzu, ändert sich die Lage. Dabei handelt es sich um Kohlensäure (H2CO3), welche ein Proton (H+) abgeben kann, sodass Hydrogencarbonat (HCO3-) entsteht, welches zu Kohlendioxid (CO2) weiterreagieren kann. Solche Puffer helfen, den pH-Wert von Lösungen stabil zu halten. Allerdings sind die Bedingungen in der Reaktionslösung nicht überall identisch.

Die Umsetzung von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff findet an den Oberflächen zweier Elektroden statt, zwischen denen eine Spannung anliegt. Bei der Übertragung von negativ geladenen Elektronen werden zugleich positiv geladene Protonen frei. Die Protonen verändern den pH-Wert in der unmittelbaren Umgebung der Elektrode, während weiter entfernt in der Lösung der pH-Wert stabil bleibt.

Lokale pH-Wert-Messungen

Mithilfe einer selbst entwickelten Methode bestimmte das Bochumer Team den pH-Wert in der unmittelbaren Umgebung der Elektrode unter unterschiedlichen Reaktionsbedingungen und zeigte, dass Wasserstoffperoxid bevorzugt dann entsteht, wenn viel Hydrogencarbonat in der Nähe der Elektrode vorhanden ist. Unter diesen Bedingungen bildet sich ein Reaktionszwischenprodukt, das die Entstehung von unerwünschtem Sauerstoff verhindert.

„Diese Ergebnisse klingen zunächst nach abstrakter Grundlagenforschung“, gibt Lejing Li zu. „Aber die Produktion von Wasserstoff und Wasserstoffperoxid ist extrem wichtig. Nur wenn wir die Prozesse genau verstehen, können wir sie besser machen.“

Die Arbeiten wurden finanziell unterstützt vom Bundesministerium für Forschung und Technologie im Rahmen des Projekts „DERIEL“, vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen des Horizon-2020-Programms der Europäischen Union und vom Europäischen Innovationsrat im Rahmen des Grant Agreements. Weitere Förderung kam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Forschungsgruppe.

Bildergalerie

  • „Die Produktion von Wasserstoff und Wasserstoffperoxid ist extrem wichtig“, sagt Erstautorin Lejing Li.

    „Die Produktion von Wasserstoff und Wasserstoffperoxid ist extrem wichtig“, sagt Erstautorin Lejing Li.

    Bild: RUB, Marquard

  • Die Forschenden Lejing Li, Wolfgang Schuhmann und Carla Santana Santos vom Bochumer Zentrum für Elektrochemie.

    Die Forschenden Lejing Li, Wolfgang Schuhmann und Carla Santana Santos vom Bochumer Zentrum für Elektrochemie.

    Bild: RUB, Marquard

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