Klaus Nitschke ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Die Regulierungsbehörden halten die Energiebranche seit Jahren auf Trab, darauf weiß Klaus Nitschke ein Lied zu singen. Fast schon „langweilig“ sei es da aus strategischer Sicht die Marktkommunikation und die Veränderung hin zum Zielmodell umzusetzen. Nicht, dass er das aus IT-Sicht für anspruchslos halten würde, aber der Gesetzgeber mache eben die Vorgaben, die er mit seinen über 40 Mitarbeitern des SAP-Partner Cortility umzusetzen hat. Dieser Umstand lasse jedoch wenig Platz für eigene Ideen, beklagt er.
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Hauptanliegen: Bürokratieabbau
Dabei hat Nitschke stets seine Hauptkunden im Blick: die klassischen Stadtwerke. Auch deren große Herausforderungen liegen darin, mit den regulatorischen Anforderungen Schritt zu halten. „Die Ansprüche an die Belegschaft in den Stadtwerken steigt enorm“, sagt Nitschke, der seit 2012 Geschäftsführer der Ettlinger Softwareschmiede ist. Das Verständnis der Prozesse von der Stammdatenänderung über das Energiedatenmanagement bis zur Faktura sei alles andere als selbstverständlich. Deshalb dürften sich Energieversorger mit einer entsprechenden Personalausstattung glücklich schätzen. Selbst auf die Frage nach den drei wichtigsten Herausforderungen der Energiewende ist der Bürokratieabbau sein Hauptanliegen. Neben der Unterstützung bei der Entwicklung von Energiespeicherkonzepten wie Power-to-Gas würde er in der Rolle des Energieministers zunächst die bürokratischen Hürden beim Ausbau der erneuerbaren Energien runterfahren und dafür Sorge tragen, dass gerade kleinere Marktteilnehmer trotz steigender Regulierungsanforderungen wirtschaftlich und effizient agieren können.
Fokus auf dem Angebot von Standardsoftware
Seit der Gründung 1978 beschäftigt sich das Unternehmen mit der Entwicklung und der Implementierung von ERP-Systemen. Die erste Lösung für die Jahresverbrauchsabrechnung stammt aus dem Jahr 1982. Dabei liegt der Fokus auf dem Angebot von Standardsoftware: „Wo andere Beratungshäuser kundenindividuelle Lösungen implementieren, bevorzugen wir, eine Komponente in unserem SAP-Namensraum zu entwickeln“, sagt Nitschke. Der Vorteil für die Kunden ist der Pflegevertrag: Über diesen besteht Anspruch auf Anpassung der IT-Lösung, wenn sich die Gesetzlage ändert. Und auch Cortility profitiert von diesem Konzept: Dadurch, dass man bei den Kunden durchgängig die gleiche Software im Einsatz hat, lassen sich die einmal entwickelten Anpassungen auf den IT-Systemen an beliebig viele Kunden ausrollen.
Mitarbeitermotivation ist die Basis, um mit neuen Technologien neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei hat Nitschke insbesondere die Möglichkeiten des Machine Learning im Blick – der Ausdruck „KI“ ist ihm hier zu plakativ. Denn der Cortility-Chef ist sich sicher: „Die Veränderungen im Strommarkt, nicht zuletzt im Bereich der Elektromobilität, werden deutliche Änderungen in der Vertragslandschaft haben, bis in die Finanzbuchhaltung.“
Dabei sind ihm die Veränderungen im Softwaregeschäft bewusst: „Cloudkomponenten werden ein wichtiger Geschäftszweig werden, und der IT-Berater vor Ort wird sich viel weniger als Experte in den Tiefen einer bestimmten Software auszeichnen, als einer, der die Bedürfnisse des Kunden versteht und Cloudlösungen entsprechend orchestrieren kann.“