Die Entscheidung für Miscanthus, auch Chinaschilf oder Elefantengras genannt, war schnell gefallen, als sich Walter Geroldinger, Geschäftsführer des gleichnamigen Maschinenbauunternehmens nach einer Alternative zur altersschwachen Ölheizung umschaute - „aus Gründen der Nachhaltigkeit.“ Doch dann folgten schwieriger zu beantwortende Fragen: Woher bekommt man ausreichend Miscanthus - und wie und wo soll es gelagert werden? Vor allem aber: Wie kann der Prozess auch im Industriemaßstab funktionieren?
Miscanthus wächst auf fast allen Böden und wird ohne Zusätze von mineralischen Düngern und Pestiziden angebaut. Seine Verwendung stellt also einen signifikanten Beitrag zum nachhaltigen biologischen Landbau und infolgedessen zum Schutz natürlicher Ressourcen dar. Das bis zu vier Meter hohe, laubwerfende Gras wird ab dem dritten Jahr einmal jährlich geerntet: mindestens 20 Jahre lang ohne zusätzliche Düngung in gleichbleibender Qualität. Einmal geerntet kann es ohne Trocknungszeit direkt verfeuert werden. Ein immenser Zeitvorsprung, wenn man in Betracht zieht, dass beispielsweise frische Hackschnitzel 50 Prozent Feuchtigkeit enthalten und man für eine Verwertung unter 30 Prozent energieaufwändig heruntertrocknen muss. Und noch ein Vorzug: Miscanthus bringt bei gleichem Heizwert fast ein Drittel mehr Ertrag pro Hektar und damit eine entsprechend höhere Energiemenge als Hackschnitzel. Nachteilig ist die schlechte Fließfähigkeit und das geringe Eigengewicht von nur ca. 140 kg/m³, was Lager- und Transportkosten erhöht. Den Schüttguttechnik-Experten von Geroldinger musste das geradezu als Herausforderung erscheinen. Für sie waren der Aspekt des großen Lagerraums und das Argument, Miscanthus sei aus einem Silo nicht austragbar, nichts als Killerargumente gegen die Verbreitung dieser Biomasse.
Tatsächlich: Aufgrund der physikalischen Eigenheit fließt Miscanthus nicht; und es ist nicht unbedingt einfach zu handhaben. Um diesen schwierigen Voraussetzungen technisch begegnen zu können, baute man auf dem Betriebsgelände in Sigharting den mit 650 m³ wahrscheinlich größten funktionierenden Miscanthus-Versuchs-Silo Europas. Es entstand eine Heizanlage, die den Jahresbedarf an Brennmaterial fasst und für 1.500 Volllast Stunden bei 150 KW Heizleistung dimensioniert ist. Weitere Kernelemente dieser Anlage: eine neue Silogeometrie und das Austragsystem Oszillomat. Damit ist es möglich, unterschiedlichste organische Brennstoffe einzufüllen - und das sogar gemischt, je nach Verfügbarkeit. Die Bindung an einen Rohstoff über die gesamte Lebenszeit einer Biomasse-Heizanlage entfällt. Die Silolagerung ermöglicht nicht nur den Einsatz verschiedenster Brennstoffe, sie eliminiert auch die Staubbelastung und kann zur Wärmegewinnung beispielsweise in Wohngebieten, für öffentliche Gebäude oder Gewerbeparks genutzt werden.
Das Oszillomat-System ermöglicht das Fließen des Materials und die richtige Dosierung, da er in automatisierten Intervallen das Material über den gesamten Auslaufquerschnitt schichtweise abträgt und Massenfluss erzwingt. Es entstehen keine toten Zonen. Mit anderen Worten: Er aktiviert ständig den ganzen Siloinhalt. Beim Nachfüllen von frischem Brennmaterial stellt sich durch eine längere Verweildauer im Silo gleich der Trocknungseffekt ein. Übrigens: Beim Oszillomat-System liegen die relevanten Bauteile außen. Die technische Pflege und Wartung kann auch beim befüllten Silo vorgenommen werden und das erfreut sowohl den Kundendienst als auch das Portemonnaie des Betreibers.
Pulver & Schüttgut Elefantengras im Griff
Für Unternehmen, die ihre Heizungsanlage modernisieren wollen, bietet sich der Umstieg auf die Verwertung nachwachsender Rohstoffe an. Der österreichische Maschinenbauer Geroldinger setzt auf schnell nachwachsendes Elefantengras - und die eigene Kompetenz in Sachen Schüttgutzuführung. So strafte man dem Vorurteil, dass Miscanthus aus einem Silo nicht austragbar sei, Lügen.
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GEROLDINGER GmbH
Sigharting, Österreich