Kreislaufwirtschaft und Lebensdauer verbessern Emissionen halbieren und Rohstoffe sparen: Mehr Lebenszeit fürs Handy

Eine durchschnittliche Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren könnte die Treibhausgasemissionen von Smartphones um etwa die Hälfte reduzieren – derzeit werden sie allerdings nach nur etwas 2,5 Jahren weggeworfen.

Bild: iStock, DALL·E
18.06.2024

Jedes Jahr werden laut Bitkom in Deutschland etwa 20 Millionen Smartphones verkauft. Doch dieser Massenkonsum ist auch schädlich: Rund acht Prozent der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen werden durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verursacht. Der hohe Verbrauch wertvoller Rohstoffe, wie Edelmetalle und Seltene Erden, verschärft das Problem. Das Diskussionspapier „Circularity as the Service“ des Wuppertal Instituts, welches im Auftrag des Vodafone Instituts entstand, bietet erstmals eine ganzheitliche Perspektive auf den gesamten Lebenszyklus von Smartphones.

In einer Welt, in der jeder Augenblick zählt und die Vernetzung alles ist, haben Smartphones eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben eingenommen. Im Diskussionspapier „Circularity as the Service“ untersuchte die Studien- und Datenlage rund um das Thema Lebens- und Nutzungsdauer von Smartphones. Dabei wurde das Potenzial einer verlängerten Nutzungsdauer deutlich: Eine durchschnittliche Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren könnte die Treibhausgasemissionen von Smartphones um etwa die Hälfte reduzieren.

Was wird als wichtig erachtet?

Derzeit werden Smartphones in Deutschland nach durchschnittlich 2,5 Jahren ersetzt. Eine längere Nutzung würde den Bedarf an neuen Geräten deutlich senken, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bringt. Auch Konsumierende würden ihre Smartphones lieber länger nutzen: Laut Umfragen mit österreichischen Bürgern und Bürgerinnen wünschen sie sich eine Lebensdauer von rund fünf Jahren.

Dr. Julia Reinhard, Researcherin im Forschungsbereich Digitale Transformation am Wuppertal Institut und federführende Autorin des Diskussionspapiers, betont: „Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – denn der branchenübliche Lebenszyklus eines Smartphones orientiert sich bislang vor allem an den Zielgruppen von Tech-Begeisterten und Personen mit ausgeprägtem Sinn für Ästhetik.“ Gerade sie legen großen Wert auf neue Modelle und aktuelle Technologien. Doch andere Zielgruppen, wie Pragmatikeren, Nachhaltigkeits-Enthusiasten, preissensible Konsumierende und Langzeitnutzende, sind aufgeschlossener gegenüber einer längeren Nutzungszeit oder dem Kauf von wiederaufbereiteten Geräten. „Aktuelle Geschäftsmodelle schöpfen das Potenzial dieser Gruppen mit einem geschätzten Anteil von über 60 Prozent jedoch nur unzureichend aus“, moniert die Wissenschaftlerin.

Neue Geschäftsmodelle sind gefragt

Der Schlüssel zu einer längeren Nutzungsdauer von Smartphones liegt in der Anpassung der Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Laut der Umwelt-Produktdeklaration von Herstellern wie Apple entstehen rund 80 Prozent der CO2-Emissionen bereits in der Produktion. Hersteller sollten daher stärker auf Reparierbarkeit und Langlebigkeit setzen. Dies umfasst unter anderem das Design modularer Smartphones, die sich leichter reparieren lassen, und die Bereitstellung von günstigen sowie leicht zugänglichen Ersatzteilen.

Nach Ansicht der Forschenden seien dafür auch Sicherheits-Updates über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren entscheidend. Diese liegen aktuell jedoch beispielsweise nur bei vier Jahren für Android und sechs Jahren für Apple-Geräte.

Kreislaufwirtschaft fördern und Smartphone-Lebensdauer verlängern

Kreislauforientierte Wirtschaftsmodelle sind essenziell, um die Lebensdauer von Smartphones zu verlängern. Dies umfasst den Ausbau von Reparaturdiensten und wiederaufbereiteten Geräten durch Einzelhändler und Telekommunikationsanbieter. Auch das professionelle Einsammeln und Recyceln von Geräten am Ende ihrer Lebenszyklen muss zum Standard werden, um die von Bitkom auf 210 Millionen geschätzten ungenutzten Handys in deutschen Schubladen zu bergen.

Appell für nachhaltige Transformation

Ein Fazit des Diskussionspapiers ist, dass vor allem die Industrie und Politik in die Pflicht genommen werden sollte, sich für eine nachhaltigere Nutzung von Smartphones einzusetzen. Strategien zur Verlängerung der Nutzungsdauer müssen bei Verbrauchenden und im gesamten Smartphone-System – einschließlich Hersteller, Dienstleistende und anderer Marktakteure – ansetzen. Nur so kann eine nachhaltige Transformation in der Produktion und Nutzung von Smartphones erreicht werden.

„Die Verlängerung der Nutzungsdauer von Smartphones bietet eine enorme Chance zur Reduktion der CO2-Emissionen und zur Schonung wertvoller Ressourcen. Als Vodafone Institut setzen wir uns dafür ein, dass die Branche diese Potenziale ausschöpft und die Nachhaltigkeit in den Fokus rückt. Es ist an der Zeit, Geschäftsmodelle neu zu denken und die Bedürfnisse der Konsumierenden in den Mittelpunkt zu stellen, um gemeinsam eine umweltfreundlichere Zukunft zu gestalten“, betont Christina Arens, Leiterin des Vodafone Instituts.

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