Handel mit grünen Kraftstoffen Energieimporte aus Sonnenstaaten sind kein Selbstläufer

Der internationale Handel mit grünem Wasserstoff ist eine Herausforderung der Energiewende.

Bild: Fraunhofer IEG / K. Schinarakis
24.01.2022

Viele Regierungen und auch die Europäische Kommission streben die Klimaneutralität für das Jahr 2050 oder früher an. Ein Baustein in vielen Plänen ist der Import von grünem Wasserstoff und Methan aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten, wo der verlässliche Sonnenschein geringe Stromkosten für den Betrieb von Elektrolyseuren verspricht. Doch noch ist unklar, wie Regierungen den Handel mit grünen Kraftstoffen initiieren und wirtschaftlich gestalten können.

Klimaneutralität wird von vielen Regierungen als auch der Europäischen Kommission bis zum Jahr 2050 angestrebt. Ein Baustein in vielen Plänen ist der Import von grünem Wasserstoff und Methan aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten, wo der verlässliche Sonnenschein geringe Stromkosten für den Betrieb von Elektrolyseuren verspricht. Synthetische Kraftstoffe und Heizöl oder -gas aus Strom hätte den Charme, viel bestehende Technik und Infrastruktur einfach klimaneutral weiter zu betreiben.

Doch noch ist unklar, wie Regierungen den internationalen Handel mit grünen Kraftstoffen initiieren und wirtschaftlich gestalten können. Eine Studie unter Beteiligung des Fraunhofer IEG hat nun die wesentlichen Aspekte zusammengestellt. Sie bewertet das Potenzial von Energieimporten aus benachbarten Sonnenstaaten im Fachjournal Computers & Industrial Engineering.

E-Fuels kein günstiges Patentrezept

Unter den getroffenen Grundannahmen berechnet die Studie detailliert Preise für grünen Wasserstoff und Methan von über 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2030 und knapp unter 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2050. Aktuell beträgt der Preis für Methan am europäischen Rohstoffmarkt rund 30 Euro je Megawattstunde. „Die hohen Kosten zeigen, dass der Import von E-Fuels nach Europa kein billiges Patentrezept ist, um Engpässe beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu umgehen oder eine Transformation auf der Angebotsseite zu erreichen“, warnt Ben Pfluger vom Fraunhofer IEG.

Die Kosten für E-Fuels müssen gegen andere Optionen abgewogen werden. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffimporte aus Nordafrika und dem Mittleren Osten nach Europa sind zwei Dinge ausschlaggebend: Vergleichbare Risikoaufschläge für Investitionskapital wie in Europa und geringe Transportkosten. Darüber hinaus kann der gebremste Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa, etwa durch fehlende Ausbauflächen für Windkraft und Photovoltaik, Importe begünstigen.

Mehr Einsatz aus der Politik notwendig

Die vorliegende detaillierte Analyse der Produktionsketten von synthetischen Kraftstoffen und die Berücksichtigung des Transports verdeutlichen auch die Komplexität und die schiere Größe dieser potenziellen Projekte. Zu oft werden grüner Wasserstoff- und Kraftstoff-Importe als Lückenfüller in nationalen Energiewandlungsstrategien verwendet. Die genauere Analyse zeigt, dass diese Projekte zu groß und zu kostspielig sind, um ohne starke politische Unterstützung und ohne hohe Sicherheit, dass die Energieprodukte langfristig zu vereinbarten Preisen abgenommen werden, durchgeführt zu werden.

Politische Entscheidungsträger, die den Import von grünem Wasserstoff oder Kraftstoffen anstreben, sollten jetzt mit der Entwicklung von Maßnahmen in dieser Richtung beginnen, da Infrastrukturprojekte in der hier diskutierten Größenordnung eine beträchtliche Vorlaufzeit haben. Die Analyse zeigt, dass die E-Fuel-Produktion in der Region von Nordafrika bis in den mittleren Osten zwar attraktiv ist, insbesondere aufgrund des hohen Solarpotenzials. Allerdings können Entwicklungen bei den Kapital- und Transportkosten die Vorteile der Region schmälern oder sogar zunichtemachen.

An der Studie arbeiteten Expertinnen und Experten des Fraunhofer IEG, des Fraunhofer ISI und der DVGW-Forschungsstelle am Karlsruher Instituts für Technologie zusammen.

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