Risiken von Null-Cent-Geboten Förderung von Offshore-Windkraft hat auch Nachteile

Die mit dem Bau und Betrieb von Offshore-Windparks verbundenen Kosten werden künftig weiter sinken. Die Ausschreibungsergebnisse der vergangenen Jahre in Deutschland und Europa veranschaulichen diesen Trend.

Bild: PwC Deutschland
09.04.2018

Am 3. April 2018 endet die Gebotsphase der zweiten Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen auf See. Ausgeschrieben sind in dieser Runde insgesamt 1610 MW, von denen mindestens 500 MW in der Ostsee bezuschlagt werden müssen.

Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC erwarten einen intensiven Wettbewerb um die Zuschläge für Offshore-Windenergieanlagen. In diesem könnte es erneut zu Null-Cent-Geboten kommen. Dafür spricht unter anderem, dass Projekte mit einer Kapazität von circa 3250 MW in der Nordsee und etwa 1700 MW in der Ostsee die formalen Bedingungen erfüllen, um an der Ausschreibung teilzunehmen. Die Ausschreibung wäre damit um das 3-fache überzeichnet. Hinzu kommt, dass die aktuelle Ausschreibungsrunde für Eigentümer bestehender Projekte die letzte Möglichkeit darstellt, einen Zuschlag für ihr Projekt und damit auch einen Netzanschluss zu erhalten. Heißt, wer keinen Zuschlag erhält, kann die eigenen Projektpläne nur noch im Rahmen eines zentralen Modells umsetzen und muss dabei gegen andere Bieter um die vormals eigene Fläche konkurrieren. Der ursprüngliche Entwickler erhält somit nur noch ein Eintrittsrecht zum niedrigsten Gebot.

„Ein Großteil der Branche hält eine Vergütung von fünf bis sieben Cent pro Kilowattstunde für wirtschaftlich erforderlich, um einen Offshore-Windpark im Jahr 2025 in Betrieb zu nehmen“, sagt Heiko Stohlmeyer, Leiter Erneuerbare Energien bei PwC. „Der hohe Konkurrenzdruck könnte die Gebote aber unter das Vergütungsniveau drücken, das für eine wirtschaftliche Inbetriebnahme notwendig ist.“ Die kürzere Realisierungsfrist von Projekten in der Ostsee könnte somit dort zu tendenziell höheren Geboten als in der Nordsee führen.

Risiken bei Verzicht auf staatliche Förderung

Dass steigender Wettbewerbsdruck zu sinkenden Vergütungen führt, ist aus PwCs Sicht grundsätzlich positiv. Ein vollständiger Verzicht auf staatliche Förderung zum gegenwärtigen Zeitpunkt birgt allerdings auch Risiken. Weil die in der letztjährigen Ausschreibung erfolgreichen Projekte erst in den Jahren 2024 und 2025 ans Netz gehen, beruhen diese Gebote auf verschiedenen Annahmen der Bieter zur zukünftigen Marktentwicklung. Wesentliche Faktoren sind diesbezüglich die zukünftige Strompreisentwicklung, die technische Weiterentwicklung der Windenergieanlagen sowie die Kosten für den Betrieb.

"Null-Cent-Gebote sind eine Wette darauf, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme die Herstellungskosten für Offshore-Strom niedrig und die Erlöse am Strommarkt hoch sein werden", sagt Norbert Schwieters, Leiter Energiewirtschaft bei PwC. So könnten bis Mitte des kommenden Jahrzehnts Turbinen mit einer Leistung zwischen 10 und 15 MW installiert werden, was in etwa einer Verdopplung der derzeit technisch umsetzbaren Leistung entspräche. Der Wegfall von Erzeugungskapazitäten aus Atom- und Kohlekraftwerken sowie eine Verteuerung von Emissionszertifikaten könnten zeitgleich für einen steigenden Börsenstrompreis sorgen. "Wenn diese Effekte aber nicht oder nicht im erwarteten Umfang eintreten, steht die Umsetzung der Projekte in Frage", so Schwieters.

Vertragsstrafe bei Entscheidung gegen Windpark

Dies hätte zur Folge dass Bieter, die sich nach Erhalt eines Zuschlages in den Ausschreibungen noch gegen einen Bau des Windparks entscheiden, eine Vertragsstrafe zahlen und einen empfindlichen Rückschlag im Hinblick auf die eigenen Unternehmensziele fürchten müssten. Ein Rückzug der Unternehmen könnte Deutschland beim Ausbau der erneuerbaren Energien und damit beim Erreichen der eigenen Klimaziele erheblich zurückwerfen.

Eine moderate garantierte Vergütung könnte die genannten Marktrisiken abmildern und so zeitweise zu einer stabilen und nachhaltigen Entwicklung der Offshore-Windenergiebranche in Deutschland beitragen. Die mit dem Bau und Betrieb von Offshore-Windparks verbundenen Kosten werden künftig weiter sinken. Die Ausschreibungsergebnisse der vergangenen Jahre in Deutschland und Europa veranschaulichen diesen Trend.

Offshore-Windenergie wettbewerbsfähig

Trotz der möglicherweise zugrunde liegenden strategischen Überlegungen der jeweiligen Bieter zeigen die bisherigen Null-Cent-Gebote, dass Offshore-Windenergie gegenüber anderen Energieträgern zunehmend wettbewerbsfähig ist. Die Windparks auf See liefern zudem zuverlässig und stetig Strom und können so, bei über 4000 Volllaststunden im Jahr, zur Versorgungssicherheit beitragen.

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