Die Transformation der chemischen Industrie hin zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft ist vor allem eine Herausforderung, weil wir den Anspruch haben, dies innerhalb nur einer Generation beziehungsweise weniger als 25 Jahren zu schaffen. Dabei spielt zunächst der Ausbau der erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle sowohl für die Elektrifizierung der Prozessanlagen, als auch für die Herstellung grünen Wasserstoffs, der sowohl energetisch – überall dort wo direkte Elektrifizierung technisch oder wirtschaftlich scheitert – als auch stoffliche Verwendung findet. Beides entspricht dabei weitgehend auch den Anforderungen an eine Kreislaufwirtschaft. Kohlenstoff aus nachwachsenden Rohstoffen braucht ebenfalls Energie in Form von Düngemitteln und Wasser, vor allem aber Fläche, die dann zur Produktion von Nahrungsmitteln nicht mehr zur Verfügung stehen.
Strom aus erneuerbaren Quellen, grüner Wasserstoff und Nahrungsmittel werden auf absehbare Zeit knappe und teure Ressourcen bleiben. Der Ausbau dieser Ressourcen und die Entwicklung der notwendigen Netz- und Wasserstoffinfrastrukturen ist deshalb eine grundlegende Voraussetzung für ein Gelingen der Transformation. Durch die Entscheidung Europas, die Klimaneutralität fünf Jahre früher, schon 2045 zu erreichen, ist das Gelingen der Transformation nicht nur eine technologische Frage. Wie soll eine chemische Industrie, die klimaneutrale teurere Energie und Rohstoffe verwendet, sich erfolgreich gegen Wettbewerber behaupten, die weiterhin fossile Energieträger und Rohstoffe einsetzen? Für ein Exportland wie Deutschland kann die Antwort wohl kaum Zölle und Protektionismus sein.