Mehr als 400 Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Geothermie sind Technologietreiber und Arbeitgeber für rund 4000 Beschäftige in der Metropole Ruhr - das ist fast ein Drittel aller in Deutschland in der Geothermiebranche Beschäftigten. Die besondere Kompetenz der Region hat Tradition: Hersteller von Bohrgeräten und Bohrzubehör sowie viele der ansässigen Ingenieurbüros können auf eine lange Bergbauerfahrung zurückgreifen.
Veränderte politische Zielsetzungen, die Endlichkeit fossiler Ressourcen und die Auswirkungen des Klimawandels haben in den letzten zehn Jahren die Priorität hin zu einem nachhaltigen und regenerativen Energiemix verschoben. Deshalb ist auch in der Ruhr-Region Energiesparen ein zentrales Thema. Besonders effektiv sind dabei Maßnahmen zur Energieeinsparung im Gebäudebestand, denn hier liegt ein Drittel der Energieverbräuche. Um dem politischen Ziel, den Wärmebedarf für Gebäude bis zum Jahr 2020 um 20 % zu senken, gerecht zu werden, ist eine jährliche Sanierungsquote von mindestens 2 % statt derzeit 0,8 % notwendig. Im Ruhrgebiet ist die energetische Gebäudesanierung noch dringlicher: Hier befinden sich rund 84 % der Wohneinheiten in Gebäuden, die älter als 30 Jahre sind und oftmals einen sehr hohen Energiebedarf aufweisen. Darüber hinaus gibt es weitere Sonderfaktoren in der Region:
Investoren-Nutzer-Dilemma: Im Ruhrgebiet werden bestehende Wohneinheiten zu fast zwei Dritteln von Mietern bewohnt, bundesweit sind es nur 50 %. Deshalb hat der Eigentümer einer vermieteten Immobilie keinen direkten Nutzen von einer Sanierung und die Refinanzierungsmöglichkeiten mittels Mieterhöhung sind begrenzt. Refinanzierungsproblem: Für die Region wird bis 2030 ein Bevölkerungsrückgang von rund 8 % prognostiziert, für die gesamte Bundesrepublik sind es 4,6 %). Auch wenn die Anzahl der Singlehaushalte steigt, wird für den überwiegenden Teil der Region ein Rückgang bei der Anzahl der Haushalte erwartet. Ein aus Sicht der Mieter entspannter Wohnungsmarkt erschwert jedoch für die Vermieter die Möglichkeit, ihre Investitionen zu refinanzieren.Die Geothermiebranche der Metropole Ruhr steht also vor der Aufgabe, Lösungen für den Bestand zu entwickeln. Denn auch wenn sich mit dem heutigen Stand der Technik noch internationale Exportpotenziale erschließen lassen, werden sich national aufgrund der genannten Gründe Wachstumspotenziale vor allem in bestehenden städtischen Infrastrukturen erschließen lassen. Dafür gibt es in der Metropole Ruhr bereits erste innovative Lösungen. So wird etwa eine alte Bergabauschachtanlage zur thermischen Versorgung von Wohn- und Gewerbegebieten genutzt oder das Wärmepotenzial von Abwasserkanälen zur Beheizung eines Schwimmbads eingesetzt. Potenzial besteht aber auch noch bei der integrierten Versorgung ganzer Quartiere über Nahwärmenetze, die auch bestehende Gebäude berücksichtigen.
Der komplette Beitrag ist Teil der Publikation „Geothermie - Licht ins Dunkel bringen“ des Deutschen CleanTech Institut (DCTI), die im März erscheinen wird (www.dcti.de).