Etzelwang ist etwa so malerisch, wie der Name klingt. Wenn man den Ort erreicht, vermutet man hier alles, aber sicher kein modernes Elektronik-Unternehmen. In einem alten Mühlengebäude wird dennoch seit mehr als 25 Jahren Elektronik entwickelt und gefertigt. Wir werden mal nachsehen, was sich hinter der schmucken Fassade verbirgt.
11:04Gerhard Pirner ist Gründer und Geschäftsführer der Megatec Electronic GmbH. Mit der Elektronik hat er 1984 beim Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS angefangen - als einer der ersten drei Mitarbeiter. Heute ist das IIS mit 750 Mitarbeitern das größte Fraunhofer-Institut, aber schon 1987 ging Gerhard Pirner eigene Wege: Mit den Erfahrungen aus seiner Fraunhofer-Zeit machte er sich selbstständig und konnte dazu das Familienanwesen in Etzelwang nutzen. „Es waren Räume vorhanden, die nichts gekostet haben und wo man mit wenig Risiko und zunächst mit wenig Investitionen einen Einstieg finden konnte“, erinnert er sich. Mit wenigen Mitarbeitern wurden die ersten Entwicklungen in der Robotertechnik gemacht. Seitdem ging es stetig aufwärts, aber nie sprunghaft. „Wir sind zwar stetig gewachsen, aber relativ langsam“, so Gerhard Pirner. „Es waren immer überschaubare Schritte.“ Dadurch war es auch nie notwendig, über einen anderen Standort nachzudenken. Denn Gerhard Pirner hängt natürlich nicht nur aus persönlichen Gründen am Standort, sondern ist sich auch der sozialen Verpflichtung eines Unternehmers durchaus bewusst: „Wir sind in der Gemeinde Etzelwang mit 35 Mitarbeitern inzwischen der wichtigste Arbeitgeber“, erklärt er. Und auch das in der Branche bestens bekannte Problem des Fachkräftemangels ist bei Megatec unbekannt.
11:18„Wir haben genügend Potential, gute Mitarbeiter zu bekommen - auch Ingenieure“, so Gerhard Pirner. Die Nähe zur Universität in Erlangen und zur Hochschule Amberg macht es möglich. Und das Bestreben, Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden. „Wir wollen die Mitarbeiter halten, die sollen sich hier wohlfühlen, gerne arbeiten und das haben wir über 25 Jahre gut geschafft“, erklärt Gerhard Pirner. „Drei Ingenieure sind schon sehr lange dabei. Die haben als Studenten zu uns gefunden, ein Praktikum und ihre Diplomarbeit bei uns gemacht und sind einige Jahre lang zu dritt von Erlangen rausgependelt, bis sich dann jeder hier niedergelassen hat.“ Fluktuation ist bei Megatec ein Fremdwort.
11:24Zu tun gibt es auch genug: „Das Angebot von Megatec umfasst die komplette Kette eines elektronischen Produktes“, erläutert Gerhard Pirner das Geschäftsfeld seines Unternehmens. „Angefangen von der Entwicklung der Hard- und Software, über die Fertigung von Prototypen bis hin zur Lieferung der Serie, wobei sich das auf kleinere und mittlere Serien beschränkt.“ Die Kunden von Megatec kommen dabei überwiegend aus dem industriellen Umfeld. Auf die Frage nach den Stärken in der Entwicklung nennt Pirner die Entwicklung von Mikrocontrollern in Verbindung mit Echzeit-Anwendungen und programmierbarer Logik. Darüber hinaus sieht er vor allem die Größe seines Unternehmens als Vorteil: „Wir sind eine kleine Firma, die in der Lage ist, leistungsfähige Produkte zu entwickeln, die aber auch sehr flexibel ist und den Kunden entgegenkommen kann.“
11:33Dass die Kunden davon überzeugt sind, zeigt sich in der langjährigen Zusammenarbeit. Aber ein kleines Unternehmen aus Etzelwang konnte auch schon amerikanische Manager beeindrucken. „Ein Hauptprodukt liegt bei uns im Bereich der Inkjet-Produktkennzeichnung - ein Controller, der mit Inkjet-Köpfen Produkte in der Pharma-Industrie oder in der Lebensmittel-Branche mit Haltbarkeitsdatum und weiteren Informationen kennzeichnet“, erklärt Gerhard Pirner. „Diese Produkte werden weltweit eingesetzt, auch in der Tabak-Industrie. „Da gab es einen Auftrag von Phillip Morris aus den USA mit mehreren hundert Geräten. Der Vizepräsident von Phillip Morris war bei uns im Haus und wollte sehen, wie die Geräte produziert werden. Das war schon ein Highlight.“ Nicht nur für Gerhard Pirner und seine Mitarbeiter. Die Amerikaner zeigten sich nicht nur vom Gebäude beeindruckt, sondern auch von der Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
11:39Zur Ausrichtung von Megatec gehört es auch, Produkte langfristig und in kleinen Stückzahlen liefern zu können. „Wir haben beispielsweise Produkte für Robotersteuerungen, die schon seit über zehn Jahren nicht mehr gefertigt werden, wo aber immer noch Ersatzteilbedarf besteht und wir nach wie vor auch kleine Stückzahlen für Ersatzteile liefern können“, beschreibt Gerhard Pirner den Service für seine Kunden. „Wir decken die ganze Bandbreite ab: Entwicklung, Fertigung, Reperaturservice, so dass sich der Kunde eigentlich um fast nichts mehr kümmern muss.“ Diese Bandbreite macht aus Sicht von Gerhard Pirner auch die Arbeit für Entwickler interessant. „Es ist zum einen anspruchsvoll, wir arbeiten mit den neuesten Techniken und Tools und wollen auf diesem Niveau bleiben. Zum anderen sind die Anwendungen hier sehr unterschiedlich: Robotertechnik, Inkjettechnik, Röntgentechnik oder spannende Projekte im Landwirtschaftsbereich. Daher muss man als Entwickler auch möglichst vielseitig aufgestellt sein.“ Dann fragen wir mal, wie spannend die Arbeit bei Megatec wirklich ist.
11:52Ulrich Miegler gehört zu den Ingenieuren, die schon aus Erlangen zu Megatec gependelt sind. Heute kümmert er sich als Entwicklungsingenieur um Hardware-Entwicklung und Logik-Design. Darüber hinaus ist er für die Fertigung Ansprechpartner, wenn es um den Inkjet-Drucker geht. Neben der Arbeit gibt es aber noch weitere Gründe, warum es ihm bei Megetec gefällt: „Das Schöne ist das kollegiale Umfeld, dass man ein Team von Menschen hat, die sich verstehen und auch zueinander passen“, erklärt er. „Für mich speziell ist die Nähe zu meinem Wohnort prima.“ Auch die Flexbilität bei den Arbeitszeiten schätzt er. „Es war mein Ziel, in eine kleinere Firma zu gehen, wo es eine flachere Struktur gibt und ein größeres Miteinander herrscht. Trotzdem gibt es eine gewisse Kundennähe, die bei größeren Betrieben doch eher verloren geht.“
12:03Auf eine kurze Karriere bei Megatec blickt Entwicklungsingenieur Sebastian Haas bisher zurück. Er ist erst seit etwa einem Jahr im Unternehmen und hat sich bisher überwiegend mit Software-Entwicklung beschäftigt, hat aber auch immer einen Einblick darin, was in der Hardware passiert. „Das ist auch ein Grund, warum ich mir dieses Unternehmen direkt nach dem Studium ausgesucht habe“, erklärt er. „Weil man nicht wie in größeren Unternehmen nur Hardware oder nur Software macht. Hier ist es schon so, dass man immer einen Überblick über das ganze Projekt hat. Und gerade in der hardware-nahen Programmierung ist es schon ein Vorteil, wenn man die Hardware kennt.“ Der weitere Vorteil besteht aus seiner Sicht in den kurzen Dienstwegen und flachen Hierarchien.
12:14Schon seit 1994 ist Christoph Miszka dabei. Als Fertigungsleiter kümmert er sich um die Fertigungsplanung und Vorbereitung und hat den direkten Kontakt zum Kunden. Und wenn es in der Produktion eng wird, greift er auch dort mit ein. 2003 hat er sich zum Qualitätsmanager fortgebildet und zwei Jahre später mit seinem Kollegen Dieter Bielesch und einem externen Berater im Unternehmen die Zertifizierung ISO 9000 eingeführt. Seitdem wird das Qualitätsmanagement immer weiter verbessert. „Wir versuchen, unsere Mitarbeiter entsprechend mit einzubeziehen und das Thema auf mehrere Schultern zu verteilen“, erklärt Christoph Miszka. Er kennt das Unternehmen noch aus Zeiten, als gerade einmal zehn Mitarbeiter in Etzelwang tätig waren. Da er selber in Etzelwang wohnt, kannte er Gerhard Pirner persönlich und so ergab sich die Zusammenarbeit. „Ich habe einen Superjob vor der Haustür“, sagt er. „Es ist abwechslungsreich, jeden Tag gibt es etwas anderes und man wird gefordert.“ �?hnlich wie seine Kollegen findet er auch keine Kritikpunkte. „Seitdem ich in der Firma bin, sind wir stabil gewachsen und wir entwickeln uns immer weiter“, erklärt Christoph Miszka. „Es gibt keine Gründe, unzufrieden zu sein.“
12:32Zm Abschluss treffen wir Dieter Bielesch, der als Qualitätsmanager für die Inkjet-Codiersysteme verantwortlich ist. „Ich koordiniere die Zusammenarbeit mit der Firma Wolke“, beschreibt er seine Aufgabe. „Da gibt es immer etwas abzustimmen: Lieferungen, �?nderungswünsche oder Fertigungsanweisungen, wenn sich Produktänderungen ergeben.“ Darüber hinaus kümmert er sich auch unternehmensübergreifend um die Qualität. Auch er kennt Gerhard Pirner schon länger und wollte sich 1994 eigentlich nur einmal das Unternehmen ansehen. „Zufällig wurde gerade jemand gesucht“, erinnert er sich. „So bin ich hier reingerutscht und habe mich dann in Qualitätsmanagement weitergebildet.“ Zusammen mit Christoph Miszka war er für die Zertifizierung des Unternehmens verantwortlich. Auch er schätzt die abwechslungsreichen Aufgaben und die flachen Hierarchien. „Wenn es ein Problem gibt, wird das besprochen und auch so umgesetzt“, erklärt er. „Die getroffene Entscheidung wird dann von allen mitgetragen.“
12:49Es steckt also einiges hinter der schmucken Mühlenfassade. Die Begeisterung der Mitarbeiter ist groß, das Potential des Unternehmens offenbar auch. Möglichkeiten zur Entfaltung gibt es bei Megatec noch jede Menge.