Klaus Wammes war mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten.
Die Konvergenz aus den historisch getrennten Bereichen Display und Licht beziehungsweise Beleuchtung wird eher kurz- als mittelfristig immer stärker zusammenwachsen. Der abstrahierte Spezialfall von zweidimensionalen, pixelierten, flachen, elektronischen Displays, die Licht bislang ausschließlich nutzen, um ihre Informationsanzeigefunktion zu erfüllen, wird weiter verschwimmen.
Die klassische Beleuchtung wird neue Funktionen übernehmen und in Geometrie, Funktion, Anmutung und Spezialität optimiert. Beleuchtung entwickelt sich Richtung Display und Displays entwickeln sich Richtung Beleuchtung – und gemeinsam erschließen sie völlig neue Bereiche, wie zum Beispiel Smart Surfaces oder Holographie.
Neue Funktionen hat das Licht zwar heute schon, beispielsweise im optimierten Lichtspektrum am Arbeitsplatz, um die Produktivität im Schichtbetrieb zu verbessern. Aber: Die Komplexität wird weiter in den Vordergrund rücken und das abstrakte Wort Display wird sich verändern (müssen). Überspitzt formuliert sind Displays gegenwärtig Informationen projizierende Scheiben in einem höchstens gecurvten Gehäuse. In künftigen Modellen werden Gehäuse gegebenenfalls gar nicht mehr sichtbar sein. Nutzer erkennen das Display nicht als solches, bis es eingeschaltet ist und damit das „Licht“ ändert.
Was soll Licht noch können?
Einen Schritt zurück. Die Konvergenz zwischen Display und Licht ist eigentlich eher zwangsläufig. Aus physikalischer Sicht ist ein Display nur ein Spezialfall von Licht beziehungsweise Beleuchtung, eine modulierte, hochgradig pixelierte Sortierung von einzelnen Lichtquellen, die in Summe die Übertragung von Informationen ermöglicht. Nebenbei kann das Licht in einem Display auch hell machen, wie erstmals Handys demonstrierten: Neben den LEDs für Blitzlicht und Taschenlampe wird auch der helle Bildschirm als Lichtquelle genutzt.
Das heißt, dieser Spezialfall eines eng umrandeten, respektive umhüllten Displays wird immer breiter aufgefasst werden. In den Vordergrund rückt nicht nur das Design, sondern die Frage, was die Lichtquelle letzten Endes außer der Informationsübertragung von Bild und Text noch können soll.
Im Sinne der Oberflächenmimik werden Displays Informationen nicht nur auf einer ebenen Fläche, sondern vorzugsweise in Freiformflächen generieren – beliebig in Konturart und Dimension, zum Beispiel in Richtung Smart Surfaces. Ein Trend hierzu geht bereits heute in Richtung immer höher generierter Auflösung, mechanischer Flexibilität und funktionalen Oberflächen. Im nächsten Schritt folgt dann die volumetrische Darstellung. Beispielweise voll bewegliche Hologramme, vorzugsweise naturgetreu – Science-Fiction lässt grüßen.
Aus 2D herauswachsen
Letzten Endes bleiben Displays auch in ihrer erweiterten Begriffsbedeutung eine Modulation von Licht, wenn auch in einer anderen Art und Weise, als es bis dato der Fall ist. Es wird wirklich 3D, oder besser gesagt, es wächst aus 2D heraus und nähert sich der echten Welt – auch über den Umweg der Augmented Reality. Das Spannungsfeld zwischen Informationswiedergabe und Beleuchtung bleibt erhalten, jedoch in einem viel breiteren Anwendungsbereich als das klassische, elektronische Flach-Display heute.