Prozessautomation & Messtechnik Kopfgesteuert standardisiert


Dr. Wolfgang Babel, Prozessanalytik-Experte bei Krohne, mit einer Smartsens-Elektrode: „Einzigartige Entwicklung.“

22.05.2013

In der Prozessanalytik hielt sich Krohne bisher mit nur wenigen Angeboten für eingeschränkte Anwendungsfelder zurück. Nun gibt der Messtechnik-Hersteller richtig Gas. Er entwickelte eine Sensorfamilie mit miniaturisiertem Transmitter im Kopf. Sie passt in Standard-Prozessarmaturen und orientiert sich bei Übertragung, Konfiguration und Ex-Schutz ebenfalls an Standards.

Prozessanalysesensoren sind nichts für die Ewigkeit. Sie sind nicht gerade ein Wegwerfprodukt, müssen aber doch sehr häufig ausgetauscht werden. Vor allem aber müssen sie regelmäßig kalibriert werden, machen also der Bedien- und Wartungsmannschaft richtig Arbeit. Kein Wunder, dass die Entwicklungen der letzten Jahre darauf ausgerichtet waren, diese Eigenschaften zu verbessern: Offline-Kalibrierung ist deutlich komfortabler als die Kalibrierung im Feld. Und sie erhöht die Standzeiten der Sensoren erheblich. Ein Weg, den etablierte Analysesensor-Anbieter wie Endress+Hauser, Knick und Mettler Toledo seit einiger Zeit bieten. Eine weitere Schwachstelle betrifft weniger den Sensor, als vielmehr die gesamte Messkette über Transmitter zum Prozessleitsystem. Denn bei Installation, Verkabelung oder Konfiguration lauern zahlreiche Fehlerquellen. Schon vor etwa vier Jahren miniaturisierte daher der Hersteller Hamilton den Transmitter, sodass er in den Sensorkopf passte. Und was macht Krohne? Etliche Ankündigungen des vor allem als Durchfluss-Spezialist bekannten Messtechnik-Anbieters, sich im Prozessanalytik-Sektor stärker als bislang betätigen zu wollen, sowie der Wechsel von Dr. Wolfgang Babel von Endress+Hauser zu Krohne machten neugierig, erzeugten beim einen oder anderen sicherlich auch hohe Erwartungen. Unmittelbar vor der Hannover Messe schließlich lüfteten die Duisburger das Geheimnis. Unter der Leitung von Babel als Managing Director Krohne Analytics haben die Krohne-Entwickler eine Sensorfamilie mit im Kopf integrierten Transmitter kreiert - und es ist ihnen gelungen, so klein zu bauen, dass der Neue in den bisher üblichen Prozessarmaturen Platz hat. Smartsens heißt die Serie von stromschleifengespeisten Zwei-Leiter-Sensoren für pH, Redox und Leitfähigkeit (weitere Parameter sollen folgen). Der miniaturisierte Transmitter vermeidet nicht nur viele Fehlerquellen bei der Installation. Er ermöglicht es auch, den Sensor im Feld einfach durch einen frisch kalibrierten auszutauschen.

Austausch im Feld, im Labor kalibriert

Im Labor kann ihn das Bedienpersonal dann nicht nur in aller Ruhe und der gebotenen Genauigkeit unter Verwendung von Hart-7-Kommunikation und FDT/DTM-Bedienoberflächen rekalibrieren, sondern ihn dort auch sorgfältig reinigen und regenerieren, sprich die ionenselektive Glasmembran wieder nachquellen lassen. „Ein Großteil des Geschäfts in der Prozessanalytik ist Replacement“, weiß Wolfgang Babel, doch dafür müsse der Preis stimmen. Er nennt Ross und Reiter: Der Smartsens koste etwas weniger als der Memosens mit induktiv gekoppeltem Stecker. Einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Memosens-Systems seines ehemaligen Arbeitgebers Endress+Hauser kann er sich nicht verkneifen: „Wir verwenden beim Smartsens einen wirklich offenen Standard - auch wenn wir dadurch keine Lizenzgebühren verlangen können.“ Auch der Mettler-ISM-Systemsensor benötige einen proprietären Transmitter - erst dieser erzeuge das standardisierte Hart-Signal. Den Hamilton-ARC-Sensoren dagegen attestiert Babel „viel Intelligenz, doch sie passen nur noch in die Hälfte aller Prozessarmaturen - ein teurer Hybrid.“ Vehement betont Babel den Nutzen der Offline-Kalibrierung der digitalen Sensoren, den seiner Beobachtung nach erst wenige Anwender („die Großen“) erkannt hätten: „Der Sensor hält dadurch einige Monate länger als bei der Kalibration vor Ort.“ 20 Mal kalibrieren - das sei ohne weiteres möglich. Und nebenbei könne der Anwender über die langfristige Auswertung der in der Sensor-Elektronik hinterlegten Prozessdaten auch erkennen, ob sein Prozess weiterhin im Rahmen laufe. Die neue Sensorfamilie überträgt seine Signale über 4�?�20 mA/Hart an das Prozessleitsystem. Krohne bietet dafür nicht nur Zulassungen für hygienische Anwendungen, sondern auch für den Ex-Bereich Zone 0 an. Babel rechnet vor, was sich durch Einsparung des Transmitters und längere Lebensdauer des Sensors ergibt: „Mit unseren Analysesensoren können Anwender 60Prozent der Investitionskosten sparen, und die Wartungskosten halbieren sich.“ Wer ein Display vor Ort benötige, habe die Wahl aus 40 Zweileiter-Displays unterschiedlicher Hersteller - das FDT/DTM-Bedienkonzept, das Krohne bezeichnenderweise Smartmac nennt, ermögliche dies. „In meinen Augen ist uns eine einzigartige Entwicklung im Sektor Analysesensoren gelungen“, so Babel, der den Werbeslogan auf seine Art übersetzt: „Ade Transmitter.“

Bildergalerie

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel