Renewables Ladekonzepte mit Signalwirkung

Solarladestation: Demonstrator von Point.One S vor der BMWWelt in München

11.09.2013

Eine Ladestation soll dazu dienen, ein Fahrzeug mit Strom aufzuladen. Doch steckt in ihnen nicht ein viel größeres Potenzial? Können sie als Wegbereiter für Elektromobilität und einen neuen nachhaltigen Lebensstil dienen?

Kreatives Design und moderne Technologie versprechen einen Wandel bei der Akzeptanz von Elektroautos. Die Hersteller scheinen verstanden zu haben, dass die Etablierung von Elektroautos nicht nur neue Motoren und Batterien, sondern auch neue Outfits und eine innovative Ausstattung erfordern. Aber auch die Anbieter von Ladestationen haben bisher weitgehend darauf verzichtet, ihren Kunden mehr als das Pflichtprogramm zu bieten. Wirft man einen Blick auf die Mehrheit der verfügbaren Ladestationen, dann wird deutlich, dass die Kreativität oft sehr gering ist. So haben beispielsweise einige Hersteller von Solarmodulen Lösungen entwickelt, bei denen Solarpanels auf schlichte Metall- oder Holzkonstruktionen montiert werden. Carport mit Stromstecker - so oder so ähnlich lassen sich viele Lösungen beschreiben. Ebenfalls wenig Begeisterung wecken die Lösungen im öffentlichen Raum. Die unscheinbaren Ladesäulen erinnern oft an Parkuhren und werden nicht selten übersehen. Auch bieten sie nur einen einzigen Nutzen: das Aufladen der Batterie. Zusatzfunktionen oder Designs, die Begeisterung wecken, sind selten zu finden.

Nachhaltige Lösungen gefragt

Neben dem mangelhaften Design ist ein Merkmal der meisten Ladestationen auch fehlende Nachhaltigkeit. Untersuchungen belegen, dass für Verbraucher Elektromobilität nur dann eine Alternative zu den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren darstellt, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Aus Sicht vieler Bürger hat Elektromobilität nur dann eine Zukunft, wenn ihre Ökobilanz stimmt - sowohl für die Fahrzeuge als auch für die Infrastruktur.Hier gibt es mehrere Stellschrauben für die Hersteller von Ladestationen. Der offensichtlichste Ansatz ist die Energiequelle, aus welcher der Strom kommt. Die Forderung lässt sich erfüllen, indem der Betreiber der Ladestationen auf 100 Prozent Ökostrom setzt. Dies muss aber nicht nur technologisch umgesetzt, sondern auch kommuniziert werden. Hierfür eignen sich beispielsweise Solarladestationen. Diese erzeugen einen Teil der benötigten Energie selbst, und speisen bei Nicht-Nutzung den Strom in das Netz oder einen Batteriespeicher. Durch die Solarpanels, die in die Ladestation integriert werden, ist für den Nutzer leicht zu erkennen, dass hier auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Durchgängig nachhaltige Ladestationen gehen aber noch einige Schritte weiter. So wird schon bei ihrer Herstellung darauf geachtet, dass nur Grünstrom genutzt wird. Außerdem profitiert die Ökobilanz des Produktionsprozesses im Idealfall durch eine ressourcenschonende Fertigung, materialeffiziente Konstruktionen und hohe Recyclingfähigkeit. Als weiterer wichtiger Aspekt rückt die Nutzerfreundlichkeit langsam in das Bewusstsein einiger Anbieter. Hier lohnt es sich darüber nachzudenken, wie Elemente aus den verschiedenen Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie in moderne Ladestationen integriert werden können. Erste Lösungen bieten eine Benutzerführung mit Hilfe von Touchscreens, die eine Ladestation nicht nur optisch aufwerten, sondern die auch Plattform sein können für eine Vielzahl weiterer Anwendungen wie beispielsweise Angebote aus Information und Entertainment, mit denen die Wartezeit an der Ladestation verkürzt wird. Außerdem können verschiedene Geschäftsmodelle, wie beispielsweise das Abspielen von Werbespots, mit Hilfe von Touchscreens umgesetzt werden. Je individueller diese Inhalte sind, desto attraktiver sind sie für den Nutzer. Auch kann eine Ladestation beispielsweise mit einem Café kombiniert werden, wodurch die „Tankstelle“ wieder zum Treffpunkt wird. Eine weitere Variante ist die Kommunikation zwischen Ladestation, Fahrer und Fahrzeug über Technologien wie Bluetooth, WLAN, UMTS und Near Field Communication (NFC). So können Informationen zwischen dem Fahrzeug und der Ladestation ausgetauscht werden. Möglich ist aber auch ein Datentransfer über das Ladekabel.Für den Fahrer besonders attraktiv sind Anwendungen, mit denen er beispielsweise die nächste freie Ladestation in der Umgebung finden und reservieren kann. Vorstellbar sind auch Routenempfehlungen mit Reichweitenmonitor, basierend auf Stauprognosen in Echtzeit und der Kapazität des Fahrzeugs. Andere Services können die bargeldlose Bezahlung, Updates von Pkw-Software und Multimedia-Anwendungen sein.

Elektromobilität emotional auftanken

Begeisterung durch Nutzen ist aber nur eine Seite der Medaille. Ein weiterer, ungemein wichtiger Aspekt sind das Design und die Architektur von Ladestationen. Diese werden oft sträflich vernachlässigt, obwohl sie für die Akzeptanz von Elektromobilität von immenser Bedeutung sind. Zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren Tankstellen Sinnbild für die moderne, individuelle Mobilität der Autofahrer und Ausdruck des Zeitgeistes. An diesem Vorbild orientieren sich jetzt erste Anbieter von Ladestationen. Mittlerweile kommen Lösungen auf den Markt, die mit ihrem Design klare Botschaften aussenden. Durch organische Formen, die sich an der Natur orientieren, wird Nachhaltigkeit visuell wahrnehmbar. Außerdem entsprechen innovativ designte Ladestationen dem Zeitgeist: Nicht zuletzt die Erfolge der Produkte von Apple zeigen, wie wichtig den Verbrauchern attraktives Produktdesign geworden ist. Eine Formsprache, die Modernität, Zeitgeist, Nachhaltigkeit und Innovation kommuniziert ist eine ideale Voraussetzung um nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz der Konsumenten zu erreichen.

Freie Fahrt für neue Ideen

Ladestationen sind mehr - und müssen mehr sein - als Orte, an denen Strom fließt. Langsam beginnen Anbieter und auch Kunden damit, das Potenzial innovativer Ladestationen zu erkennen. So kann eine Solarladestation auf dem Firmengelände Ausdruck einer nachhaltigen Unternehmensphilosophie sein. Die Möglichkeiten sind vielseitig und die Entwicklungen stehen oft am Anfang.

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