Kommentar Menschliche Arbeit aufwerten

Helmut Schmid ist Geschäftsführer von Universal Robots Germany und General Manager Western Europe. Er verantwortet den Ausbau der stark wachsenden Kernmärkte DACH und Benelux. Im Fokus seiner Arbeit stehen die Erweiterung der Marktpräsenz, der Ausbau von Services und Produkttrainings sowie die kontinuierliche Erweiterung seines Teams.

Bild: David Klein, Universal Robots
25.09.2019

Kollaborierende Roboter, oder Cobots, bieten ihren Anwendern viele Vorteile. Ein besonders wichtiger lässt sich jedoch in Zahlen gar nicht ausdrücken: die Aufwertung menschlicher Arbeit.

Helmut Schmid war mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten.

Kollaborierende Roboter, sogenannte Cobots, haben die Automatisierung revolutioniert. Das klingt nach großen Worten, ist aber ein Fakt. Denn das Bild, das die Menschen im Kopf haben, wenn sie das Wort „Roboter“ hören, wandelt sich gerade fundamental: vom großen, schweren, starren und teuren Industrieroboter hin zum kleinen, flexiblen und günstigen Leichtbauroboter. Von der komplexen Code-Programmierung in Hochsprache zum intuitiven Teach Panel mit 3D-Visualisierung. Vom „Monster im Käfig“ hin zum Werkzeug für jedermann.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Herkömmliche Industrieroboter werden vom Cobot keineswegs verdrängt. Sie werden auch weiterhin ihren Platz in Produktionshallen finden und sind nach wie vor unabdingbar etwa bei Anwendungen mit besonders hohen Traglasten oder Taktzeiten im Hochgeschwindigkeitsbereich. Doch: Neben diesen Tätigkeiten gibt es eben auch ein großes Potenzial an monotonen Standardprozessen. Diese Aufgaben sind oft so unattraktiv, dass sich selbst bei guter Bezahlung kaum Mitarbeiter dafür finden lassen – das ideale Anwendungsszenario für unsere Cobots.

Beispiel: Beschichten von Kopfhörerlautsprechern

Neben all den wirtschaftlichen Vorteilen, die unsere Kunden mit Cobots erzielen, begeistert mich persönlich daran ganz besonders ein Aspekt, der sich in Zahlen gar nicht bemessen lässt: Kollaborierende Roboter werten die menschliche Arbeit auf. Das mag zunächst paradox klingen, weil mit ihnen ja von Menschen durchgeführte Arbeiten automatisiert werden. Was ich damit meine, erschließt sich jedoch schnell bei näherer Betrachtung: Wenn der monotone, repetitive, ergonomisch unvorteilhafte und womöglich sogar gesundheitsgefährdende Anteil der Arbeit in einer Fabrik automatisiert wird, wird der von Menschen durchgeführte Arbeitsanteil gleichermaßen attraktiver. Den Beweis dafür liefern unsere Kunden.

Ein anschauliches Beispiel ist Beyerdynamic, eine Manufaktur für hochwertiges Audioequipment. Das Unternehmen setzt Cobots zum Beschichten von Kopfhörerlautsprechern ein. Wegen der stets hoch ausgelasteten Produktionskapazität nehmen die Mitarbeiterinnen in diesem Arbeitsbereich die Roboter als eine Entlastung wahr, die sie dankend annehmen. Ihr Jobprofil hat sich seit der Einführung der Roboter radikal gewandelt: Statt das Beschichten selbst durchzuführen, steuern sie nun den Roboter, der diese recht undankbare Arbeit übernimmt. Sie sind nun also keine Hilfskräfte mehr, sondern agieren als Maschinenoperatorinnen.

Roboter so einfach wie ein Smartphone bedienen

Für mich macht das einen großen Teil unseres Erfolgs aus: Wir steigern nicht nur die Produktivität und Kosteneffizienz unserer Kundenunternehmen, sondern verbessern auch spürbar den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter. Andernfalls würden unsere Produkte auch nie die Akzeptanz erfahren, die Unternehmen für die Einführung einer neuen Technologie benötigen.

Für die Zukunft ist für mich ein Punkt entscheidend: Wir müssen die Hürden zur Automatisierung stetig verringern. Das bedeutet: noch einfachere Programmierung, noch schnellere Einrichtung. Unsere Vision ist, die Bedienung eines Roboters so einfach wie die Bedienung eines Smartphones zu machen – damit wirklich jeder in die Lage versetzt wird, seinen Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten.

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