Verbrauchsdaten bilden zunehmend das größte Kapital der Energieversorger. Für eine einfache IT-Integration der sogenannten AMI-Daten (Advanced Metering Infrastructure) bietet sich ein MDM-System (Messdaten-Management) an, das das Verteilen der Zählerdaten innerhalb und außerhalb des Versorgungsunternehmens erleichtert. Durch Konsolidieren der Ablesedaten von mehreren Erfassungssystemen in einem MDM-System lassen sich konsistente Validierungsroutinen festlegen, um die Leistungsfähigkeit vorhandener AMI-Systeme beurteilen zu können.
Als Mindestausstattung sollte das MDM-System ein Datenbank-Repository beinhalten. Zudem sollte es komplexe Zählerdaten automatisiert und rationalisiert verarbeiten, die Qualität dieser Daten evaluieren, Ersatzwerte im Fehlerfall bilden und die Daten an alle Zugangsberechtigten in unterschiedlichsten Formaten liefern können.
Die wichtigste Aufgabe eines MDM-Systems besteht darin, Intervallzählerdaten in großen Mengen schnell aufzubereiten. Denn diese Daten fallen nicht mehr nur bei Gewerbe- und Industriekunden mit hohem Energieverbrauch an, sondern zukünftig auch vermehrt bei Haushaltskunden. Dabei hat der Energieversorger es nicht nur mit wesentlich größeren Datenmengen zu tun, sondern aufgrund verschiedenster last- und zeitabhängiger Tarife auch mit komplexeren Daten.
Dies erfordert konsistente und unternehmensweit gültige Best-Practice-Regeln, um der höheren Anfälligkeit für Datenfehler Rechnung zu tragen. Zusätzlich muss das MDM-System auch nicht abrechnungsrelevante Daten speichern und verteilen sowie bidirektional Befehle und Informationen zum Steuern der Tarife, Bedarfsprognosen, Ausfallmeldungen und so weiter verarbeiten. Da sich die Energiebranche kontinuierlich weiterentwickelt, muss die MDM-Lösung zudem das Anpassen der IT auf einfache Weise ermöglichen. Zusammengefasst muss eine MDM-Lösung folgenden Anforderungen der Energieversorger gerecht werden:
Integration unterschiedlichster Arten von Erfassungssystemen, Intervalldaten-Management von Last- und Zählerstandsgängen, Versionierte Datenspeicherung, Bidirektionale Kommunikation zwischen CIS (Customer Identification System) und AMI-Systemen sowie Bereitstellen der Plattform zum Anbinden weiterer AMI-Anwendungen und Geschäftsprozesse.Integration von Erfassungssystemen
Eine MDM-Lösung, die effizient Ableseanforderungen sowie -rückmeldungen zwischen dem Abrechnungssystem und den verschiedenen Erfassungssystemen übermittelt, sorgt nicht nur für das zeitnahe Übertragen von Ablesedaten an das Kundeninformationssystem, sondern bietet darüber hinaus weitere Systemvorteile, wie beispielsweise
Neue AMI-Technologien sowie neue Ablese- und Abrechnungssysteme einfacher zu integrieren, Ablesemöglichkeit aus dem CIS sowohl im Ad-hoc- als auch im Off-Cycle-Modus, Das Ablesen von Zählern verwalten und vereinfachtes bidirektionales Abfragen von verschiedenen Systemen an einem Zähler, Validieren, Bearbeiten und Speichern von Ablesedaten für Sondervertragskunden sowie für Massendaten der privaten Haushalte, Möglichkeit des schrittweisen Umstiegs von AMR auf AMI, und Chance des Erprobens und Verwendens diverser AMI-Technologien.Zu den wichtigen Leistungsmerkmalen des Messdaten-Managements zählt der flexible Umgang mit Datenanomalien wie etwa Lücken, Überschneidungen von Daten und Redundanzen sowie dem Abweichen von Toleranzen zwischen Verbrauchsablesungen und Intervalldaten auf Basis eines zuverlässigen und auditierbaren Prozesses. Mittels VEE-Regeln (Validation, Estimation and Editing) lassen sich diese Datenanomalien im Vorfeld identifizieren und entsprechend den Vorgaben des Energieversorgers beheben.
Die VEE-Funktionen der MDM-Systeme können sich jedoch von Anbieter zu Anbieter sehr stark unterscheiden. Über grundlegende Validierungs- und Bewertungsfunktionen sollte ein MDM-System aber auf jeden Fall verfügen, wie beispielsweise das Bewerten von Intervalldaten auf der Basis von Zählerablesungen, das Verarbeiten von Konstanten sowie das zeitliche Verschieben eines Intervalldaten-Bereichs nach vorn oder hinten.
Funktionen von MDM-Systemen
Die MDM-Versionierungsfunktion für Lastdaten archiviert Speicherauszüge für jede Zählerablesung zusammen mit einer Referenzzeit, sodass sich Fragen zu Abrechnungs- und Zahlungsangelegenheiten leichter klären lassen. Versionierte Daten sind auch ein entscheidender Faktor für die Datenintegrität, da die Daten von mehreren Systemen des Energieversorgers gemeinsam genutzt werden - zum Beispiel zum Ermitteln des Bedarfs, Berechnen der Last, Prognostik und zur Analyse beim Verteilen der Ressourcen. Da diese gemeinsam genutzten Daten als zentrale Quelle für zahlreiche Systeme des Energieversorgers dienen, muss die Möglichkeit gegeben sein, einen Datensatz so zu rekonstruieren, wie er zu einem bestimmten Zeitpunkt - Datum und Uhrzeit - vorgelegen hat.
Die bidirektionale Kommunikation mit dem Zähler ermöglicht es dem Versorgungsunternehmen, direkt die Ablesedaten von dem entsprechenden Zähler anzufordern - zum Beispiel bei Unklarheiten und Meinungsverschiedenheiten in Zusammenhang mit einer Kundenrechnung. So kann der Kundendienst während des Telefonats mit dem Kunden die aktuellen Zählerdaten abfragen und innerhalb kurzer Zeit weitere Informationen direkt von der Messstelle oder aus dem CIS einholen.
Abhängig von der eingesetzten Messtechnik lassen sich darüber hinaus weitere Daten, zum Beispiel über die Netz- oder Kommunikationsqualität auslesen, sowie Tarifinformationen aktualisieren, Parameter ändern oder Kundeninformationen austauschen. Neben zeit- oder lastabhängigen Schaltvorgängen sind außerdem direkte Schalthandlungen durchführbar. Betrachtet man die Entwicklungsmöglichkeiten der Smart-Metering-Systeme und die zu erwartende Nachfrage nach echtzeitnaher Datenverfügbarkeit, offenbart sich hier ein vielversprechendes Wertsteigerungspotenzial in der Lastprognose, des Lastmanagements und der Tarifierung.
Bei der Auswahl eines geeigneten MDM-Systems sollte der Energieversorger berücksichtigen, dass künftig weitere Anwendungen angebunden werden, welche die gleiche Software-Plattform nutzen, ohne dass umfangreiche kundenspezifische Anpassungen erforderlich sind. Das Anbinden weiterer Applikationen an die MDM-Datenbankplattform sollte entweder in Form von Zusatzmodulen erfolgen oder bereits in den unternehmensweiten MDM-Lösungsansatz integriert sein. Beispiele für gebräuchliche AMI-Anwendungen sind die Ertragssicherung und Analyse von technisch und nicht technisch bedingten Verlusten, die Analysemöglichkeiten und Darstellungsoptionen für den Endkunden sowie das Begrenzen der Last und bedarfsgerechtes Liefern und Speichern.
Mit der richtigen MDM-Lösung positionieren
Immer intelligenter werdende Messsysteme sind zukünftig wichtige Bausteine in AMI-Systemen, ohne die die Herausforderungen im Smart Grid zum Erreichen der politisch gewollten und ökonomisch unumgänglichen Ziele, Energie einzusparen und CO 2-Emissionen zu reduzieren, nicht bewältigt werden können. Um den rasant anwachsenden Zählerdatenmengen gerecht zu werden, sind zuverlässige, flexible und skalierbare MDM-Systeme notwendig. Sie müssen alle aktuellen und zukünftigen Aufgaben bewältigen können wie zum Beispiel das Steigern der Effizienz, endkundenfreundliche Beratungsdienstleistungen und genaue Energieprognosen.
Zudem müssen sie dazu beitragen, dass die Verteilungssysteme kontinuierlich sicher arbeiten. Zusätzlich zu beachten ist die Notwendigkeit der Anpassungsfähigkeit der MDM-Systeme an sich ständig ändernde technische und politische Rahmenbedingungen. Als Beispiele sind hier zu nennen: das weitere Entwickeln der dezentralen Energieerzeugung, weitere konkrete politische Ziele in der Elektromobilität, der weitere Ausbau regenerativer Energieerzeugung sowie höhere Anforderungen an Verbraucherschutz und Datensicherheit. Die Auswahl der richtigen MDM-Lösung ist deshalb nicht nur von großer Bedeutung für eine akzeptable Rendite, sondern auch wichtig für den erforderlichen Transformationsprozess, den die Energieversorger durchlaufen müssen, um sich erfolgreich auf dem sich ständig im Umbruch befindlichen Energiemarkt zu positionieren.