Für viele Elektronikdesigns waren Entwicklungskits ideal zum Erstellen eines ersten Prototyps. Zusammen mit der Entwicklung der Embedded-Software und dem Konfigurieren einer kleinen Konstellation von Komponenten und Kabeln konnten Entwickler über die Kits zumindest eine Annäherung an das gewünschte Endprodukt schaffen. Natürlich sind die enthusiastischsten Befürworter von Entwicklungskits oft softwareoriente Entwickler, die sich mit dem Layout von Leiterplatten lieber nicht befassen. Das Beheben von Leiterplatten-Designproblemen kann schwierig und teuer sein. Der Gebrauch eines Kits bedeutet für Softwareentwickler, dass die Hardware aus der Embedded-Konstruktion herausgenommen wird, so dass sie sich auf ihre Kernkompetenz - das Schreiben des Codes - konzentrieren können. Für viele Firmen, die Elektronikhardware entwickeln, muss das Layout jedoch typischerweise vor der Softwareentwicklung ausgearbeitet werden. Dies kann beträchtliche Risiken und Kosten mit sich bringen, da Hardwaredesigner einen Prototyp mit hoher Funktionalität entwickeln müssen, bevor das Debugging erfolgen kann.
Hardware-Prototypen
Bedeutend niedrigere Kosten für Prototypplatinen im Laufe der letzten Jahre haben diese jedoch konkurrenzfähig gemacht und Entwickler sehen sie heute zunehmend als eine ernsthafte Alternative zum Entwicklungskit an. Das bedeutet, dass Entwickler ein erstes Hardwaredesign liefern können, einschließlich Prozessor, Speicher, Peripheriegeräte und Strommanagement, auf dessen Grundlage ein lokaler Leiterplattenbetrieb dann zu geringen Kosten und in kleinen Stückzahlen Prototypen fertigt. Die Prototypplatine stellt also die erste Iteration des Designs dar - und sie übernimmt damit die Rolle des Entwicklungskits. Der Prototyp wird dem Endprodukt wesentlich näher sein, als es beim Gebrauch eines standardmäßigen Kits möglich ist, und er sollte zu weiter verbesserten Designs führen, die in erster Linie Fehlerkorrekturen für die erste Iteration sind.
Open Source-Tools
Zusätzlich zu den sinkenden Kosten für speziell gefertigte Leiterplatten war eine deutliche Zunahme in der Verfügbarkeit von funktionsreichen Leiterplatten-Designtools wie DesignSpark PCB, von Testsoftware und von Open-Source-Software (Betriebssysteme, Designvorlagen und Codebibliotheken) zu verzeichnen. Darüber hinaus sind vielfältige Open-Source- und urheberrechtsgeschützte Hardware-Designs verfügbar, wie z. B. wenn eine potenziell problematische Hochgeschwindigkeitsschnittstelle auf einer Leiterplatte wiederverwendet werden kann, zusammen mit schnell herunterladbaren Software-Stacks und Treibern. Entwickler sind also zunehmend weniger an Standardplatinen gebunden, die vom Kitanbieter mit Blick auf ein breites Verwendungsspektrum mit standardmäßigen Komponenten ausgestattet wurden. Und sie müssen sich auch nicht mehr mit dem Mangel an geeigneten Peripheriegeräten in Entwicklungskits abfinden, welche diese für spezialisierte Anwendungen ungeeignet machen.
Anpassung an die Umgebung
Die obigen Entwicklungen haben zu einer graduellen Verschiebung im Verwendungszweck von Entwicklungskits geführt. Wie andere Produkte auch muss es sich anpassen, um auf einem sich verändernden Markt überleben zu können. Eine sehr wichtige Konsequenz war, dass der Preis von Kits drastisch sank, von Tausenden von US-Dollar oder Euro bis auf weniger als 100. Entwicklungskits enthalten heute darüber hinaus wesentlich mehr Ressourcen, wie z. B. spezifische Softwaretools, die mit frei verfügbaren IDEs integriert werden können, und grundlegende Designbibliotheken, die den Entwicklungsprozess beschleunigen. Hersteller von MCUs, Prozessoren und FPGAs bieten in zunehmendem Maß Kits mit Hardware-Referenzdesigns und spezifischen Software-Stacks, die auf anwendungsspezifische Anforderungen zugeschnitten sind und für Elektroniker daher kostengünstige und schnelle Entwicklungsoptionen darstellen können. Ein Beispiel für ein anwendungsorientiertes Kit stammt von Texas Instruments, es handelt sich dabei um eine Entwicklungsplattform, die auf dem DaVinci-DSP für den Einsatz in Digitalvideo-Anwendungen basiert. TI bietet auch Kits für andere anwendungsspezifische Märkte, wie drahtlose Netze, Gesundheitswesen, Automobilbau, Sicherheit und Consumer-Produkte.
Prozessorauswahl
Dass ein Entwicklungskit ein äußerst nützliches Hilfsmittel bei der Auswahl eines geeigneten Systemprozessors oder Mikrocontrollers für ein Projekt ist, steht fast völlig außer Frage. Kits basieren normalerweise auf den beliebtesten und am weitesten verfügbaren MCUs, da Versorgungssicherheit immer berücksichtigt werden muss und da eine MCU, die auf das Ende der Produkt-Lebensdauer zugeht, einen bedeutenden Risikofaktor darstellen kann. Eine wichtige Funktion ist, dass Entwickler mit einem Kit schnell einen Konzeptnachweis erbringen können: Sie können sicherstellen, dass die MCU die erforderliche Leistung bereitstellt, bestätigen, dass die Kommunikationskanäle korrekt funktionieren, während das Ausführungsprogramm läuft, oder sie können prüfen, ob eine Idee auf einem kostengünstigen FPGA realisiert werden kann.
Eine Community aufbauen
Darüber hinaus konzentrieren die großen Halbleiterhersteller sich zunehmend darauf, ihre jeweiligen Entwickler-Communities auszuweiten, um Markentreue zu fördern und engere Kontakte mit Entwicklern zu pflegen. In diesen Communities werden Entwicklerinformationen zusammengetragen und kostenlose Online-Softwaretools sowie andere Software- und urheberrechtsgeschützte Ressourcen angeboten. Außerdem stehen Onlinesupport und Diskussionsforen zur Verfügung, welche den Entwicklungsprozess beschleunigen können.
Immer noch nützlich
Trotz zunehmender Differenzierung und wachsender Funktionalität im Rahmen eines deutlich erweiterten Support-Ökosystems verbleibt dennoch die Frage, ob wir uns einem Punkt nähern, an dem Kits keine führende Rolle im Entwicklungszyklus mehr spielen. Sicher sind die Kosten für Prototypenplatinen heute gesunken. Natürlich steht auch eine Reihe an Open-Source-Tools zur Verfügung, die schnelle individuelle Lösungen ermöglichen. Die Abhängigkeit von Standardplatinen ist damit geringer geworden. Allerdings werden auch Entwicklungskits immer günstiger. Darüber hinaus enthalten Kits heute wesentlich mehr Ressourcen. Darum steht außer Frage, dass Entwicklungskits immer noch ein nützliches Hilfsmittel für die Auswahl eines geeigneten Mikrocontrollers oder Prozessors sind. Communities wie www.designspark.com stellen außerdem eine große Hilfe dar, das geeignete Tool zu finden.