A&D:
Wie kam es zur Idee der Zusammenarbeit?
Selke:
Die Initialzündung ergab sich durch einen persönlichen Kontakt und die örtliche Nähe beider Unternehmen hier in Bonn. Eaton hat in den USA eine Partnerschaft mit Microsoft und betreibt dort eine eigene Cloud. Speziell in Deutschland bevorzugen die Kunden jedoch, ihre Daten in deutschen Rechenzentren zu speichern. Da T-Systems der Datentreuhänder und Partner von Microsoft für Europa ist, sahen wir sofort die guten Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit. T-Systems ist also unser Partner für den europäischen Maschinenbaumarkt.
Lindemann:
T-Systems ist in Bereichen wie Automotive und Travel, Transport und Logistik bereits sehr gut mit seinen Services aufgestellt. Darüber hinaus sehen wir im Thema Industrie 4.0 und hier speziell im Umfeld Maschinenbau ein großes Potenzial für unser Angebot. Aber hier brauchen wir einen Partner, der genau auf diesem Segment stark ist. Eaton hat ideale Lösungen, um Daten aus den Maschinen herauszuholen. Auf diesen Informationen können wir dann aufsetzen, um Mehrwerte zu generieren.
Wo genau fängt die IoT-Lösung an?
Selke:
Eaton fängt tatsächlich am Schalter, Sensor und Motorstarter an, wir sind also direkt in der Maschine. Über unser Verkabelungssystem Smart Wire holen wir dann auf einfache Weise die Daten aus der Maschine und stellen sie über eine einheitliche Schnittstelle und unsere Steuerungen, Panels oder Gateways der IT-Ebene zur Verfügung. Als Mitglied der OPC Foundation fokussieren wir hier auf OPC UA für die M2M-Kommunikation und setzen diese Schnittstelle auch für die Maschine-Cloud-Kommunikation ein. Das ist dann genau der Punkt, an dem T-Systems übernimmt. Das schöne bei der Partnerschaft mit T-Systems und deren Zugehörigkeit zur Telekom ist, dass wir vom Sensor bis in die Cloud ein durchgängiges Transport- und Sicherheitskonzept anbieten können. Egal ob LTE- oder DSL-Router, Kupfer oder Glasfaser, alles kommt aus einer Hand.
Lindemann:
Genau das war dann auch der Grund, weshalb wir relativ schnell festgestellt haben, dass das eine gute Kombination für eine Partnerschaft ist. Wir können gemeinschaftlich ohne dritten Partner Services über die ganze Kette hindurch anbieten. Dabei überlappen sich unsere Geschäftsfelder nicht, sondern ergänzen sich.
Kunden möchten einen Ansprechpartner haben. Wie gehen Sie dieses Thema bei Ihrer gemeinsamen IoT-Lösung an?
Selke:
Die meisten Kunden kommen aus der Welt des Maschinenbaus und haben schon Berührungspunkte mit Eaton. Gemeinsam haben wir das Vertriebskonzept deswegen so geplant, dass Eaton die komplette Lösung dem Kunden anbietet, inklusive Services wie Visualisierung, Condition Monitoring oder Einrichtung von Alarmen. Geht es weiter Richtung Datenanalyse, dann binden wir die Kollegen von T-Systems ein. Will ein Kunde später seine Cloud-Dienste um spezielle Datenanalysen erweitern, dann vermitteln wir auch den direkten Kontakt zu T-Systems. Alles lässt sich für Kunden immer über einen Ansprechpartner realisieren.
Lindemann:
Wir haben bei unserer IoT-Lösung Service-Pakete in der Cloud geschnürt, die sich sehr einfach über Eaton beim Kunden einbinden lassen. Und wie Herr Selke sagt, bei komplexeren Services werden dann unsere Spezialisten hinzugezogen.
Welche Services bieten Sie in der Cloud eigentlich an?
Lindemann:
Zuerst einmal, die Daten von den Devices in die Cloud zu transportieren. Dann die Visualisierung der Daten, der einzelnen Komponenten einer Maschine oder vieler Maschinen in einer oder mehreren Anlagen. Standard ist der Service Condition Monitoring mit der Konfiguration von Regeln oder Parametern, bei denen zum Beispiel Alarme ausgelöst werden. Komplexere Services stellen die Daten in Relation, überprüfen Historien und zeitliche Verläufe von Werten. Analytische Methoden für Anomalieerkennung treffen dann Vorhersagen, wann eine Maschine wartungsfällig wird oder auch auszufallen droht. Durch den Service Predictive Maintenance können wir helfen, unerwünschte Ausfälle zu verhindern.
Wird es nicht nur verschiedene Services, sondern auch Pakete für unterschiedliche Anwender geben?
Lindemann:
Ja, wir werden ein mehrstufiges Modell anbieten. Ein Anlagenbetreiber möchte wissen, warum ist Standort A effektiver als Standort B. Also müssen die Services in der Cloud die Daten analysieren und entsprechend visualisieren, ob eine Maschine besser eingestellt ist oder es Unterschiede bei den verarbeiteten Materialen gibt. Jemand aus dem Support möchte eher wissen, wann eine Maschine Wartungsbedarf hat oder potenziell ausfallen wird. Dann gibt es Komponentenhersteller, die durch Daten mehr über die Nutzung ihrer Bauteile erfahren wollen, um Produktverbesserungen zu ermöglichen. Unsere Pakete werden also verschiedene Zielgruppen adressieren.
Ist es für viele Industriebetriebe noch immer ein Hemmnis, Daten in die Cloud geben?
Lindemann:
Ja das ist nach wie vor ein Thema. Deshalb hat Security für uns oberste Priorität. Außerdem hosten wir die Daten in Deutschland und den unterliegenden Datenschutzrichtlinien, was ein wichtiger Aspekt ist. Zusätzlich sind wir als T-Systems ein neutraler Partner für alle Industriekunden, weil wir an den Daten von Maschinen und Anlagen grundsätzlich kein wirtschaftliches Interesse haben. Dieses Feedback haben wir auch von Kunden bekommen, die bei Cloud-Diensten von Unternehmen, die ihr Kerngeschäft ebenfalls im produzierenden Gewerbe haben, ein weniger gutes Gefühl hätten.
Wird Firmen bei Gesprächen mit Ihnen auch bewusst, dass eine Cloud viel sicherer ist als die eigene Infrastruktur?
Selke:
Genau, das ist vielen Kunden vorher überhaupt nicht bewusst. Wenn wir in Gesprächen erläutern, welche Security-Mechanismen in den Gateways und der Cloud-Infrastruktur von T-Systems greifen, dann findet ein Umdenken statt. Bei Cyberattacken sehen sich die Unternehmen oft nicht in der Lage, sich ausreichend zu schützen und zu verteidigen. Anders sieht es mit unserem Partner T-Systems aus, der darauf spezialisiert ist, die Daten bestmöglich vor Fremdzugriff oder Manipulation zu bewahren. Außerdem beraten wir den Kunden auch beim Firmennetzwerk, was wie anzubinden ist und welche Regeln notwendig sind.
Was macht die IoT-Lösung von Eaton und T-Systems besser als Konkurrenzangebote?
Lindemann:
Neben der erwähnten Neutralität, den deutschen Rechenzentren und den hohen Sicherheitsstandards bietet unsere gemeinsame IoT-Lösung vom Sensor über den Telekommunikationsweg bis in die Cloud alles aus einer Hand. Der Kunde muss sich seine Lösung nicht aus verschiedenen Einzelelementen zusammenbauen, das macht uns in der Partnerschaft schon besonders.
Selke:
Hinzu kommt, dass wir komplett standardisierte Schnittstellen verwenden. Will der Kunde irgendwann eine Hardware verwenden, die nicht von Eaton kommt, so kann er weiter die Cloud-Services von T-Systems nutzen. Oder er setzt auf einen anderen Cloud-Provider und nutzt weiter unsere Datensammlungslösung. Damit geben wir dem Maschinenbauer eine gewisse Freiheit zurück. Er hat einen Partner für die Cloud-Services und einen Partner, der sich komplett um die Maschinenanbindung kümmert.
Wann können Kunden die IoT-Lösung von Eaton und T-Systems einsetzen?
Selke:
Der offizielle Start wird Mitte 2017 sein, dann bieten wir Kunden fertig geschnürte Pakete und Services an. Derzeit sind wir mit diversen Pilotkunden im Gespräch.