Aussagen wie „Gut, dass es Normen zur Maschinensicherheit gibt!“ und „Gottseidank werden sie immer besser!“ klingen angesichts des weit verbreiteten Unmuts über die Vielzahl an Normen eher provozierend. In diesem Dschungel fände sich niemand mehr zurecht, wird landläufig geklagt. Zudem seien sie viel zu kompliziert, unübersichtlich und unterm Strich behinderten sie Ingenieure und Maschinenbauer bei ihrer Arbeit.
Es muss ein „Umparken im Kopf“ stattfinden, um einen Autorhersteller zu zitieren. Ein Bewusstseinswandel tut Not, denn die Normen haben eindeutig Vorteile: Für den Konstrukteur, der eine einwandfrei funktionierende und vor allem sicher arbeitende Maschine entwickeln möchte, liefern sie wichtige Hilfestellungen. Nutzt er sie als Leitfaden zur Konstruktion und als Checkliste, kann er systematisch überprüfen, ob er alle Aspekte berücksichtigt hat. Dann entspricht die fertiggestellte Maschine den Anforderungen der Maschinenrichtlinie (MRL). Zwar ist die Einhaltung der Normen selbst nicht zwingend erforderlich, doch wenn eine harmonisierte Norm verwendet wird, gilt die Konformitätsvermutung. Das heißt, man nimmt an, dass die hergestellte Maschine den grundlegenden Sicherheitsanforderungen der Maschinenrichtlinie entspricht. Außerdem haben sich auch die Normen im Laufe der Jahre weiter entwickelt: Sie sind heute verständlicher und besser strukturiert denn je.
Ein handfester Vorteil für Maschinenbauer ist, dass die Richtlinien europaweit gültig und zum größten Teil auch harmonisiert sind. Und der Harmonisierungsprozess setzt sich fort. Es liegt auf der Hand, dass es die europaweite Vermarktung von Maschinen enorm vereinfacht, wenn sich der Maschinenbauer nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen muss, ob es in Belgien, Spanien oder England spezifische Normen gibt, die es bei der Konstruktion der Maschinen zu berücksichtigen gilt. Jeder, der vor der MRL in diese Länder geliefert hat, kann ein Lied davon singen.
Blick nach Asien
Auch die weltweite Vereinheitlichung hat in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht und damit weitere Standardisierungen ermöglicht sowie den Warenaustausch in den globalisierten Wirtschaft erleichtert: Sowohl die ISO-Normen als auch die IEC-Normen sind weithin anerkannt; selbst wenn noch viele länderspezifische Besonderheiten in Staaten wie den USA, Russland und China existieren. Apropos China: Wer in Deutschland über die Vielzahl der Normen stöhnt, sollte sich vor Augen halten, dass es im Reich der Mitte gegenwärtig rund 28 000 nationale Normen, 50 000 Branchennormen und 10 000 regionale Normen gibt.
Nicht zuletzt hat die weltweite Vereinheitlichung von Normen auch außerhalb Europas den Schutz von Mitarbeitern in der industriellen Produktion verbessert.
Unterstützung für KMUs
Natürlich kann nicht in Abrede gestellt werden, dass die Normenvielfalt eine Herausforderung gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) darstellt. Sie verfügen selten über die personellen Ressourcen, um Spezialisten beschäftigen zu können, die sich intensiv in das Thema einarbeiten. Auch die Dokumente zu beschaffen ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden – zumal Normen stetig überarbeitet werden und daher aktualisierte Dokumente zugekauft werden müssen. Produzieren Unternehmen für verschiedene Branchen und Anwendungen, müssen sie sich zudem Fachwissen über eine ganze Reihe von Normen aneignen. Für den Erwerb des notwendigen Know-hows stehen jedoch inzwischen qualifizierte Dienstleister den Unternehmen beratend zur Seite.
So bietet der Geschäftsbereich tec.nicum von Schmersal ein umfangreiches Seminarprogramm an, das über Richtlinien und Normen informiert. Darüber hinaus beraten die Safety Consultants Unternehmen bei der Konzeption und Gestaltung von normenkonformen Maschinen und begleiten bis zur Umsetzung der Sicherheitslösungen.
Richtig genutzt, bieten Normen eine gute Hilfestellung bei der Konstruktion, Gestaltung und internationalen Vermarktung von Maschinen. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch der Aufwand an Zeit und Kosten, um Normen richtig verstehen und anwenden zu können. Dabei können fachkundige Dienstleister eine wichtige Unterstützung sein.