Ein Blick in die Prognosen des World Energy Outlook 2024 (WEO 2024) der IEA, insbesondere die Anhänge A16 bis A22, zeichnet laut VDI-GEU ein differenzierteres Bild:
Die globale Entwicklung der Kernenergie zeigt zwar einen Anstieg, aber nur einen sehr geringen. Zwischen 2010 und 2023 stieg die weltweite Stromerzeugung aus Kernkraftwerken minimal von 2.756 Terawattstunden (TWh) auf 2.765 TWh. Das entspricht einem Zuwachs von lediglich 0,33 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromproduktion von 13 Prozent auf 9 Prozent.
Im Zukunftsszenario bis 2050 „Announced Pledges“ des WEO 2024 – basierend auf den Zusagen des Pariser Klimaschutzabkommens – könnte die Stromproduktion aus Kernkraftwerken weltweit auf 6.055 TWh steigen. Trotz dieser mehr als doppelten Produktionsmenge würde der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromerzeugung jedoch nur bei rund 9 Prozent bleiben, da die Gesamtnachfrage nach Strom zunimmt (Faktor 2,36).
Prognose für Erneuerbare Energien
Gleichzeitig wird in den Prognosen ein starkes Wachstum bei den erneuerbaren Energien prognostiziert:
Photovoltaik: Der Anteil der Solarenergie an der globalen Stromerzeugung könnte von 5 Prozent im Jahr 2023 auf 40 Prozent im Jahr 2050 steigen.
Windenergie: Der Anteil der Windkraft würde von 8 Prozent auf 26 Prozent steigen.
Erneuerbare Energien insgesamt: Ihr Anteil an der globalen Stromproduktion könnte von 30 Prozent im Jahr 2023 auf 83 Prozent im Jahr 2050 zunehmen.
Die Situation aus europäischer Sicht betrachtet
Weiter geht aus den Prognosen der IEA hervor, dass die Stromerzeugung aus Kernenergie in der EU zwischen 2010 und 2023 von 854 TWh auf 616 TWh gesunken ist. Ihr Anteil an der gesamten Stromproduktion fiel von 29 Prozent auf 23 Prozent. Und wie geht es weiter?
1. Im Szenario „Announced Pledges“, das heißt, dass alle Staaten ihre Zusagen aus dem Pariser Abkommen einhalten, wird ein Anstieg der Kernenergieproduktion in der EU auf 860 TWh bis 2050 prognostiziert. Der Anteil an der Stromproduktion würde jedoch dabei weiter auf 15 Prozent zurückgehen.
2. Der Anteil von Photovoltaik in der EU könnte von 9 Prozent (2023) auf 24 Prozent im Jahr 2050 steigen, während die Windkraft ihren Anteil von 18 Prozent auf 46 Prozent erhöhen würde. Der gesamte Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in der EU könnte so bis 2050 von 45 Prozent (2023) auf 84 Prozent wachsen.
„Diese Zahlen sprechen dafür, dass trotz eines prognostizierten Anstiegs der Kernenergieproduktion die erneuerbaren Energien der entscheidende Treiber der Energiewende bleiben“, erklärt VDI-Energieexperte Prof. Harald Bradke. Für Deutschland und Europa hieße dies, damit weiterhin auf einen Weg zu setzen, der die Potenziale erneuerbarer Energien ausschöpft und eine nachhaltige Energieversorgung fördert. Die Rolle der Kernenergie bleibe in diesem Kontext begrenzt, so Bradke weiter.