Sicherheitsapplikationen für Maschinen und Anlagen Variable Sicherheitsbausteine

Bild: Dina
23.05.2017

Egal ob Einzelmaschine oder verkettete Anlage, das parametrierbare Sicherheitssystem SL Vario passt sich allen Gegebenheiten variabel an. Anhand einer Beispielanwendung mit gefährlichen Messerwalzen wird gezeigt, wie mit seiner Hilfe Sicherheitsfunktionen, die sich aus der Risikobeurteilung ergeben, optimal umgesetzt werden können.

Das parametrierbare Sicherheitssystem SL Vario der Firma Dina Elektronik zeichnet sich durch hohe Flexibilität und eine komfortable Umsetzung der Sicherheitsfunktionen aus. Aufgrund seiner Flexibilität ist das System nicht nur für kompakte Einzelmaschinen, sondern auch für größere Anlagen bestens geeignet. In den Verpackungsmaschinen der Firma Gebrüder Leonhardt Blema Kircheis wird das System seit Jahren eingesetzt. In den Maschinen werden Papprollen hergestellt und zu Verpackungsdosen weiterverarbeitet. Die hohe Produktionsgeschwindigkeit und die gefährlichen Messerwalzen in der Anlage erfordern ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept. Blema nutzt dafür die volle Bandbreite der Möglichkeiten, die SL Vario bietet. Zwölf der verfügbaren 15 Module kommen im Maximalausbau zum Einsatz. Über die rückseitigen Busstecker sind dem Zentralmodul DNSL-ZMV verschiedene Funktionsmodule hinzugefügt. Die große Auswahl an verfügbaren Zusatzkomponenten ermöglicht eine optimale Anpassung entsprechend der Anforderungen der Anlage.

Verschiedene Betriebsarten

Der Einrichtbetrieb bei offener Schutzhaube ist mit einem Zustimmtaster und einer Drehzahlüberwachung von fünf Achsen abgesichert. Hand- und Tippbetrieb sowie Referenzfahrten werden mit den Standardgebern der Stöber-Antriebe überwacht. So wird das geforderte Performance-Level d erreicht. Die Stillstandsüberwachung deaktiviert das Zuhalten der Schutztüren beim Maschinenstopp. Um die Maschine sicher einzurichten, wird eine reduzierte Geschwindigkeit überwacht. Im Tippbetrieb können Antriebe entsprechend bewegt werden. Da die Antriebe nicht abgeschaltet werden müssen, vereinfacht sich die Einrichtung. Auch die Zeit bis zum nächsten Produktionsstart verkürzt sich erheblich.

Muting-Funktion

Die Anzahl der Antriebe wie auch die erforderlichen sicheren Eingänge variieren je nach Anlage. Um die Varianten unterschiedlicher Sicherheitsapplikationen möglichst gering zu halten, wurde beim Design der Parametrierungssoftware Vario Designer viel Wert auf eine praxisorientierte Strukturierung gelegt. So können viele Softwarefunktionen bedarfsgerecht gemutet werden, zum Beispiel bei einfacheren Maschinenvarianten. Auch die Hardware kann mit einbezogen werden: Bis zu acht Funktionsmodule lassen sich gegebenenfalls ausblenden. Dies erleichtert den Service und macht es möglich, spätere Umrüstungen oder Ergänzungen gleich bei der Konzeption einer Anlage zu berücksichtigen. Nach der Aufrüstung der Komponenten muss lediglich die entsprechende Funktion in der Sicherheitsapplikation aktiviert werden. Eine erneute Validierung ist zwar unvermeidlich, bleibt aber auf neue Komponenten beschränkt und ist bereits weitgehend vorbereitet.

Dezentraler Aufbau

Die Hardware in der Blema-Anlage ist kaskadenförmig auf drei Schaltschränke verteilt. Das Basismodul befindet sich im Hauptschrank. Über einen proprietären Sicherheitsbus und die Kaskademodule DNSL-CMV werden die Peripherieeinheiten mit Standard-Patchkabeln eingebunden. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass nur die Hardware aufgeteilt wird und man wie bei einem Einzelgerät lediglich eine Applikation benötigt. In der Parametrierungssoftware wird die Hardwareaufteilung auf einer separaten Menükarte angelegt. Da sich die einzelnen Funktionsmodule automatisch am Zentralmodul anmelden, lassen sich Freiräume für spätere Hardwareergänzungen vorsehen. So bleiben komplexe Systeme überschaubar.

Bei der Blema-Anlage ist die Basisbaugruppe im Hauptschaltschrank mit einem Feldbusmodul mit Profibus-Protokoll ausgerüstet. In der Parametrierungssoftware können an beliebigen Stellen der Applikation Ein- oder Ausgangsbausteine eingefügt werden. So können alle relevanten Signale über den nicht sicherheitsgerichteten Bus übertragen werden. Die Überdrehzahl-Meldungen sowie sämtliche Not-Halt-Taster und Türschalter werden zur Visualisierung an die SPS weitergegeben. Ihre intuitive Anzeige auf dem Display erleichtert die Ursachenanalyse.

Einfache Konfiguration

Dank der übersichtlichen Darstellung und der einfachen Erstellbarkeit der Applikation in der Software lassen sich auch umfangreiche Aufgaben wie bei Blema mit geringem Aufwand bewältigen. Dem Benutzer stehen vielfältige Bausteine zur Verfügung. Neben den klassischen Modulen gibt es auch einige Sonderbausteine sowie individuell konfigurierbare Varianten. Beispielsweise fasst der Softwarebaustein 1ausN bis zu acht Signale zur anschließenden Weiterverarbeitung zusammen, so dass eine aufwendige Mehrfachanwendung von UND-Gattern entfällt. Die meisten Bausteine sind mit zwei unterschiedlichen Ausgängen versehen. Zusätzlich zum Standardausgang lässt sich ein invertiertes Signal direkt weiterverwenden.

Online-Diagnose

Verschiedene Diagnose-Tools verkürzen die Inbetriebnahme wesentlich. Vor allem wenn die Auslieferung einer Anlage unmittelbar bevorsteht, sparen diese Helfer kostbare Zeit. Über unterschiedliche Passwortlevels lässt sich steuern, wer Zugriff auf welche Diagnosefunktionen hat.

Die Online-Diagnose ist für Entwickler und das Servicepersonal vorgesehen. Die Rack-Diagnose zeigt keine Applikationsdetails und kann somit auch für den Endkunden freigegeben werden. Bei diesem Diagnose-Tool sieht man den aktuellen Status, aber keine Verknüpfungen. Damit ist eine bewusste Manipulation der Funktionen ausgeschlossen. Ein Gateway ermöglicht den externen Zugriff auf alle Diagnose-Tools. Somit kann eine Ferndiagnose der Anlage vom heimischen Schreibtisch aus erfolgen.

Über das Simulations-Tool lässt sich eine Applikation bereits im Vorfeld am Rechner überprüfen; dies spart wertvolle Zeit in der Montagehalle. Auf Knopfdruck dokumentiert eine Validierungsfunktion den Status bei der Auslieferung.

Bildergalerie

  • Das Zentralmodul (DNSL-ZMV, links) kann beispielsweise um ein Feldbusmodul (DNSL-DPV, Mitte) und Drehzahlüberwachungsmodule (DNSL-DRV, rechts) erweitert werden.

    Das Zentralmodul (DNSL-ZMV, links) kann beispielsweise um ein Feldbusmodul (DNSL-DPV, Mitte) und Drehzahlüberwachungsmodule (DNSL-DRV, rechts) erweitert werden.

    Bild: Dina

  • Die hohe Produktionsgeschwindigkeit und die gefährlichen Messerwalzen erfordern ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept in den Verpackungsmaschinen von Leonhardt Blema Kircheis.

    Die hohe Produktionsgeschwindigkeit und die gefährlichen Messerwalzen erfordern ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept in den Verpackungsmaschinen von Leonhardt Blema Kircheis.

    Bild: Dina

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