In seiner Garage gründete der 21-jährige Steve Jobs zusammen mit zwei Freunden Apple. Manfred von Ardenne meldete mit 16 Jahren sein erstes Patent an. Wolfgang Amadeus Mozart ging schon mit 6 Jahren auf Tournee, und Michael Schumacher drehte bereits im zarten Alter von 4 Jahren seine ersten Runden. Was all diese Meister ihres Fachs gemeinsam haben? Sehr früh war zu erkennen, in welche Richtung ihr Leben sich einmal entwickeln würde, doch das ist nicht immer der Fall - sonst wäre der ehemalige Intel-Präsident Paul Otellini wohl eher Zeitungsausträger, Anzug-Verkäufer oder Regal-Einräumer geworden.
Der am 12. Oktober 1950 in San Francisco geborene Paul Otellini begann zwar schon während seiner Highschool-Zeit zu arbeiten - viel zu tun mit seinem späteren Kerngeschäft hatte dies jedoch nicht. Zunächst trug er nur Zeitung aus. Danach räumte er Regale ein und verkaufte Anzüge bei einem Herrenausstatter. Obwohl er als Kind Interesse an Chemie und Mathematik hatte, mangelte es ihm an technischen Fähigkeiten, wie eine Anekdote attestiert: Während er an einem eher schlecht gebauten Flaschenzug herumschaukelte, den er gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Cousin konstruiert hatte, soll er von einer Felsklippe am Lake Tahoe gestürzt sein.
Nach seinem Bachelor-Abschluss 1972 an der University of San Francisco meldete er sich an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der University of California in Berkeley an. Hier studierte er Finanzwesen und erhielt 1974 seinen Master. Danach versuchte er in der Computer-Industrie Fuß zu fassen und eine Anstellung im Silicon Valley zu finden. Otellini entschied sich zwischen mehreren Optionen schließlich für Intel, wo er zuerst in der Finanzabteilung arbeitete.
Ab 1980 war Otellini für Intels Zusammenarbeit mit IBM verantwortlich, das zu diesem Zeitpunkt Intels größter Kunde für Speicher war. Er konnte IBM davon überzeugen, Intels Mikroprozessoren zu nutzen, die dann im ersten Personal Computer verbaut wurden. 1987 schickte man ihn dann als Verantwortlichen in die neue Fabrik nach Folsom. Dort lernte man seine Manager- Fähigkeiten und Menschlichkeit kennen. Beides beeindruckte den damaligen Präsidenten Andrew Grove, der ihn 1989 zu seinem technischen Assistenten beförderte.
Grove beabsichtigte, Otellini für höhere Management-Positionen aufzubauen. Ein Jahr später übernahm er die Verantwortung für die Mikroprozessor-Produktgruppe, die auch die Entwicklung des Pentium-Chips beinhaltete. Dieser Chip sollte sich zu einer der Aushängeschilder Intels entwickeln. 2002 wurde er schließlich zum Präsidenten und COO gewählt und sollte später die Nachfolge des CEO Craig R. Barrett antreten. Bis zu dessen Ruhestand fungierten die beiden als Doppelspitze. Otellini übernahm das Präsidenten-Amt in einem wirtschaftlich schwierigen Jahr, als sich der PC-Markt schlecht entwickelte. Der Versuch, sich auch in anderen Branchen wie der Unterhaltungselektronik zu etablieren, misslang.
Dank Otellini kehrte Intel zu seinem Ursprungsgeschäft, den Mikroprozessoren, zurück. Er verfolgte das Ziel, Mikroprozessoren nicht noch schneller, sondern multifunktionaler zu konzipieren, beispielsweise durch Kommunikations-Funktionen. Nach fast vier Jahrzehnten bei Intel hört der fünfte CEO im Mai 2013 auf. Während seiner Amtszeit stieg der Umsatz um 39Prozent auf 54 Milliarden US-Dollar, der Unternehmenswert stieg auf etwa 100 Milliarden US-Dollar, circa 78 Milliarden Euro - Zahlen, die für einen Meister seines Fachs sprechen.