Immer online, ständig erreichbar – auch dann, wenn man hinter dem Steuer sitzt. Dabei geschehen laut Polizei zahlreiche Unfälle deshalb, weil der Fahrer statt auf die Straße lieber kurz auf sein Smartphone schaut. Das hannoversche Unternehmen Continental möchte die Sicherheit während der Autofahrt erhöhen und integriert dafür Gestensteuerung ins Lenkrad.
Ein kurzer Wisch des Daumens, ein leichtes Winken mit der Hand und schon nimmt der Fahrer beispielsweise Anrufe entgegen oder startet seine Lieblingsmusik. Zugegeben: Besonders letzteres funktioniert bereits durch sinnvolle Steuerelemente direkt am Lenkrad ganz gut. Das reicht „Conti“ aber nicht und so sollen neue Bedienelemente den Weg ins Auto finden: Das internationale Technologieunternehmen präsentiert ein Innovationsprojekt, das den Erkennungsbereich der Gestensteuerung auf das Steuer fokussiert.
Beispiel: Ein Anruf trifft ein – auf der Displayanzeige in der Armatur blinken die vom Handy bekannten grünen und roten Symbole zum Annehmen oder Ablehnen. Statt nun rechts über das Display des Smartphones zu wischen, winkt der Fahrer mit der rechten Hand nach vorne – das Telefonat wird angenommen. Die Hände müssen das Steuer nicht verlassen, die Augen bleiben, mit Ausnahme des kurzen Blickes auf die Mittelkonsole, nach vorne auf die Straße gerichtet.
Möglich wird das durch einen „Time-of-Flight-Sensor“. Dieser erkennt, wenn der Fahrer seine Hände am Steuer bewegt. Der Sensor besteht aus einem 3D-Kamerasystem mit integriertem 3D-Image-Sensor und verarbeitet das damit aufgenommene Infrarot-Signal zu einem dreidimensionalen Bild. So werden Handposition und Gesten des Fahrers millimetergenau erkannt und in programmierte Aktionen umgesetzt. Zudem sollen zwei transparente Kunststoffflächen ohne elektronische Bestandteile auf dem Lenkrad, die der Fahrer fast wie ein Touchpad mit den Daumen bedient, zusätzliche Steuerung ermöglichen.
„Mit Gesten in einem klar definierten Bereich am Lenkrad können wir nicht nur die Ablenkung minimieren und dadurch die Sicherheit erhöhen. Eine Eingrenzung an programmierten Aktionen verhindert zudem, dass der Fahrer die Gestensteuerung durch seine gewohnten Gesten im Fahreralltag unbeabsichtigt startet und so ungewollte Einstellungen vornimmt“, erklärt Ralf Lenninger, Leiter Strategie, Systementwicklung und Innovation bei Continental.
Aktuell erkennt das System vier verschiedene Gesten: Für die Einstellung der Navigation, das Durchsuchen von Apps und Starten von Musik, das Beantworten von Anrufen oder das Steuern des Bordcomputers. Bleibt nur abzuwarten, wie hoch der Aufpreis für ein Upgrade sein wird und wann letztlich die neue Technik auf den Markt gelangt.