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Die neue Normalität Ängste und Wünsche von Beschäftigten und Konsumenten

Ganze 89 Prozent der Befragten wollen frei darüber entscheiden können, wo sie arbeiten.

Bild: iStock, Adrian Seliga
18.06.2020

Die Coronakrise hat die Welt erschüttert und viele Lebensbereiche verändert. Das gilt auch für die Arbeitswelt: Unternehmen stehen vor gewaltigen Aufgaben, viele Mitarbeiter haben Angst um ihren Arbeitsplatz und ihre Gesundheit. 56 Prozent der deutschen Teilnehmer einer Qualtrics-Umfrage gaben an, Bedenken vor einer sofortigen Rückkehr in die Firma zu haben. 40 Prozent denken, dass die Welt im Allgemeinen nie mehr so sein wird, wie sie einmal war.

Qualtrics, ein Anbieter von Customer-Experience-Lösungen und tätig im Bereich Experience Management (XM), führte im Mai eine internationale Studie mit dem Titel „Return to Work/Back to Business Study“ durch. Der erste Teil, der auch in Deutschland durchgeführten Umfrage, beschäftigt sich mit dem Thema Rückkehr zum Arbeitsplatz in der Coronakrise: Welche Ängste und Hoffnungen verbindet der Querschnitt der Bevölkerung damit? Welche Rahmenbedingungen halten die Mitarbeiter für angemessen, damit sie ohne Angst wieder in die Firma kommen können?

Auch im zweiten Teil der Studie geht es um Vertrauen, Emotionen und Sicherheit, diesmal in Bezug auf Geschäfte und Restaurants nach ihrer Wiedereröffnung: Wie wohl oder unwohl ist den Befragten beim Betreten dieser Räumlichkeiten? Wie sieht es mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Konzerten und Sportveranstaltungen aus?

Bei den Deutschen herrscht große Unsicherheit

Die Kernaussage nach der Analyse der Daten: Bei den Deutschen herrscht große Unsicherheit, wenn sie an die Pandemie denken. Oder anders ausgedrückt: Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist mit Angst verknüpft – 56 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie sich jetzt unwohl fühlen würden, wenn sie wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren müssten. Bei den deutschen Verbrauchern denken 40 Prozent der Befragten, dass nie wieder Normalität herrschen wird, wenn sie an den Einzelhandel, Restaurants oder Großveranstaltungen denken.

Ängste, Hoffnungen und Maßnahmen am Arbeitsplatz

Viele Menschen befinden sich noch im Homeoffice, in Kurzarbeit oder gezwungenermaßen im Urlaub. Doch immer mehr kehren wieder an ihre Arbeitsstätte zurück. 39 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie vor Ende Juni an den Arbeitsplatz zurückkehren werden, und 17 Prozent erwarten, dass sie bis Ende Juli wieder arbeiten werden. 44 Prozent sind der Meinung, dass sie erst im August oder später wieder das Firmengebäude betreten werden.

Alle Altersgruppen leiden unter den gleichen Ängsten

Bei den 56 Prozent, die mit einem mulmigen Gefühl wieder ins Unternehmen kommen, gibt es keinen Alterstrend zu verzeichnen – hier leiden alle Altersgruppen unter den gleichen Ängsten. Dies hängt allerdings auch damit zusammen, inwieweit auf die Befürchtungen der Belegschaft gehört und eingegangen wird. So hoffen zum Beispiel viele Angestellte auf die Umsetzung umfassender Sicherheitsmaßnahmen, bevor sie wieder in die Firma kommen: 42 Prozent wünschen sich, dass Händedesinfektions- und Reinigungsmittel jederzeit im gesamten Büro verfügbar sind, 31 Prozent finden einen Verzicht auf Dienstreisen sinnvoll und 31 Prozent möchten, dass Mitarbeiter mit eingeschränkter Gesundheit generell nur von zu Hause aus arbeiten. Besonders wichtig ist für 78 Prozent der Beschäftigten eine Maskenpflicht in den Büroräumen. Für 84 Prozent ist es entscheidend, dass Social Distancing praktiziert wird. 85 Prozent wiederum ist eine geringe Teilnehmerzahl bei persönlichen Meetings wichtig.

Bei einem Punkt herrscht große Einigkeit: Mit 89 Prozent wollen fast allen Befragten frei darüber entscheiden können, wo sie arbeiten: Sollte ihnen die Situation am Arbeitsplatz unsicher vorkommen, soll es ihnen ohne Wenn und Aber erlaubt sein, jederzeit das Homeoffice zu nutzen. 69 Prozent der Menschen sagten, es sei ihnen wichtig, dass jeder seine Temperatur vor dem Betreten des Gebäudes überprüfen lässt. Ebenfalls interessant: knapp 42 Prozent möchten zuerst grünes Licht von den regionalen oder lokalen Behörden hören, bevor sie sich wieder
ins Büro wagen.

Nervosität bei den Konsumenten

Zu den Themen Einkaufen, Freizeit, Sport und öffentliches Leben: Die Menschen gewöhnen sich langsam an die neue Normalität mit 1,5m Abstand, Kontakt- und Reisebeschränkungen, Maskenpflicht in Geschäften und den öffentlichen Verkehrsmitteln. Einige dieser Maßnahmen sind inzwischen wieder gelockert, sodass das alte Leben langsam, aber sicher wieder Einzug hält.
Dennoch fürchten 40 Prozent der befragten Konsumenten in Deutschland, dass eine vollständige Wiederkehr in die sorglose Zeit vor Corona nicht mehr möglich sein wird. 39 Prozent der Verbraucher fühlen sich immer noch unwohl, wenn sie ein Restaurant betreten. 30 Prozent ergeht es ähnlich, wenn sie in Geschäften ihre Einkäufe und Besorgungen erledigen.

Live-Sportveranstaltungen rufen bei der deutschen Bevölkerung mit 56 Prozent jedoch das größte Unbehagen hervor. 17 Prozent derer, die sonst regelmäßig Sportveranstaltungen besuchen, möchten in absehbarer Zukunft überhaupt nicht mehr an einem derartigen Event teilnehmen. 36 Prozent wollen damit mindestens bis Februar 2021 warten. Auch der Gedanke an Livekonzerte, wo die Besucher oft eng mit Körperkontakt vor der Bühne stehen, ruft bei 53 Prozent der Befragten Unsicherheit hervor. 52 Prozent können sich Livemusik frühestens wieder ab Februar 2021 vorstellen.

Auch das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereitet 46 Prozent, also knapp der Hälfte der Menschen Bauchschmerzen. Getoppt wird dieses Unbehagen nur noch von Flugreisen, mit 50 Prozent und einem Besuch im Fitnessstudio, mit 49 Prozent. Apropos sportliche Aktivitäten: 48 Prozent empfinden das Spielen eines Mannschaftssports bedrohlich. Aber auch bei Gottesdiensten herrscht Angst vor Ansteckungsgefahr: 47 Prozent der Befragten fürchten sich dort vor einer Infektion. Wahlen werden als nicht ganz so riskant eingestuft: 35 Prozent der Deutschen haben Bedenken, Wahllokale zu betreten und abzustimmen.

Über die Studie

Qualtrics befragte vom 13. bis 26. Mai 2020 500 Konsumenten und Arbeitnehmer aus unterschiedlichen Altersgruppen und Branchen zu ihrem Umgang mit dem Coronavirus am Arbeitsplatz, beim Einkaufen und in der Freizeit.

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