Was ist mit „strategischer Vorausschau“ oder „Foresight“ eigentlich genau gemeint? Ein Beispiel für Foresight ist die Entwicklung von Autos im Vergleich zur Verwendung von Pferden und Kutschen in der Vergangenheit. Ein bekanntes Zitat von Henry Ford besagt, dass Kunden zu seiner Zeit schnellere Pferde statt Autos gewollt hätten, was zeigt, in wie weit Vorhersagen auf Basis bestehender Muster begrenzt sind. Stattdessen müssen Unternehmen durch Leading-from-the-Future-Methoden den Blick zurück aus der Zukunft richten und von hier aus planen, um wettbewerbsfähig zu sein – auch in zukünftigen Szenarien. Wir müssen versuchen, die Zukunft zu verstehen und uns auf alle realistischen Eventualitäten vorzubereiten. Dafür benötige ich keine Glaskugel, die mir die genaue Zukunft voraussagt. Es reicht, wenn wir uns systematisch mit ihr beschäftigen: Was sind unsichere und was sind stabile Faktoren, die einen Einfluss auf unsere Unternehmen haben könnten? Covid ist genau dafür übrigens ein gutes Beispiel, denn nicht viele haben mit einem derartigen Szenario gerechnet.
Wie funktioniert Foresight nun systematisch – wie können Unternehmen besser mit diesen Unsicherheiten umgehen? Dafür arbeiten wir in drei Schritten: Perceiving, Prospecting und Probing. Perceiving beschäftigt sich damit, Veränderungen zu erkennen. Im nächsten Schritt, dem Prospecting, geht es darum, diese Veränderungen innerhalb des Kontexts des Unternehmens zu verstehen. Bei Probing geht es schließlich darum, konkrete Handlungen innerhalb des Unternehmens aufgrund der erkannten und verstandenen Veränderungen auszulösen. Es gibt Trends, die sehr gut vorhersehbar sind, aber es gibt auch Trends, die sehr viel Unsicherheit mit sich bringen. Diese unvorhersehbaren Entwicklungen mit Höhen und Tiefen, die als Unsicherheitsfaktoren viele Unternehmen beschäftigen, erschweren eine Prognose der Zukunft. Daher sind systematische Ansätze zur Planung der Ergebniserwartung unerlässlich. Viele Branchen sind mit unterschiedlichen Ungewissheiten konfrontiert.
Dort ist es äußerst wichtig, die Ungewissheit der Zukunft zu sehen und nicht zu ignorieren. Während einige überzeugt sind, dass ihr Sektor stabiler ist als andere, kann wohl niemand behaupten, sich in einem dauerhaft völlig stabilen Umfeld zu bewegen. Aus diesem Grund ist die Planung von Szenarien zu einem unverzichtbaren Instrument geworden! Das heißt, wir versuchen nicht, sicher in die Zukunft zu schauen, sondern wir müssen die Unsicherheit anerkennen und versuchen zu verstehen: Wie könnte die Zukunft aussehen und was sind dann Szenarien? Wie bereiten wir uns in unserem Unternehmen auf die verschiedenen Szenarien vor?
Wie dies in Unternehmen umgesetzt werden kann, zeigt ein Beispiel: In Zusammenarbeit mit einem Automobilhersteller haben wir in einem ersten Schritt alle Faktoren für Veränderungen – die Key Factors – identifiziert und gesammelt. Die Ergebnisse wurden im Anschluss geclustert und gefiltert. Auf diese Weise konnten wir die Anzahl der Faktoren von 250 auf 25 reduzieren. Wie stark diese sich gegenseitig und das Unternehmen beeinflussen, versuchten wir im Rahmen einer Cross-Impact-Analyse zu verstehen. Dieses Projekt wurde im ersten Jahr der Corona durchgeführt, was einen starken Einfluss auf unsere Sicht-, Arbeits- und Herangehensweisen und hatte. Welche Technologien sind jetzt wichtig? Im Ergebnis kamen wir auf vier verschiedene Szenarien: Travel Cancelled, Save Travel, Travel Substituted und Unconcerned Travel. Wenn man sich das hier mal durchliest, dann stellt man fest, dass man einige Aspekte davon auch in der heutigen Zeit durchaus wiederfindet. Am Ende des Tages waren wir in der Lage, verschiedene mögliche Szenarien und ihre spezifischen Bedürfnisse, die erforderlichen Technologien und die Lösungen für diese zu definieren. Die einzelnen Technologien wurden bewertet und nach ihren Möglichkeiten in den verschiedenen Szenarien eingestuft, was wir als „Portfolioblick auf Technologien“ bezeichnen.
Aber auch im Bereich der möglichen Chancen kann diese Arbeitsweise eingesetzt werden: Wohin entwickeln sich die Trends, was sind die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden und welche technologischen Voraussetzungen brauchen wir, um sie zu realisieren? Mit Hilfe dieser Methode können Unternehmen die Dinge in Angriff nehmen und sich besser auf die Unsicherheiten der Zukunft vorbereiten.
Das klingt nach viel Arbeit, aber drei kleine Tipps erleichtern sie: Die schiere Flut an Informationen kann zu Beginn abschrecken. Deshalb rate ich Unternehmen, sich zu fragen: Wie relevant ist das wirklich? Außerdem ist es wichtig, dass die richtigen Leute eingebunden werden. Denn es reicht nicht, nur einen Bericht zu erstellen.
Und zu guter Letzt: Die ausgewählten Informationen sollten für das Unternehmen und die Branche von Bedeutung sein. Vor diesem Hintergrund bietet Foresight einen effizienten Methodenbaukasten, der den Weg von der Idee zu konkreten Ergebnissen erleichtert.