Das Darknet ist ein Netzwerk, das sich auf ein bestehendes Netz aufsetzt, jedoch nicht über Suchmaschinen auffindbar ist. Verbindungen untereinander können Teilnehmer dieses Netzes manuell herstellen, die Verbindungen werden nicht wie in konventionellen Netzen automatisch und willkürlich initiiert.
So bietet das Darknet ein höheres Maß an Sicherheit, da ein Zugriff nicht für jeden möglich ist. Die Existenz dieses Netzwerks ist zumeist nicht bekannt. Neue Teilnehmer müssen eingeladen oder akzeptiert werden. Die Daten, die im Darknet übertragen und gespeichert werden, sind in den meisten Fällen verschlüsselt. So wird dieser geheime Teil des Internets zur Plattform für Kriminelle und Zwielichtige.
„Hello, Freedom Hosting II, you have been hacked!“
Nun hat ein Anonymous-Hacker mehr als 10000 versteckte Websites blockiert, Systemdateien des Providers veröffentlicht und die Nachricht hinterlassen: „Hello, Freedom Hosting II, you have been hacked!“ Die Inhalte hat er gespeichert und sie einem Sicherheitsforscher zukommen lassen, der sie an die Behörden weiterleiten soll, damit Täter und auch Nutzer gefasst werden können. Da die Inhalte Kinderpornografie enthielten, hat er sie nicht veröffentlicht.
Freedom Hosting II ist die Nachfolger-Version des Providers Freedom Hosting, dessen Seite von Behörden lahm gelegt wurde. Der Grund: Kinderpornografie. Die Spuren führten 2013 nach Osteuropa. Der Betreiber Eric Eoin Marques wurde, nachdem er Geld nach Osteuropa verschoben hatte, in Dublin verhaftet. Wer nun den Nachfolger Freedom Hosting II betreibt, ist derzeit für die Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Ebenso wenig, wo die Server stehen.
Null-Toleranz für Kinderpornografie? Von wegen!
Während des ersten Hacks am 30. Januar hatte der Hacker nur einen Lesezugriff auf die Seiten. Mehr wollte er auch eigentlich nicht erreichen, denn es war sein erster Hack überhaupt, wie er in einem Mail-Interview mit dem amerikanischem Online-Magazin Motherboard erzählt.
Beim Sichten der Plattform fiel ihm auf, dass einige Seiten ungewöhnlich hohe Datenmengen aufwiesen. Und diese Seiten waren voller Kinderpornografie. So entschied er sich für einen zweiten Angriff im Februar, blockierte die Seiten und übergab seinen Zugriff an den Sicherheitsforscher.
In seinem Interview erklärt der Hacker im Detail, wie die Anonymous-Gruppe vorgegangen ist. Er schickte dem Magazin auch einen Screenshot seiner Nachricht an die Provider: Wir sind enttäuscht… Das ist ein Auszug eurer Startseite: „Wir haben eine Null-Toleranz-Politik bezüglich Kinderpornografie“, doch was wir während der Suche auf euren Servern gefunden haben, ist mehr als 50 Prozent Kinderpornografie. Weiter geht es mit dem Anonymous-Motto: Wir sind Anonymous. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Ihr hättet mit uns rechnen sollen.
Nutzer identifizieren
Wieviel das FBI mit dem Material anfangen kann, ist fraglich. Das herkömmliche Vorgehen der Behörden ist es, eine Malware einzusetzen, wie bereits bei dem Vorgänger-Provider. Durch die Nutzung der Malware können einzelne Nutzer identifiziert werden. Mit einem Hacking-Tool hatte das FBI damals die IP-Adressen erfassen können. Auf geblockten Seiten ist diese Taktik nicht anwendbar.