Eigentlich sollte das futuristische Schienen-Transportsystem Transit Elevated Bus 1 (TEB-1) den Verkehr in chinesischen Städten revolutionieren, indem es die Rush Hour buchstäblich überfährt. Stattdessen entpuppt es sich nun als Millionengrab. Und schlimmer noch: Es steht der Vorwurf im Raum, das ganze Projekt sei von vornherein ein großer Betrugsversuch gewesen. Chinesische Behörden haben das Vorhaben deshalb gestoppt und bislang 32 Personen wegen der illegalen Beschaffung von Geldmitteln festgenommen.
Bus gleitet über den Straßenverkehr
Vor gut einem Jahr hatte das Unternehmen TEB Technology Devolopment mit seinem Prototyp noch für Furore gesorgt. Im Mai 2016 wurde das Konzept auf der International High-Tech Expo in Peking präsentiert und galt als eines der Messe-Highlights. Nur drei Monate später fand unter großem Medienecho die erste Testfahrt in der nordchinesischen Hafenstadt Qinhuangdao statt. Im Anschluss daran gingen die Bilder des unkonventionellen Busses um die Welt.
Das Besondere an dem Transportsystem war dabei weniger die Tatsache, dass der Bus komplett von Elektromotoren angetrieben wurde. Vielmehr beeindruckte der TEB-1 mit der Art und Weise, wie er sich durch den Verkehr bewegte. Denn er glitt auf Schienen, die rechts und links der Fahrbahn angebracht waren, über den normalen Straßenverkehr hinweg.
Erst Furore, dann Verschwiegenheit
Mit seiner Größe konnte der TEB-1 bis zu zwei Fahrspuren überspannen. Der Prototyp maß 22 Meter Länge, 7,8 Meter Breite und 4,8 Meter Höhe und erreichte Geschwindigkeiten von 40 bis 50 Stundenkilometer. Er bot bis zu 300 Personen Platz; spätere Modelle sollten sogar Kapazität für bis zu 1200 Passagiere haben.
Nach der Jungfernfahrt, die zudem nicht unter realen Verkehrsbedingungen stattfand, wurde es allerdings sehr ruhig um das Projekt. Kritiker gaben zu bedenken, dass größere Fahrzeuge Gefahr liefen, unter dem Bus eingeklemmt zu werden. Spurwechsel seien außerdem extrem gefährlich. In der Folge fanden dann eigentlich geplante Tests nicht mehr statt. Der Prototyp verstaubte und die Teststrecke selbst wurde zum Hindernis, anstatt den Verkehr zu entlasten.
Intransparente Machenschaften
Schon kurz nach der öffentlichkeitswirksamen Demonstration des TEB-1 häuften sich die Meldungen, wonach die Verantwortlichen über die Online-Finanzierungsplattform Huaying Kailai rund 20 Millionen US-Dollar an Geldern gesammelt, aber nur einen Bruchteil davon in das Projekt investiert hätten. Inzwischen werfen die chinesischen Behörden Bai Zhiming, CEO von TEB Technology und Huaying Kailai, weitaus größere Summen vor.
Er soll rund 1,3 Milliarden US-Dollar an Kapital von Privatpersonen illegal gesammelt haben. Dafür versprach er den Investoren eine enorme Rendite von bis zu 12 Prozent pro Jahr.
Ein Reporter der New York Times berichtete von buntem Treiben in der Konzernzentrale. Unzählige Investoren, Unternehmen und Lokalprominenz seien mit Taschen voller Geld in den Büros von Huaying Kailai ein und ausgegangen.
1,3 Milliarden US-Dollar unterschlagen?
Nun hat die chinesische Polizei Bai Zhiming und etliche seiner Angestellten wegen des Verdachts auf Betrug und illegalen Fundraisings festgenommen. Rund 70 Personen haben bereits Klage gegen Bai Zhiming und sein Unternehmen eingereicht. Die chinesische Presse reagierte mit scharfer Kritik an dem Unternehmen. Ein Korrespondent von Beijing News sagte: „Die Wahrheit ist, dass der Bus ein fingierter Wissenschaft-Investment-Betrug war, ohne jegliche wissenschaftliche Innovation. Der Test war nicht mehr als ein Trick, um Investoren anzulocken.“
Tatsächlich ist das ambitionierte Projekt inzwischen Geschichte. Die Homepage von TEB Technology ist schon nicht mehr zu erreichen und die Teststrecke wurde mittlerweile von der Stadt abgerissen.