2G, gibt’s das noch? Ja, gibt es. Zwar gilt die jüngste Mobilfunkgeneration 5G in der Industrie als die Schlüsseltechnologie schlechthin. Denn nur sie macht die ultraschnelle Vernetzung von Maschinen möglich, ohne die eine Kommunikation in Echtzeit nicht funktionieren würde. Viel häufiger als man denkt ist jedoch 2G/GSM für Anwendungen im Bereich des Internet of Things und M2M (Machine to Machine) im Einsatz. Der Mobilfunkstandard, der fast schon nostalgische Gefühle weckt, wenn man an seine Entstehung in den 90er Jahren denkt, spielt in der modernen Industrie nach wie vor eine wichtige Rolle. Was ist der Grund dafür? Ganz einfach: seine Zuverlässigkeit.
2G bleibt in der Industrie unverzichtbar – noch
2G ist robust und funktioniert auch dort, wo neuere Technologien manchmal schwächeln – in abgelegenen Gebieten, in abgeschirmten Fabrikhallen oder unter widrigen Wetterbedingungen. Die Netzabdeckung ist nahezu flächendeckend und das Protokoll einfach. Gerade für ältere Maschinen und simple Anwendungen, bei denen nur geringe Datenmengen übertragen werden, reichte das bisher völlig aus. Hochmoderne Netze mit einer Bandbreite, die Videostreaming in Ultra-HD erlaubt, sind hier gar nicht notwendig.
Ein gutes Beispiel sind Notsysteme in Aufzügen und ähnliche Alarmtechnik. Schätzungsweise die Hälfte der installierten Geräte wird über das GSM-Netz betrieben und ist in den meisten Fällen weder 4G- noch 5G-fähig. Von der Abschaltung betroffen sind auch zehntausende Autos, die zwischen 1996 und 2016 gebaut wurden: Sie verfügen zwar über Notruf- und Telematik-Funktionen, aber nur auf Basis von 2G oder dem bereits abgeschalteten 3G. Eine sinnvolle und vor allem bezahlbare Aufrüstmöglichkeit auf neue Mobilfunkgenerationen fehlt derzeit. Nicht zu vergessen sind per Mobilfunk vernetzte Sensoren und Aktoren in Strom-, Wasser- und Gasnetzen. Aber auch Anzeigetafeln an der Straßenbahnhaltestelle oder Ultraschallgeräte im Krankenhaus funken nach wie vor mit 2G.
Ein notwendiger Umbruch für eine vernetzte Zukunft
Alle diese Geräte und Systeme nachzurüsten oder zu ersetzen, wird eine Mammutaufgabe sein, die hohe Investitionen und viel Arbeitszeit erfordert. Zu befürchten sind auch Lieferengpässe bei den für die Umrüstung benötigten Komponenten oder begrenzte personelle Ressourcen bei den Dienstleistern. Deshalb sollten sich Unternehmen nicht zu viel Zeit lassen, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die für sie passende Lösung zu finden. Aber selbst bei bester Vorbereitung wird sich die eine oder andere über GSM realisierte Datenverbindung erst nach der Abschaltung des 2G-Netzes bemerkbar machen – nämlich dann, wenn es zu Ausfällen kommt.
Der Übergang wird ein Kraftakt, keine Frage. Aber er ist auch ein notwendiger Schritt in eine Welt, in der sich IoT- und M2M-Anwendungen ungehindert entfalten können. Jetzt gilt es, die Weichen zu stellen: Raus aus 2G und rein in die neue, vernetzte Zukunft.