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Projektmanagement-Software Das Projekt ganzheitlich betrachten

Neubauprojekt der Südzucker-Stärkeanlage am Standort Zeitz

Bild: TBP Group, Thomas Hennerbichler
28.07.2016

Ob Zuckerfabrik oder Chemiepark, ob Ölraffinerie oder Kraftwerk: Anlagenbetreiber nehmen häufig die Dienste von Generalunternehmern in Anspruch, wenn es um Neu- oder Umbaumaßnahmen geht. Damit große Projekte gelingen, bedarf es einer passenden Softwarelösung, die alle Belange und Partner berücksichtigt.

Ein Generalunternehmer hat es nicht leicht: Er muss Millionen Daten und zig unterschiedliche Zulieferer-Dokumente sicher koordinieren können, ohne dass etwas verloren geht oder durcheinander gerät. Schließlich soll er alles zu einem optimal funktionierenden Ganzen fügen. Das stellt höchste Ansprüche an das Datenmanagement. Der Engineering-Dienstleister TBP Group erläutert seinen Lösungsweg mit Aucotec und datenbankbasiertem Projektieren.

Das Familienunternehmen TBP Group mit Sitz im österreichischen Linz ist so ein Generalunternehmer. Als Engineering-Dienstleister zunächst für die Papier- und Zellstoffindustrie ist TBP in seiner 65-jährigen Geschichte kontinuierlich gewachsen. Heute betreuen inzwischen mehr als 100 Mitarbeiter weltweit auch Großprojekte im Energiesektor oder der Stärke- und Zuckerindustrie. Dabei entwickeln und koordinieren die Generalisten das komplette Engineering einer Anlage. Dazu gehören Prozessplanung, Beschaffung, Anlagenplanung, Verrohrung, EMR-Technik und Automation sowie Berechnungen.

Für ein Neubauprojekt im Auftrag des größten Zuckerproduzenten Europas, der Südzucker AG, verantwortete TBP das gesamte Engineering. Es ging um die Erweiterung des Südzucker-Standorts Zeitz in Sachsen-Anhalt um eine Weizenstärke-Anlage. Dafür mussten die Daten von mehr als zehn verschiedenen Lieferanten in die Gesamtanlage integriert werden. „Das war eine echte Herausforderung, doch am Ende war sie trotz der großen Datenmengen erstaunlich einfach lösbar“, erzählt Thomas Hennerbichler, Projektingenieur EMR und Automation bei TBP. Dazu wurden Listen mit einheitlichem Datenaustauschformat definiert, die dank intelligenter Importfähigkeiten des Engineering-Systems einfach in dessen zentrales Anlagenmodell integriert werden konnten.

Tracken für den Überblick

Das Unternehmen legt Wert darauf, stets mit modernsten Planungswerkzeugen die höchstmögliche Effizienz ihrer Prozesse zu erreichen. Daher wurden die Ingenieure gleich hellhörig, als Südzucker für das Engineering der Stärkenlage die datenbankbasierte Plattform Engineering Base (EB) von Aucotec als Planungs- und Dokumentationssystem empfahl. Tatsächlich wurde das gesamte Projekt damit abgewickelt. „Wegen der großen Bandbreite der Software und der guten Erfahrungen verwenden wir das System inzwischen auch in anderen Projekten. Unsere Kundenanforderungen sind sehr unterschiedlich, dafür sind EBs variable Einsatzmöglichkeiten ideal“, so Hennerbichler.

In mehreren Workshops erarbeiteten Aucotec, Südzucker und TBP zunächst gemeinsam das Customizing. Dabei wurde die EB-Datenbank mit den relevanten, branchenspezifischen und auch unternehmenseigenen Anforderungen und Vorlagen gefüllt. Die Kooperation von Software-Entwicklern und Praxis-Profis brachte aber noch mehr: „Die enge Zusammenarbeit führte auch dazu, dass wir mit Aucotec ganz neue, in der prozesstechnischen Planung sehr hilfreiche Programmkomponenten für EB erarbeitet haben“, berichtet Engineering-Experte Hennerbichler. Eine wichtige Funktionalität, die aus der Kooperation hervorging, ist das sogenannte „erweiterte Datentracking“, das jederzeit den Überblick über Änderungen erlaubt und ein gezieltes Abarbeiten nur der wirklich für den jeweiligen Anwender relevanten Änderungen möglich macht.

In der Entwicklungsphase einer Anlage, aber auch beim Um- und Ausbau, müssen zwischen den Gewerken und mit den Lieferanten ständig Daten ausgetauscht werden. Je größer das Projekt, desto höher die Zeitaufwände für Abstimmungen und Korrekturen bei Übertragungsfehlern oder übersehenen Änderungen. Die gemeinschaftlich entwickelte, individuell konfigurierbare Änderungsverfolgung reduziert die Datenflut erheblich und spart die Zeit, die solche Fehler kosten, bei gleichzeitig verbesserter Datenqualität.

Dazu lassen sich, um Datenstände genau protokollieren und Änderungen sicher vergleichen zu können, in der Baumdarstellung sogenannte Tracking Points direkt an den Objekten setzen, die überprüft werden sollen. Ob und wann was geändert wurde, ist damit attributgenau nachvollziehbar – zur internen Kontrolle ebenso wie bei der Einbindung von Sublieferanten. Für die verbesserte Kooperation mit Externen werden die Tracking Points empfängerbezogen gesetzt. Daraus macht EB eine Liste der zu ändernden Objekte, die dem entsprechenden Zulieferer zugeordnet wird.

Damit sieht der Auftraggeber jederzeit, welcher Lieferant wann welche Version erhalten hat. Und der Zulieferer erhält nur die Daten, die für ihn relevant sind. Das reduziert auch beim Lieferanten Aufwand, Fehlerquellen und Kosten erheblich. Darüber hinaus speichert das System beim Import von XLS-Daten mit seinem Smart-Excel-Tool automatisch die Statusinformationen und ordnet Objekten und Attributen eine Versionsnummer zu. Der Import sehr großer Datenmengen lässt sich in überschaubaren Stufen abarbeiten. Dazu gibt der Anwender gezielt an, welche Datensätze er übernehmen möchte; beim nächsten Lauf blendet das Änderungsmanagement die schon übernommenen Daten aus. „Wir sehen diese selbst definierbaren Änderungsprotokolle für den übersichtlichen Datenaustausch als besonderen Vorteil an“, sagt Thomas Hennerbichler.

Schlaue Rohre

Eine andere EB-Funktion, die gemeinschaftlich entstand, ist die intelligente Strukturierung und Segmentierung von Rohrleitungen. Damit lässt sich jede Leitungsdarstellung mit Informationen zu Flussrichtung, Medien, Temperatur und Drücken ergänzen. Die automatisierte Zielverfolgung zeigt sowohl Anfang und Ende der Rohrleitung als auch die Topologie aller Untersegmente mit sämtlichen angeschlossenen Komponenten wie Ventilen, Pumpen, Klappen oder Flanschen.

Aus der Fließrichtung ergibt sich die Reihenfolge der Geräte, die für Leitungsbauer und die 3D-Anbindung wichtig ist. Die Topologie-Informationen bilden die Basis für die spätere isometrische Darstellung, die aus einem R&I nie vollständig ableitbar wäre. Jedes Teilsegment einer Rohrleitung weiß, zu welcher Hauptleitung es gehört, welche Geräte Anfang und Ende markieren und welche Untersegmente noch dazugehören. Zusätzlich zeigt EB automatisch die normgerechte Darstellung der Verbindungstypen für die Rohrleitungen an, die in der Regel durch das Medium mitbestimmt wird.

„Mit EB haben wir unser Ziel erreicht, eine wirklich durchgängige Dokumentation für die Weizenstärkeanlage in Zeitz zu erhalten“, berichtet Thomas Hennerbichler. Alle Disziplinen haben ihre Daten auf einer gemeinsamen Basis aufgebaut und weiterbearbeitet, vom Blockfließbild bzw. P&ID bis zu den Aufbau- und Stromlaufplänen, also der kompletten EMR-Technik, auch über rein alphanumerisches Arbeiten in Listen. Diese Durchgängigkeit habe besonders das EMR-Engineering bei TBP enorm beschleunigt.

Die bereits in der Customizingphase vordefinierten, standardisierten Messstellen und Verbraucher mussten nur noch aus der Datenbank übernommen werden. Da sie dort zentral liegen, brauchen Änderungen nur einmal eingegeben zu werden. „Das ist ein erheblicher Vorteil, der die Projektlaufzeit deutlich reduziert“, sagt der Engineering-Experte und ergänzt: „Besonders einfach war aber auch das Generieren von Stücklisten aus dem EB-Explorer und die Erstellung von Aufbauplänen für die Weitergabe an die Schaltschrankfertigung.

Alles in einem Tool, ohne Schnittstellen und sonstige Datenübergänge. “Die Durchgängigkeit, die das zentrale Datenmodell über den gesamten Lebenszyklus einer Anlage schafft, ist dem Generalunternehmer TBP besonders wichtig: „Für die Betrachtung der Gesamtplanung braucht man einfach ein System mit einer so großen Bandbreite, wie EB sie hat.“, so das Fazit von Thomas Hennerbichler.

Bildergalerie

  • Aufbauplan und Stückliste mit Datatracking

    Aufbauplan und Stückliste mit Datatracking

    Bild: Thomas Hennerbichler

  • R&I-Schema, Stromlaufplan und Schaltschrank-Aufbauplan – alles in einem System.

    R&I-Schema, Stromlaufplan und Schaltschrank-Aufbauplan – alles in einem System.

    Bild: Hennerbichler Thomas

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