Manchmal reicht schon ein kleines Bauteil aus, um die Markteinführung von Geräten zu verhindern. „An einer nicht zertifizierten Lötfahne wäre es bei einem unserer Kunden fast einmal gescheitert“, erinnert sich Joachim Ihrke. Der 48-Jährige ist Director von Intertek Deutschland. Er kümmert sich bei dem Service- und Zertifizierungsdienstleister um das operative Geschäft und die Unternehmensentwicklung. Elektronik in den Geschäftsbereichen Electrical und Transportation zu entwickeln ist an sich schon kein einfacher Prozess. Nur die Produktidee umzusetzen reicht allerdings bei weitem nicht aus. Oft wird übersehen, wie entscheidend und zeitraubend die anschließende Test- und Zertifizierungphase zum Marktzugang ist. Gesetzliche Vorgaben müssen erfüllt und die bestehenden Standards eingehalten werden. Besonders schwierig gestaltet sich das, wenn das Produkt international oder sogar direkt global vertrieben werden soll. Widmen Ingenieure diesem Teil des Designprozesses zu wenig Aufmerksamkeit, ergeben sich daraus oft schwerwiegende Konsequenzen. Die Kosten für die Entwicklung steigen und es kann zu erheblichen Verzögerungen bei der Markteinführung kommen.
Umgehen lassen sich diese Probleme, indem sich Unternehmen bereits frühzeitig an einen Servicedienstleister wie Intertek wenden. „Kunden brauchen nicht mehr nur einen Test- und Zertifizierungsanbieter, sondern einen Partner, der dafür sorgt, dass die Markteinführung des Produkts sicher funktioniert. Kurz: Unsere Kunden und Partner müssen und wollen sicher zum Ziel!“, sagt Ihrke. Intertek versteht sich als ATIC-Dienstleister, kurz für Assurance, Testing, Inspection und Certification. Für Ihrke steht dabei Assurance im Mittelpunkt. „Assurance bedeutet für uns die Absicherung des Produkt-Entwicklungsprozesses zum sicheren Marktzugang. Damit meinen wir die frühzeitige Einführung von Absicherungsmechanismen, die Risiken in der Entwicklung erkennen und beseitigen und dadurch eine problemlose Markteinführung ermöglichen“, sagt er.
Solche Risiken entstehen zum Beispiel, wenn an die nötige Zertifizierung erst am Ende des Designprozesses gedacht wird. Entspricht das Produkt dann nicht den gesetzlichen Vorgaben oder erfüllt etwa die EMV-Anforderungen nicht, treibt das die Kosten und die Entwicklungszeit deutlich in die Höhe. Kurz: Das Projekt-Risiko steigt deutlich. Die Möglichkeiten, ein fertiges Gerät oder Bauteil anzupassen, sind sehr begrenzt. Oft müssen einzelne Komponenten durch deutlich teurere ersetzt werden oder es ist ein zeitaufwendiges Redesign nötig. Um das zu verhindern, recherchiert Intertek auf Wunsch des Kunden bereits zu Beginn der Entwicklung alle Regularien und Standards, die das Produkt erfüllen muss. Ein anschließendes Training zeigt dem Kunden, wie genau diese in dem vorliegenden Fall zu interpretieren sind. Weitere Hilfestellungen erhält er dann in einem Design-Review. Experten von Intertek besprechen dazu vor Ort die Projektidee, zeigen Risiken auf, die aus den Anforderungen resultieren und geben Hinweise, welche kritischen Punkt besonders zu beachten sind. Falls gewünscht, begleitet Intertek außerdem den weiteren Entwicklungsprozess und überprüft regelmäßig, ob die Designideen die Vorgaben des Gesetzgebers und der Standards erfüllen. Firmen erhalten somit während der gesamten Entwicklung einen Überblick, wie es um das Projekt steht. Das sichert den Weg zum Ziel ab. Im Wesentlichen geht es in dieser Phase immer um Termine und Kosten.
Bei vielen Produkten spielen über die Elektronik hinausgehende Vorgaben eine Rolle. In der Medizin- und der Lebensmitteltechnik sind zum Beispiel bestimmte Richtlinien hinsichtlich der verwendeten Materialien zu beachten. Intertek bietet Kunden hier den Vorteil, dass es nicht nur einen Unternehmensteil für Elektronik, sondern auch für andere Branchen besitzt, etwa für die Chemie oder den Maschinenbau. Gehen die Anforderungen über die Elektronik hinaus, können unkompliziert zusätzliche Experten herangezogen werden. „Auch für andere Themen haben wir Fachexperten im Unternehmen, weshalb der Kunde keine weiteren Geschäftspartner aufsuchen muss. Wir verstehen uns hier gerne als Marktzugangs-Google“, sagt Ihrke.
Eine frühe Einbeziehung von Intertek verhindert allerdings nicht nur böse Überraschungen am Ende der Designphase, sondern reduziert außerdem stark die für die Zertifizierung notwendige Zeit. Schließlich entfällt damit fast gänzlich die zeitaufwendige Test- und Zertifizierungsphase nach dem Ende der Entwicklung. „Vor allem bei komplexen Produkten können die Durchlaufzeiten durchaus halbiert werden“, sagt Ihrke. Firmen können die Einsparung entweder nutzen, um das Produkt weiter zu verbessern oder um es früher auf den Markt zu bringen. Gerade Letzteres wird immer wichtiger, da in vielen Bereichen der Elektronikindustrie der Termindruck stark angestiegen ist und sich die Lebenszykluszeiten der Bauteile verkürzen. Besonders interessant ist eine schnellere Markteinführung bei sehr innovativen Geräten oder Bauteilen. Sie sollen möglichst lange ohne Konkurrenzprodukte auf dem Markt sein. Je früher sie erscheinen, desto länger besteht ihr Alleinstellungsmerkmal.
Auch bei komplexen Produkten, bei denen Erweiterungen oder zusätzliche Funktionen zu einem späteren Zeitpunkt geplant sind, lohnt es sich, Intertek frühzeitig einzubeziehen. Diese Modifikationen sollten bereits am Anfang der Entwicklung eingeplant werden. Schließlich müssen sie oftmals zusätzliche Richtlinien und Vorgaben erfüllen. Dadurch sparen sich Unternehmen umständliche und langwierige Redesigns, wenn die weiterführenden Funktionen nicht von der ursprünglichen Zertifizierung abgedeckt sind. Ein gutes Beispiel dafür ist Software. Greift sie in das Produkt ein, kommt es also zu einer Wechselwirkung von Software und dem Produkt, ist das auch bei der Zertifizierung zu berücksichtigen. Bei vielen Geräten und Bauteilen werden zusätzliche Funktionen über Software bereitgestellt. Sind solche geplant, sollten die Ingenieure das wenn irgend möglich bereits in das grundlegende Design einbeziehen. Das Stichwort lautet hier funktionale Sicherheit.
Andere oder weitere Vorgaben und Richtlinien müssen oft auch bei der Einführung von Produkten in neue Märkte beachtet werden. Die gesetzlichen Regeln und die Standards unterscheiden sich teilweise ganz erheblich zwischen verschiedenen Ländern und Regionen. Manchmal fallen Geräte dort auch in andere Produktkategorien. Was zum Beispiel in Europa noch als Haushaltsgerät gilt, kann in Amerika als Spielzeug bewertet werden. Deshalb sollten sich Firmen bereits vor der geplanten Markteinführung einen Überblick über die geltenden Bestimmungen verschaffen. Im schlimmsten Fall drohen Behinderungen beim Import, Rückrufe oder es entstehen Schadensansprüche der Endkunden.
Aufgrund seines sehr weiten Niederlassungsnetzes von über 1.000 Standorten in mehr als 100 Nationen verfügt Intertek über Experten in allen relevanten Ländern und Regionen. Welche Regularien in einem Markt gelten, wissen die Mitarbeiter vor Ort aus erster Hand. Bei schwierigen Fällen können sie außerdem ihren guten Draht zu den dortigen Behörden und Gremien nutzen. Sehr wichtig ist dabei die Sprache. „Als großer Vorteil unserer vielen lokalen Standorte zeigt sich immer wieder, dass wir Fragen in der Landessprache klären können“, erzählt Ihrke.
Den globalen Marktzugang lokal meistern
Wie schwierig der globale Marktzugang oft ist, zeigt die angesprochene Lötfahne. Sie war in einem Haushaltsgerät von Philips verbaut. Dieses in Europa erfolgreiche Produkt sollte in nur vier Monaten auch im US-Markt erscheinen. „Wir haben das Gerät aufgeschraubt und uns zwei Tage mit dem Kunden zusammengesetzt, um die größten Risiken zu identifizieren. Manchmal geht es dann um kleine Cent-Artikel wie eine Lötfahne“, erinnert sich Ihrke. Diese musste nach den amerikanischen Anforderungen gesondert zugelassen werden. Das lehnte der Hersteller der Lötfahne ab. „Da sind wir sehr kreativ geworden und haben bei einer begrenzten Produktcharge zunächst eine etwas teurere Lötfahne verwendet, während die Zertifizierung der ursprünglichen parallel lief. Sobald diese abgeschlossen war, konnte der Kunde dann in der nächsten Charge die ursprüngliche Lötfahne verwenden“, erzählt Ihrke. „Den anspruchsvollen Zieltermin unseres Kunden konnten wir halten.“ Das bestätigt auch Josef Veratschnig, Safety and Compliance Manager bei Philips: „Die fristgerechte Einführung des Produkts war nur möglich durch die aktive Unterstützung und die starke Problemlösequalitäten von Intertek.“
Auch wenn Produkte international oder global vertrieben werden sollen, ist es sinnvoll, das bereits in der Designphase zu berücksichtigen. Auch hier hilft die Expertise von Intertek, eine möglichst passende Lösung zu finden. Oft lässt sich dadurch die Produktion unterschiedlicher Versionen für verschiedene Länder vermeiden; oder zumindest fallen die Unterschiede der Varianten deutlich geringer aus. Das erleichtert die Produktion, reduziert Fehlerquellen, senkt die Kosten und vermindert den Zeitaufwand für die Entwicklung.
Am Ende ist ein sicherer Marktzugang auch die Absicherung gegen eines der größten Risiken, nämlich den Produktrückruf und dadurch eine wesentliche Absicherung der Marke.