Jahresrückblick Erneuerbare bei Europas Stromversorgung vorn

Strom aus Sonne und Wind: Die Produktion aus erneuerbaren Energien legte im Jahresvergleich 2014/2015 nur noch leicht von von 899 auf 922 Terrawattstunden zu.

Bild: juwi
11.04.2016

Im vergangenen Jahr dominierten erneuerbare Energien den EU-Strommix. Dies zeigt ein Rückblick der Agora Energiewende auf Basis aktueller und offzieller Zahlen.

Erneuerbare Energien hatten im vergangenen Jahr unter allen Energieträgern den größten Anteil an der Stromversorgung in der Europäischen Union. Mit 29 Prozent lagen sie vor Atomstrom (27 Prozent) und Kohlestrom (26 Prozent). Nachdem die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien von 2010 bis 2013 stark gewachsen war, legten sie im Jahresvergleich 2014/2015 nur noch leicht zu – von 899 auf 922 Terrawattstunden (TWh). In gleichem Maße wuchs die klimaschädliche Verstromung von Kohle an, die damit wieder das Niveau von 2010 erreichte. Infolgedessen stiegen die Kohlendioxidemissionen des Stromsystems der Europäischen Union um zwei Prozent an. Das geht aus einem Rückblick über das europäische Stromjahr 2015 hervor, den das unabhängige Denk-und Politiklabor Agora Energiewende auf Basis aktueller offizieller Zahlen vorgelegt hat.

Der Anstieg bei den erneuerbaren Energien geht insbesondere auf den Ausbau der Windenergie zurück. Sie legte um 50 auf 307 TWh zu. Da im Vergleich zu 2014 die Niederschläge ungünstiger ausfielen, sank die Stromproduktion von Wasserkraftwerken um 36 TWh. Insgesamt steuerten die erneuerbaren Energien 923 TWh zur Stromproduktion in der EU bei, seit 2010 ist ihr Beitrag damit um rund 50 Prozent gewachsen. Die Länder mit dem größten Anteil erneuerbarer Energien sind Deutschland mit 193 TWh, Italien (109 TWh), Spanien (99 TWh), Schweden (97 TWh) und Frankreich (90 TWh).

Dominierend bei der Kohleverstromung waren Deutschland mit 158 TWh Braunkohle und 118 TWh Steinkohle, Polen (54 TWh Braunkohle, 79 TWh Steinkohle) und Großbritannien (95 TWh Steinkohle). Die Kohleverstromung hat sich seit 2010 strukturell und größenordnungsmäßig nicht wesentlich verändert, nach leichten zwischenzeitlichen Variationen beläuft sie sich im Jahr 2015 auf 833 TWh. Im Gegensatz dazu sank die Stromerzeugung aus Gas seit 2010 von 786 auf 485 TWh. Hierin spiegeln sich die Auswirkungen sowohl niedriger Beschaffungskosten für Kohle als auch niedriger Preise für CO2-Zertifkate wider. Diese haben gemeinsam dazu geführt, dass die Grenzkosten der Kohleverstromung durchweg unter den Grenzkosten der Gasverstromung lagen. Wäre die Kohleverstromung in dem Maße wie die Gasverstromung zurückgegangen und die Gasverstromung konstant geblieben, so würde der europäische Stromsektor heute etwa 100 Millionen Tonnen CO2 weniger ausstoßen. „Kohle verdrängt Gas auf dem europäischen Strommarkt. Angesichts der Klimaschädlichkeit von Kohle müsste es genau anders herum sein“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Gäbe es einen CO2-Preis von etwa 30 Euro pro Tonne CO2, statt der aktuellen fünf Euro, so kämen die klimafreundlicheren Gaskraftwerke wieder zum Zuge.“

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