Ove Petersen ist mit diesem Beitrag im als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik
In Nordfriesland entsteht gerade mit eFarm Deutschlands größtes Wasserstoff-Mobilitätsprojekt mit einer breiten Einbindung regionaler Akteure: Aus überschüssigem Windstrom werden insgesamt fünf Elektrolyseure Wasserstoff produzieren, der dann an zwei Tankstellen dem öffentlichen und privaten Nahverkehr zur Verfügung steht. Zum Projekt gehören auch zwei Wasserstoffbusse für den Einsatz im ÖPNV. Die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme wird über ein Wärmenetz verteilt. Laut Ove Petersen vom Projektinitiator und -entwickler GP Joule schafft das eine breite Akzeptanz für erneuerbare Energien, da überschüssiger Strom nicht mehr abgeriegelt oder mit Überlandleitungen abtransportiert wird. Die regionale Stromnutzung sorgt stattdessen vor Ort für Wertschöpfung. Petersen ist sich sicher: „Will man ernsthaft die internationalen Klimaziele erreichen, reicht es nicht zu warten, bis fossile und atomare Energien abgeschaltet sind und das Netz für die Erneuerbaren freigemacht haben. Wir müssen stattdessen jetzt alle Energiesektoren miteinander verbinden und die kapazitiven Synergien der Netze und Speicher heben.“
Für GP Joule spielt hier die Erzeugung von Wasserstoff mit Elektrolyseuren eine wesentliche Rolle. Dazu wurde unter anderem in das Tochterunternehmen H-Tec Systems, das solche Anlagen baut, investiert. Nach der Einschätzung des Mitgründers und Geschäftsführers von GP Joule setzt man hier auf eine Zukunftstechnologie: „Neben den netzdienlichen Effekten der Elektrolyse ergeben sich damit neue, nachhaltige Markt- und Geschäftsmodelle für Solar- und Windparks, die zukünftig wohl ohne einen festen Einspeisetarif kalkulieren müssen.“ Auch die vielen Erzeugungsanlagen, deren EEG-Vergütung ausläuft, profitierten davon.
Breite Aufstellung als Alleinstellungsmerkmal
Mit Fortschreiten der Energiewende hat sich auch das Geschäftsmodell des Unternehmens verändert. Dieses steht inzwischen im Wesentlichen auf zwei Säulen: Zum einen auf der Projektierung von Solar-, Wind-, Wärme- und Wasserstoffprojekten. Zum anderen auf Dienstleistungen rund um Bau und Betriebsführung. Auch die Konzeption und Umsetzung intelligenter integrierter Mobilitätskonzepte gehört hier dazu. Für Petersen ist diese breite Aufstellung ein Alleinstellungsmerkmal. Um diese Position zu festigen und weiter auszubauen, hat man sich mit strategischen Partnern wie Enertrag, Minol und MAN verbündet. „Wir planen, sowohl organisch als auch extern, weiter zu expandieren“, sagt der Agraringenieur, der GP Joule 2009 gemeinsam mit seinem Studienkollegen Heinrich Gärtner gegründet hat. Dabei reichen die Aktivitäten weit über Deutschland hinaus. Ausländische Zielmärkte liegen in Westeuropa und Nordamerika, wo es nicht nur einen hohen Pro-Kopf-Energieverbrauch gibt, sondern wo auch weiterhin starke Wachstumstendenzen sowie stabile politische Bedingungen herrschen.
Petersen sieht den Erfolgsfaktor des Unternehmens in seinen Wurzeln, nämlich der Landwirtschaft. „Die Gedanken an eine dauerhafte Perspektive und lebenswerte Zukunft für unsere Kinder wurden uns quasi in die Wiege gelegt“, sagt der gelernte Landwirt. Gleichzeitig sei man schon immer der Meinung gewesen, dass der Einsatz der Erneuerbaren – und damit die nachhaltige Nutzung der Natur – keine lästige Notwendigkeit, sondern im Gegenteil eine längst überfällige Innovation sei. „Das strahlen wir auch aus“, sagt der Energieexperte, „ob im fairen Umgang miteinander oder in der ehrlichen Arbeit und der hohen Fachkompetenz“.
Bei der Umsetzung der Energiewende wählt Petersen einen pragmatischen Ansatz. So sei der Ausbau der erneuerbaren Energien und der dazu nötigen Infrastruktur nicht ohne Eingriff in die Natur machbar. „Warum einen Vogel über die Maßen schützen, wenn er andererseits ohne Systemwechsel nachweislich die Erderwärmung um 2,5 Grad nicht überleben wird“, lautet seine durchaus berechtigte Frage.