Circular Economy Act als wichtiges Zeichen „Europa braucht einen Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe“

Ein Lösungsansatz, um den Sekundärrohstoffmarkt in Europa zu stärken, könnte eine produktspezifische Rezyklat-Einsatzquote sein. Der Circular Economy Act soll laut Plänen von der Leyens in der kommenden Legislatur veröffentlicht werden.

Bild: DALL·E / publish-industry
26.08.2024

Es ist an der Zeit, Kreislaufwirtschaft europäisch zu denken und umzusetzen. Der Maschinen- und Anlagenbau unterstützt den von der Kommission angekündigten Circular Economy Act. Denn Kreislaufwirtschaft darf sich nicht im regulatorischen Klein-Klein verlieren und das kann nur unter bestimmten Bedingungen gelingen.

Europa will klimaneutral werden, dazu muss die Kreislaufwirtschaft in alle Produktionsprozesse Einzug halten. Das ist einerseits ein wahrer Stresstest für alle Beteiligten, andererseits bieten zirkuläre Prozesse enorme Potenziale auch für den mittelständischen Maschinen- und Anlagenbau. Der von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigte Circular Economy Act ist ein wichtiges Zeichen, allerdings kann die Kreislaufwirtschaft nur gelingen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Ganz wesentlich hierfür: Es braucht einen europäischen Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe. Das heißt: Innerhalb der EU müssen Sekundärmaterialien zu wettbewerbsfähigen Preisen gehandelt und eingesetzt werden können. Dazu benötigt es auch Qualitätskriterien und Standards für Sekundärrohstoffe und deren Wiederverwendung. „Aufgrund volatiler Preise ist der Markt heute stark unter Druck und gerade Sekundärkunststoffe sind häufig teurer und damit wirtschaftlich nicht attraktiv“, sagt Dr. Sarah Brückner, Leiterin der VDMA Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit. „Sowohl das Verhältnis von Menge und Qualität als auch das Preisgefüge stimmen heute einfach nicht, und hier kann die EU mit konkreten Maßnahmen positive Akzente setzen“, sagt Dr. Brückner.

Flickenteppich in der Kreislaufwirtschaft vermeiden

Ein Lösungsansatz, um den Sekundärrohstoffmarkt in Europa zu stärken, könnte eine produktspezifische Rezyklat-Einsatzquote sein. Das heißt, für bestimmte Produkte sollte eine Mindestmenge an Sekundärrohstoffen wieder eingesetzt werden. Damit könnte der Markt neu ausgerichtet und die preisliche Schieflage zwischen Rezyklaten und Neuware besser ausgeglichen werden. Wichtig ist allerdings, dass diese Quoten-Regelung und die Marktüberwachung europaweit gelten und zügig umgesetzt werden. Weitere Voraussetzung ist, dass die Umsetzung bürokratiearm und ohne erhebliche negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit, erfolgt.

Der Circular Economy Act soll laut Plänen von der Leyens in der kommenden Legislatur veröffentlicht werden. Der VDMA hat dazu klare Vorstellungen: „Wir erhoffen uns, mit Hilfe des Circular Economy Act einen Flickenteppich in der Kreislaufwirtschaft zu vermieden. Denn derzeit ist die Lage in Europa mit Blick auf nationale Abfallvorgaben, Stoffpolitik oder Maßnahmen zur zirkulären Produktpolitik eher chaotisch“, sagt Dr. Brückner. Nationale Maßnahmen, wie der kürzlich in Deutschland veröffentliche Entwurf einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) müssen in den europäischen Rahmen passen, nur so führen sie langfristig zum Erfolg, betont die VDMA-Expertin.

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  • Dr. Sarah Brückner, Leiterin Abteilung Umwelt & Nachhaltigkeit im VDMA

    Dr. Sarah Brückner, Leiterin Abteilung Umwelt & Nachhaltigkeit im VDMA

    Bild: Uwe Nölke

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