Verkehrsbetreiber setzen trotzdem auf Wasserstoff Herausforderung Wasserstoff: Den ÖPNV trotz Netzengpässen dekarbonisieren

Die Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs auf Wasserstoff als emissionsfreien Kraftstoff schreitet voran – doch eine neue Studie zeigt erhebliche Herausforderungen.

Bild: iStock, Scharfsinn86
20.02.2025

Eine neue Studie zeigt: Fast 90 Prozent der Entscheidungsträger im deutschen ÖPNV sorgen sich um die Netzanbindung für Wasserstoff- und Elektroflotten. Gleichzeitig investieren bereits 77 Prozent der Befragten in Wasserstofffahrzeuge oder planen dies innerhalb von zwei Jahren – trotz fehlender Infrastruktur. Besonders die dezentrale Wasserstoffproduktion könnte helfen, Engpässe zu überbrücken und den Markthochlauf zu beschleunigen. Doch wie können Verkehrsunternehmen langfristig eine stabile Versorgung sicherstellen?

Angesichts der Umstellung des öffentlichen Verkehrs auf umweltfreundlichere Kraftstoffe sind laut einer neuen Studie fast 90 Prozent der Entscheidungsträger besorgt über die Fähigkeit ihres Stromnetzes, aktuelle und zukünftige elektrische oder wasserstoffbetriebene Flotten zu unterstützen.

Wasserstoff im ÖPNV: Netzkapazitäten als größtes Hindernis

Im Auftrag von IMI wurden 300 Experten für den öffentlichen Verkehr in wichtigen europäischen Märkten zur Einführung von Wasserstoff in der Industrie befragt. Mit der Unterzeichnung von 3 Milliarde Euro an staatlichen Beihilfen durch die Europäische Kommission für den Bau des landesweiten Wasserstoffkernnetzes (HCN), liefert die Forschung von IMI Einblicke in einen Sektor, der weniger energieintensiv ist, aber dennoch von entscheidender Bedeutung für die laufenden Dekarbonisierungsbemühungen Deutschlands sein wird.

Deutschland wurde zusammen mit Italien und dem Vereinigten Königreich in die Forschung einbezogen, weil diese Länder bereits Pläne zur Verringerung der Emissionen im öffentlichen Verkehr als Teil ihrer breiteren sektoralen Strategien zur Erreichung der Netto-Nullgrenze festgelegt haben.

Obwohl alle befragten Länder sich über die Netzanbindung Sorgen machten, gaben 77 Prozent der deutschen Befragten an, bereits in Wasserstofffahrzeuge und Tankstellen investiert zu haben oder dies in den nächsten zwei Jahren zu planen. Dies ist trotz der Tatsache, dass nur 27 Prozent der befragten Bundesbürger bestätigten, dass sie Zugang zu einer dauerhaften Wasserstoff-Infrastruktur hatten, was ein klares Problem im Rollout des Elements als lebensfähiger Kraftstoff für den öffentlichen Verkehr in Deutschland zeigt.

„Unter den schwer einzudämmenden deutschen Branchen ist der öffentliche Verkehr gut positioniert, um von der Umstellung auf Wasserstoff zu profitieren“, sagte Dr. Cornelia Neumann, Sales and Business Development Manager für Hydrogen bei IMI. Allerdings gibt es nur wenige öffentlich zugängliche Forschungsergebnisse, die die Meinungen der in diesem Sektor Beteiligten einholen. „Hier wollten wir Abhilfe schaffen. Dies gilt insbesondere für den öffentlichen Verkehrssektor, der weniger Strom benötigt als energieintensive Industrien und weniger wahrscheinlich von groß angelegten Dekarbonisierungsprojekten wie dem HCN profitieren wird.“

Deutschen Befragten sind nicht zuversichtlich

„Unsere Ergebnisse unterstreichen das Vertrauen des Sektors in Wasserstofffahrzeuge und den Ausbau der zugehörigen Infrastruktur, trotz Bedenken hinsichtlich der Netzanschlüsse. Da viele Akteure noch keinen Zugang zu Betankungstechnologie haben, könnte die Erzeugung vor Ort durch dezentrale Elektrolyse helfen, die Lücke zwischen Produktion und Endverbrauchern zu schließen und gleichzeitig den Transportnetzen zu ermöglichen, Fahrzeuge ohne Tankstellen zu testen.“

Die Untersuchung zeigt weiterhin einen deutlichen Unterschied zwischen deutschen und britischen und italienischen Interessengruppen hinsichtlich der Zuversicht der Befragten bei der Sicherung sauberer Elektrizität für ihre Flotten. Konkret gaben 35 Prozent der deutschen Befragten an, dass sie nicht zuversichtlich seien, dazu in der Lage zu sein, verglichen mit 12 Prozent beziehungsweise 8 Prozent in Italien und im Vereinigten Königreich.

„Die Kapitalrendite war schon immer wichtig für jedes Unternehmen, und dabei werden neben langjährigen finanziellen Prioritäten auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt“, so Frau Neumann. „Besonders in einem öffentlichen Sektor, der staatliche Mittel erhält, müssen Verkehrsakteure nachweisen, wie sie im Einklang mit den Netto-Null-Zielen dekarbonisieren. Dies stellt eine schwierige Situation in einem Sektor dar, in dem es möglicherweise an internem Fachwissen zu umweltfreundlicheren Energiequellen mangelt und der mit langen Vorlaufzeiten für den Bau von Wasserstofftank- und Produktionsanlagen konfrontiert ist.“

Akzeptanz von Wasserstoff als Kraftstoffquelle

„Dieser Mangel an Vertrautheit zeigt sich in unserer Untersuchung, in der technisches Wissen von 81 Prozent der Befragten des Berichts als wichtiger Gesichtspunkt bei der Bestellung neuer Fahrzeuge genannt wurde. Dennoch bleibt die Möglichkeit offen, enger mit Entwicklern kleinerer Elektrolyseure zusammenzuarbeiten. Dies könnte das Risiko minimieren und es deutschen Transportmanagern ermöglichen, den Wert einer Wasserstoffflotte zu demonstrieren – ein wichtiger Vorteil, da Fahrzeuge bereits bestellt werden.“

Die Ergebnisse wurden in „The Road Ahead“ zusammengefasst, einem neuen Bericht der IMI, die die Rolle der Dezentralisierung bei der Erschließung von Wasserstoff als Kraftstoff im öffentlichen Verkehr untersucht. IMI geht darauf ein, wie Interessenträger des Sektors Wasserstoff sehen und welche Herausforderungen und Schritte für eine breitere Akzeptanz des Elements als Kraftstoffquelle für neue Flotten erforderlich sind. Der Bericht analysiert weiterhin die potenziellen Auswirkungen der Vor-Ort-Elektrolyseur-Technologie auf diese laufende Einführung, mit besonderem Schwerpunkt auf Europas marodem Stromnetz.

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