Die Energieeffizienz zu steigern, stellt die Industrie vor eine große Herausforderung, denn dieser Verbrauchssektor ist besonders energieintensiv. Steigende Energiekosten, neue gesetzliche und politische Vorgaben, Wettbewerbsdruck sowie wachsende CSR-Anforderungen (Corporate Social Responsibility) sind nur einige Faktoren, die den Druck in Richtung einer nachhaltigen Unternehmensführung erhöhen.
Firmen investieren zwar bereits in Energieeffizienz-Maßnahmen. Trotzdem liegen nach wie vor große Potenziale brach, obwohl sie wirtschaftlich attraktiv und technisch einfach zu erschließen sind. An den folgenden Beispielen von Energierückgewinnungs-Systemen wird deutlich, dass Investitionen für mehr Energieeffizienz sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch rentabel sind – und das, ohne die Unternehmensbilanz zu belasten.
Investitionsdilemma Energierückgewinnung
Laut einer Dena-Studie entfallen rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland auf Unternehmen aus der Industrie und dem produzierenden Gewerbe. Erhitzungs- und Kühlungsprozesse haben dabei mit nahezu 60 Prozent den größten Anteil am Endenergieverbrauch. Bei industriellen Produktionsprozessen, bei denen zum Beispiel hohe Abwärme-Potenziale bestehen, sind Verfahren zur Wärmerückgewinnung häufig wirtschaftlich und auch effizient umsetzbar. In der Praxis scheuen sich Unternehmen allerdings oft davor, in solche infrastrukturelle Maßnahmen zu investieren. Gründe dafür sind in erster Linie zu hohe Investitionskosten und zu lange Amortisationszeiten beziehungsweise ein zu kurzer Planungshorizont der Unternehmen. Effizienz-Maßnahmen, deren Amortisationszeiten über zwei Jahre betragen, werden überwiegend nicht umgesetzt, weil diese Maßnahmen trotz einer hohen Kapitalrendite von bis zu 50 Prozent aus Unternehmenssicht nicht attraktiv sind und in der Regel Maßnahmen in Produktionsprozesse bevorzugt werden. Dabei haben Effizienz-Maßnahmen, die die Infrastruktur einer industriellen Anlage betreffen, eine Langzeit-Wirkung, da die Einsparungen häufig über sehr viele Jahre wirksam sind. Investitionen in Energieeffizienz-Maßnahmen nur unter ROI-Gesichtspunkten zu bewerten, ist eine mögliche, aber unvollständige Betrachtungsweise. Sämtliche Investitionen in Infrastruktur-Projekte, wie den Bau von Autobahnen, würden damit zunichte gemacht, da sich solche Investitionen nie innerhalb von zwei Jahren amortisieren würden. Dennoch werden neue Autobahnen nicht in Frage gestellt, da hier die wirtschaftliche Folgen über Jahrzehnte betrachtet und auch weitere Aspekte einbezogen werden: zum Beispiel das Vorhalten einer modernen und zukunftsorientierten Infrastruktur.
Mit Energie-Rückgewinnungssystemen in der industriellen Produktion verhält es sich ganz ähnlich. Bei der Investitionsentscheidung dürfen nicht nur kurzfristige Gewinne, sondern muss auch der langfristige Nutzen zugrunde gelegt werden. In der Produktion bedingen Prozesse und Abläufe den Einsatz von Energie zum Erwärmen, Kühlen, Umformen et cetera. Dadurch entsteht überschüssige Energie. In Anlehnung an Abwärme könnte man hier durchaus von Abenergie sprechen, deren Potenziale regelmäßig ungenutzt bleiben und – mit zusätzlichem Energieeinsatz – an die Umgebung abgegeben werden müssen. Doch gerade hier schlummern enorme Möglichkeiten, Energie, Kosten und Emissionen einzusparen.
Rückgewinnungsverfahren ermöglichen es, die oben erwähnte Abenergie aus Medien und Stoffströmen zu recyceln und erneut zu nutzen. Querschnittstechniken wie Kälteanlagen, Pumpsysteme sowie Wärmeversorgungs-Systeme bieten dabei großes Potenzial für die Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen. Investiert man mit Rohren, Pumpen oder riesigen Behältern in industrielle Infrastrukturen, rentieren sich diese Maßnahmen über den gesamten Lebenszyklus einer Anlage hinweg. Selbst wenn die Anlagen nach vielen Jahren abgeschrieben und refinanziert sind, laufen die Einsparungen gekoppelt an die Produktion stetig weiter.
Ökonomische und ökologische Vorteile
Die Nutzung von Abenergie bietet in ökologischer wie auch in ökonomischer Hinsicht viele Vorteile. Ein entscheidender Faktor für Investitionen in Energieeffizienz ist, dass diese weder die Bilanz noch die Gewinn- und Verlustrechnung des eigenen Unternehmens belasten müssen. Bei infrastrukturellen Effizienz-Maßnahmen kann Off-Balance, also außerbilanziell, finanziert werden. Energiedienstleister, die Einsparpotenziale in Anlagen identifizieren und Effizienzmaßnahmen umsetzen, verfügen über entsprechende Geschäftsmodelle und können umfassend beraten und tätig werden.
Auch wenn Investitionen in Energierückgewinnungs-Systeme häufig kostenintensiv sind und längere Amortisationszeiträume haben: Es lohnt sich, Effizienzmaßnahmen in diesem Bereich zu analysieren und umzusetzen. Es handelt sich um bilanzneutrale Investitionen, die, auch wenn sie einen nur geringen positiven Cash-Effekt haben, unternehmerische Kennzahlen nicht verschlechtern. Im Gegenteil: Sie ermöglichen eine fortschrittliche Infrastruktur, die wirtschaftlich ist und wettbewerbsfähig macht. Zudem lassen sich CO2-Emissionen verringern, mit der Unternehmen ihre Umwelt- und Klimaschutzziele umsetzen können. Für viele Unternehmen ist Nachhaltigkeit auch strategisch gesehen ein wichtiger Faktor, da weniger CO2-Emissionen oder das Erreichen gesetzter Klimaschutzziele auch für Kunden und Investoren von zunehmender größerer Bedeutung sind. Dadurch, dass sehr große Energiemengen zurückgewonnen werden, ist die ökologische Bilanz mehr als positiv. Durch den verminderten Einsatz von Primärenergie wird damit indirekt ein Beitrag zur Steigerung des Anteils von Erneuerbaren Energien geleistet, ohne diese unmittelbar zu erzeugen.
Ergänzt man das Ganze noch mit einem entsprechenden Energie-Monitoring-System, das die Effektivität von Rückgewinnungs-Systemen kontrolliert und verbessert, sichert das die Effizienz nachhaltig ab.
Maßnahmen für mehr Effizienz
Bewährte Technik, ungenutzte Abenergie-Potenziale in Nutzenergie umzuwandeln, steht zur Verfügung. Um Energie zurückzugewinnen, kann man beispielsweise folgende Maßnahmen ergreifen: Wärmetauscher in Lüftungsanlagen einbauen, von Luft- auf Wasserkühlung umbauen, Wärmespeicher einsetzen und die Isolierung verbessern. Darüber hinaus muss man, um die Effizienz in Bestandsanlagen zu bewerten und Einsparpotenziale zu ermitteln, den energetischen Zustand der Anlagen sowie alle relevanten Daten des aktuellen Energieverbrauchs erfassen. Transparente Daten liefern eine fundierte Basis, um Energieverbräuche zu analysieren und nachhaltig zu optimieren. Mit einem umfassenden Energiemanagement lassen sich hohe Energieverbräuche von Produktionsanlagen schnell ausfindig machen. Indem Einsparpotenziale identifiziert werden, können die passenden Energieeffizienz-Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden. Eine langfristige Datenerfassung schafft dabei die Grundlage für mehr Energieeffizienz,
da Potenziale mit Energie-Monitoring-Systemen sichtbar
werden.
Transparenz durch Digitalisierung
Bei der Erschließung von Abenergie spielt auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle. In industriellen Anlagen kommunizieren verschiedene Komponenten, um Bedarfe, Fehler und Zustände zu melden. Sofern diese Daten online verfügbar sind, kann man Energiedaten einer Liegenschaft nahezu vollständig erfassen sowie in Echtzeit übertragen und analysieren. Intelligente Systeme zeigen Verbesserungspotenziale auf und geben Feedback zum Nutzerverhalten. Ein effizientes Energiemanagement erlaubt die Visualisierung beziehungsweise den detaillierten Überblick über Verbrauchsdaten und Betriebszustände. Die fortschreitende Digitalisierung und das Internet der Dinge bieten neben weniger Aufwand und reduzierten Kosten den großen Mehrwert von Daten-Transparenz, auf die immer mehr Kunden Wert legen.
Investitionen in Energieeffizienz lohnen sich also. Großes Potenzial steckt dabei in Effizienzmaßnahmen, die die Infrastruktur einer industriellen Anlage betreffen. Diese Investitionen sind zwar teuer, rechnen sich aber auf lange Sicht gesehen durch eine jahrelange Nutzungsdauer, moderne Anlagen, eine Cash-neutrale Bilanz sowie stark reduzierte CO2-Emissionen. Unternehmerisches Ziel sollte sein, Energieverbräuche langfristig und nachhaltig zu optimieren. Hierbei ist ein ganzheitlicher Ansatz entscheidend, der die spezielle Situation des Unternehmens und dessen Produktionsabläufe berücksichtigt. Energiedienstleister können dabei helfen, alle relevanten Systeme sowie Nutzungs- und Produktionsbedingungen zusammenhängend und damit wirtschaftlich zu betrachten.