Bis zum Jahr 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Um sie satt zu bekommen, braucht es zusätzliche 250 Millionen Tonnen Eiweiß pro Jahr – 50 Prozent mehr, als heute produziert wird. Gleichzeitig werden wichtige natürliche Ressourcen zunehmend knapp: So gelten heute bereits 30 Prozent der Fischbestände als überfischt. Zwei Drittel aller erzeugten Pflanzenproteine – und sogar 80 Prozent der Sojabohnenernte – werden zu Nutztierfutter verarbeitet.
Insekten als günstige Proteinliefernaten
Angesichts der immer knapper werdenden Ressourcen sind Insekten eine Alternative, Eiweiß nachhaltig zu erzeugen. Fliegenlarven oder Mehlwürmer sind einfach zu züchten und können mit organischen Abfällen gefüttert werden. Sie wandeln Futtermittel effizient in Eiweiß um und benötigen nur wenig Platz für die Aufzucht.
Deshalb haben Insekten in den letzten Jahren das Interesse von Start-ups und etablierten Unternehmen in der Lebensmittelindustrie geweckt. Protix wurde 2009 in Holland gegründet. Die Erfahrung von Protix deckt nicht nur den Zyklus der Zucht und Mast von Insekten ab ab, sondern umfasst auch die Trennung und Extraktion von Eiweiß und Fett aus den Insekten. Mit einer Pilotanlage verarbeitet Protix 1600 Tonnen Larven pro Jahr zu Produkten auf Insektenbasis.
Technik-Partnerschaft macht satt
Für die nächste Stufe braucht Protix einen Partner, der die Anforderungen von großen industriellen Verarbeitern versteht. Hier eignet sich Bühler mit seinen über 150 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von skalierbaren, hygienischen Anlagen für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln. Um die Synergien auszunutzen, haben Bühler und Protix jetzt Bühler Insect Technologies mit Sitz im chinesischen Lyang gegründet.
Das Gemeinschaftsunternehmen wird sich auf die Entwicklung von Lösungen konzentrieren, mit denen sich Insektenlarven in industriellem Maßstab züchten und verarbeiten lassen. Dabei deckt das Unternehmen die Wertschöpfungskette von der Aufzucht der Insekten bis zur Trennung und Extraktion von Eiweiß und Fetten ab.
Der Fokus liegt zunächst auf den Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Wegen ihrer Fähigkeit, organische Abfälle in hochwertiges Eiweiß umzuwandeln, wird diese Spezies auch die Königin der Abfallverwertung genannt. Zu einem späteren Zeitpunkt werden dann auch Lösungen für andere Arten wie etwa Mehlwürmer entwickelt.
Die Insektenproteine sollen primär für die Herstellung von nachhaltigem Nutztierfutter eingesetzt werden – etwa für die Aquakultur, dem weltweit am schnellsten wachsenden Zweig der Landwirtschaft. Der Markt für entsprechende Verarbeitungslösungen verfügt über ein gewaltiges Potenzial: Bis 2050 könnte der Anteil der Insekten an der weltweiten Eiweißproduktion bereits 15 Prozent betragen.