A&D:
Warum geht der Trend in der mobilen Automatisierung hin zur elektrischen Antriebstechnik?
Michael Feider:
Im ersten Moment steht da die deutlich höhere Effizienz von Elektroantrieben gegenüber den heute noch üblichen hydraulischen Antrieben, die mit einem deutlichen geringeren Wirkungsgrad aufwarten. Letztendlich geht es immer - egal ob Baumaschine oder Landmaschine - darum, Sprit zu sparen und Stichworte wie Low-Efficiency werden hoch gehandelt. Darüber hinaus gibt es prozesstechnische Vorteile, zum Beispiel die bessere Regelbarkeit von Elektroantrieben und in die bessere Dynamik. Positions-, Geschwindigkeits- oder Drehmomentregelungen lassen sich unabhängig voneinander realisieren, das ist mit Hydraulikantrieben eher schwierig.
Elektromotoren sind also flexibler einsetzbar?
Genau. Wir testen einen mobiltauglichen Antriebsregler, also den Teil, an dem die Motoren angeschlossen sind und der in der Industrietechnik in den Schaltschränken steckt. Bei den Feldversuchen ging es dabei wirklich um den Prozess und nicht darum, den Regler einfach mal im Regen zu bedienen. Aber der Regler ist IP69K-tauglich und wassergekühlt, so dass man ihn direkt an der Maschine und ohne Schaltschrank anbringen kann. Im Laufe des nächsten Jahres wollen wir ihn zur Serienreife bringen.
Welchen Wandel bringt das im Bereich der Steuerungstechnik mit sich?
Der Steuerungstechniker hat die Chance, den Umsatz zu erhöhen. Klassischerweise verkauft man eine Steuerung und der Kunde macht dann die Hydraulik dazu. Die bekommt er ja nicht beim Steuerungshersteller. Die Hydraulikhersteller sind heute noch nicht so weit, dass sie statt einen hydraulischen eins zu eins einen Elektroantrieb einsetzen können. Dafür gibt es Firmen wie uns. Aber es macht nicht Sinn, jede Hydraulikachse zu ersetzen. Wenn es nur darum geht, große Kräfte gleichförmig zu übertragen, hat die Hydraulik ihren absoluten Stellenwert. Aber wenn es um Regelbarkeit, Genauigkeit und Präzision geht, kann man mit einem Elektroantrieb deutlich mehr erreichen.
Ein weiterer Anspruch des Marktes liegt in der Modularisierung von Steuerungstechnik. Welche Möglichkeiten bieten sich dadurch dem Anwender?
Also wenn wir einen Ausflug in die Industrie machen, wo es ja gang und gäbe ist, dass modulweise I/O-Ausgänge oder weitere Funktionen beziehungsweise Schnittstellen angereiht werden können, hat man eine Steuerung, die relativ genau auf Anforderungen des Anwenders zugeschnitten ist. Die Steuerungen, die bislang im Mobilmarkt zu finden sind, sind hinsichtlich der I/O-Punkte in aller Regel bereits festgelegt. Das heißt, ich habe selten exakt die Steuerung, die zu meiner Anwendung passt. Wenn ich mir aber eine maßgeschneiderte Steuerung anfertigen lasse, dauert das recht lange. Deshalb bringen wir eine Steuerung auf den Markt, die in sich modularisiert ist. Dadurch, dass sie in einem geschlossenen Gehäuse sein muss, kann sie der Kunde nicht selbst herstellen, wie in der Industrietechnik. Er sagt uns einfach, was er braucht und wir bieten innerhalb des Gehäuses verschiedene Steckplätze, die er mit I/O- und Schnittstellen- oder auch Sondermodule belegen kann. Modulare Systeme sind zwar zunächst teurer, doch bieten sie die Möglichkeit, mit vorgefertigten Bausteinen schnell eine kundenspezifische Lösung zu realisieren, die genau auf die Anwendung passt.
Jetter ist in der Fertigungsautomation groß geworden. Heute wenden Sie sich stark an mobile Anwendungen. Welche Entwicklung und Strategie steckt dahinter?
Wir haben uns die Frage gestellt, in welchen Bereichen wir wachsen können. Der Industriemarkt ist sehr stark gesättigt, da gibt es global Player wie Siemens, B&R, oder Beckhoff, die relativ starke Marktanteile haben. Wir haben nur in gewissen Bereichen und Nischen noch eine Chance, Neukunden zu generieren oder wirklich zu wachsen. Im Mobilmarkt hingegen gibt es zum Teil noch Maschinen, die noch gar keine Elektronik haben. Deren Hersteller müssen in den nächsten Jahren nachziehen. Vor allem, weil die Motoren in Bezug auf die Abgastechnik in Richtung Motorsteuergerät anstelle eines Gaszuges gehen. Das bedeutet, das sehr viele Anbieter zum Einsatz von Elektronik gezwungen werden. Zudem sind die bestehenden Maschinen meist noch nicht ausgereizt, was den Automatisierungsgrad anbelangt. Die Landtechnik ist hier ein Vorreiter, sie macht schon sehr viel um dem Traktorfahrer die Arbeit zu erleichtern. So wird es bei Bau- und Kommunalmaschinen auch sein. Das ist durchaus auch ein Markt, der wächst.
Inwiefern können Sie sich dadurch von Mitbewerbern abheben?
Also wir heben uns dadurch ab, dass wir schon 30 Jahre Know-how in der Steuerungstechnik haben. Die Mechanismen in der Industrie sind überwiegend die Gleichen. Zudem sind unsere Kunden in der Regel von unserer Programmierung überzeugt, denn wir können unsere Programmiersprache spezifischen Kundenwünschen anpassen. Wir haben sie schließlich selbst entwickelt und geschrieben. Ein weiterer Vorteil, der aktuell in der Mobilbranche noch keine so große Rolle spielt, ist der Bereich den man als Motion Control aus der Industrie kennt, also alles was mit Robotik, CNC oder Portalrobotertechnik zu tun hat. Wenn die Konstrukteure der Baumaschinen und der Landmaschinen lernen, welche Möglichkeiten ihnen diese Segmente bieten, dann gehe ich fest davon aus, dass sich auch die Prozesse und die Maschinen ändern werden und da können wir wirklich mit langjähriger Erfahrung punkten.